Israel kämpft mit angezogener Handbremse – warum die Hamas noch immer standhält

Israel kämpft mit angezogener Handbremse – warum die Hamas noch immer standhält


Die Offensive der IDF nach der Wiederaufnahme der Kämpfe am 18. März verliert rasant an Schwung – und könnte sich ohne politische Kehrtwende über Jahre hinziehen

Israel kämpft mit angezogener Handbremse – warum die Hamas noch immer standhält

Als Israels Armee am 18. März mit massiven Luftangriffen in den Gazastreifen zurückkehrte, wirkte es zunächst wie ein Neubeginn der Entschlossenheit. Innerhalb von Minuten wurden laut IDF über 150 Hamas-Terroristen getötet – ein Signal, das an die ersten Kriegswochen im Oktober und November 2023 erinnerte. Damals wurden binnen weniger Tage Tausende Kämpfer der Hamas eliminiert.

Doch was folgte, war kein Durchmarsch – sondern ein Rückzug ins Tempo der Diplomatie. Seit der Eröffnung der erneuten Militäroperation ist der Vormarsch der IDF faktisch zum Stillstand gekommen. Die Zahl der getöteten Hamas-Kämpfer bleibt beschämend niedrig: Bis zum 9. April zählte die Armee insgesamt rund 300 getötete Terroristen – also weniger als 15 pro Tag. Zum Vergleich: In der Anfangsphase des Krieges wurden bis zu 250 Terroristen pro Tag außer Gefecht gesetzt. Der Unterschied ist frappierend.

Taktische Erfolge statt strategischer Durchbrüche

Zwar meldet die IDF weiterhin operative Erfolge. Tunnelsysteme werden entdeckt und gesprengt, Waffenlager ausgehoben – darunter erneut eines in einer ehemaligen Schule. Luftangriffe treffen nahezu täglich Produktionsstätten für Raketen und Waffen, zuletzt 35 Ziele innerhalb von 24 Stunden. Insgesamt wurden seit dem 18. März rund 1.000 sogenannte „Terrorziele“ angegriffen.

Aber: Diese Angriffe zeigen bislang keine strategische Wirkung. Hamas agiert weiter, feuert Raketen, organisiert Hinterhalte, lagert Waffen und rekrutiert Nachwuchs. Militärkreise geben offen zu: Mit dem derzeitigen Tempo könnte die Zerschlagung der Hamas „Jahre dauern“.

Warum wird die IDF gebremst?

Die Antwort liegt nicht beim Militär, sondern bei der politischen Führung. Die israelische Regierung hat der Armee offensichtlich die Anweisung gegeben, das Tempo zu drosseln – aus Sorge um die über 130 noch in Gaza festgehaltenen Geiseln. Eine großangelegte Offensive könnte ihr Leben gefährden. Zudem wäre ein erneuter umfassender Einsatz mit hohen israelischen Verlusten verbunden – sowohl bei Soldaten als auch unter den Zivilisten im Gazastreifen. Ein solcher Schritt müsste innenpolitisch gerechtfertigt werden und würde wohl eine erneute Mobilmachung zehntausender Reservisten erfordern.

Stattdessen wird eine Gratwanderung versucht: Man bekämpft Hamas, aber nicht entschlossen genug, um sie tatsächlich zu zerschlagen. Der politische Balanceakt ist erkennbar – aber auf Dauer gefährlich. Denn während Israel zögert, bleibt Hamas aktiv und reorganisiert sich. Derzeit wird ihre Kämpferstärke auf 20.000 bis 25.000 geschätzt – ein Niveau, das sich trotz monatelanger Operationen kaum verändert hat.

Eine Armee im Halbschatten

Die drei in Gaza aktiven Divisionen – die 252., 143. und 36. – agieren derzeit mit deutlich reduzierter Stärke. Der Druck auf das Militär wächst – nicht nur aus der Bevölkerung, sondern auch international. Die Frage lautet: Kann und will Israel diesen Krieg noch militärisch gewinnen? Oder bleibt es bei einem endlosen Patt, in dem Hamas überlebt und Israel auf Zeit spielt?

Ohne klare politische Linie – und die Bereitschaft, die notwendigen militärischen Konsequenzen zu ziehen – wird sich der Krieg in Gaza weiterziehen. Die IDF kann die Hamas besiegen. Aber sie darf es aktuell nicht.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: IDF


Dienstag, 15 April 2025

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