Reservisten in der Kritik: Israels Armeeführung warnt Ärzte, die Kriegsende fordernReservisten in der Kritik: Israels Armeeführung warnt Ärzte, die Kriegsende fordern
Ein Brief von über 300 Reservistenärzten sorgt für Unruhe – doch sie wollen ihren Dienst nicht verweigern.
Es ist ein seltener Moment in Israels Militärgeschichte: Über 300 Reservistenärzte, Männer und Frauen, die in den letzten Monaten Verwundete unter Lebensgefahr versorgt haben, haben sich in einem offenen Brief an Verteidigungsminister Israel Katz und Premierminister Benjamin Netanjahu gewandt. Ihre Botschaft: Der Krieg müsse enden – zum Schutz der Geiseln, der Soldaten und der israelischen Gesellschaft. Die Reaktion des Militärs? Ein Aufruf, ihre Unterschriften zurückzuziehen – „Politik habe in der Armee keinen Platz.“
Der Brief wurde in der Nacht des Pessachfestes verschickt. Er war von 208 Reservisten unterzeichnet, inzwischen haben sich rund hundert weitere Mediziner angeschlossen. Sie alle betonen: Sie sind bereit, weiter zu dienen. Sie verweigern nicht den Dienst – aber sie äußern eine moralische und politische Haltung, die unbequem ist.
Die Armeeführung bemüht sich um Deeskalation. Anders als bei israelischen Luftwaffenpiloten, die nach ähnlichen Appellen aus ihren Funktionen entfernt wurden, bemüht sich das Sanitätskorps um Gespräche. Ziel sei nicht Bestrafung, sondern Klärung. Der Ton bleibt dennoch klar: „Es ist unzulässig, politische Botschaften mit militärischem Dienst zu vermischen“, so die Position des Generalstabsarztes.
Ein Arzt, der zu den Organisatoren des Schreibens gehört, erklärte gegenüber dem israelischen Sender KAN: „Ich wurde angerufen und mir wurde gesagt, dass es eine klare Anweisung von oben gibt. Wir sollen unsere Namen zurückziehen – selbst wenn wir betonen, dass wir unseren Dienst leisten.“ Ein anderer ergänzte: „Das Entfernen meiner Unterschrift kam für mich nicht infrage. Wir haben klargestellt, dass wir unsere Uniform tragen werden. Unsere Forderung ist legitim: die Rückkehr der Geiseln und ein Ende eines Krieges, der nur politischen Interessen dient.“
Trotz Gerüchten über erste Entlassungen dementierte das Militär: Kein einziger Reservist sei entlassen worden. In einem offiziellen Statement hieß es, man „werte die außergewöhnliche Hingabe der Reservistenärzte hoch“. Die medizinischen Einheiten hätten während des Krieges unzählige Leben gerettet. Die Kommunikation bleibe offen – doch die politische Neutralität der Armee sei unverhandelbar.
Diese Episode zeigt die wachsende Spannung innerhalb Israels – nicht zwischen Front und Heimat, sondern mitten in den Reihen jener, die beides sind: Soldaten und Bürger. Es ist ein Spiegelbild der schwierigen Gratwanderung zwischen demokratischer Meinungsfreiheit und der militärischen Disziplin in Zeiten des Krieges.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: IDF
Donnerstag, 17 April 2025