IDF feuert Golani-Offizier nach tödlichem Angriff auf Sanitäter – Fehler, Lügen und eine rote Linie

IDF feuert Golani-Offizier nach tödlichem Angriff auf Sanitäter – Fehler, Lügen und eine rote Linie


Ein Zwischenfall in Rafah endet mit 14 toten Rot-Kreuz-Mitarbeitern. Was Israels Armee zuerst verschwieg, wird nun zum Skandal – mit personellen Konsequenzen.

IDF feuert Golani-Offizier nach tödlichem Angriff auf Sanitäter – Fehler, Lügen und eine rote Linie

Ein kurzer Moment reichte, um 14 Leben auszulöschen – und eine der schwerwiegendsten Tragödien dieses Krieges auszulösen. Vier Minuten Feuer auf Rettungswagen. Vier Minuten, in denen alles schiefging. Jetzt zieht die israelische Armee Konsequenzen – spät, aber nicht halbherzig.

Am 23. März gegen sechs Uhr morgens eröffnete eine Einheit der Golani-Brigade in Rafah das Feuer auf eine Kolonne von Fahrzeugen des Roten Halbmonds. Vierzehn Sanitäter wurden getötet, ein weiterer schwer verletzt. Was zunächst als gezielter Angriff auf Hamas-Verschleierung dargestellt wurde, entpuppt sich nun als eine Verkettung von gravierenden Fehleinschätzungen, Regelbrüchen und mangelnder Selbstkontrolle. Die israelische Armee hat die Untersuchung abgeschlossen, die Fehler benannt und erste personelle Konsequenzen gezogen.

Ein Major, stellvertretender Kommandeur von Sayeret Golani, wird aus dem Dienst entlassen. Brigadegeneral „T“, Kommandeur der Brigade 14, wird offiziell gerügt – obwohl er selbst nicht vor Ort war. Sein Versäumnis: mangelnde Wertevermittlung, unzureichende Schulung und Fehlverhalten beim Umgang mit den Toten. Für israelische Verhältnisse ist das ein ungewöhnlich scharfes Eingeständnis institutionellen Versagens.

Noch schwerer wiegt jedoch ein anderer Punkt: Ein UN-Fahrzeug wurde wissentlich beschossen – entgegen den Einsatzregeln. Die Soldaten gaben später an, sie hätten den Wagen „vertreiben“ wollen. Eine Ausrede, die nicht trägt. Der Kommandeur der Untersuchung, Generalmajor a. D. Yoav Har-Even, nannte dieses Vorgehen den gravierendsten Teil der gesamten Operation.

Besonders brisant: Die erste Darstellung des Vorfalls, veröffentlicht durch das IDF-Sprecherteam, beruhte auf falschen Angaben. Soldaten vor Ort hatten behauptet, die Rettungswagen seien nicht ordnungsgemäß gekennzeichnet gewesen oder hätten sich auffällig verhalten. All das war unzutreffend. Erst Wochen später wurde dies in einem Zwischenbericht klargestellt. Eine gefährliche Diskrepanz zwischen militärischer Kommunikation und Realität.

Die Untersuchung trennt vier einzelne Ereignisse:

  1. Die Eröffnung des Feuers auf ein einzelnes Ambulanzfahrzeug.

  2. Der Beschuss mehrerer weiterer Krankenwagen.

  3. Der Angriff auf ein eindeutig als UN-Fahrzeug erkennbares Auto.

  4. Die mangelhafte Versorgung der Toten und ihr spätes Auffinden durch die UN.

Was die Situation so tragisch macht, ist nicht nur die Fehleinschätzung – sondern ihre Wiederholung. Nach dem ersten Beschuss hätte Alarm ausgelöst, das Feuer eingestellt, ein Umdenken einsetzen müssen. Stattdessen wurde weitergeschossen, auch auf die nachrückenden Sanitäter, die dem ersten Opfer helfen wollten. Vier Minuten lang, mit 23 Soldaten im Dauerfeuer.

Sechs der getöteten Sanitäter sollen später als Hamas-Angehörige identifiziert worden sein – aber das wusste zu dem Zeitpunkt niemand. Sie waren unbewaffnet, hatten sich nicht verdächtig gemacht. Die IDF betont ausdrücklich: Diese Information rechtfertigt nicht das Feuer.

Dass Hamas immer wieder Krankenwagen und Kliniken für militärische Zwecke missbraucht, ist bekannt – doch das entbindet nicht von der Pflicht zur Unterscheidung. Genau das ist hier gescheitert.

Hinzu kommt die unwürdige Behandlung der Leichen. Die getöteten Mediziner wurden in der Nähe der Straße in den Sand eingegraben, „zum Schutz vor Tieren“. Erst Tage später konnten die UN die Toten bergen – nachdem die IDF sie erneut an die Oberfläche gebracht hatte. Warum sie nicht direkt übergeben oder geborgen wurden, bleibt unbeantwortet.

Die Untersuchung zeigt, dass kein Generalangriff auf alles und jeden stattfand: Zivilisten wurden größtenteils verschont, auch viele Fahrzeuge unbehelligt gelassen. Dennoch bleibt: Die Angriffe auf eindeutig gekennzeichnete Sanitäterfahrzeuge sind nicht mit den Einsatzregeln vereinbar – und sie beschädigen Israels moralische Autorität in diesem Krieg.

Noch prüft die Militärstaatsanwaltschaft unter Generalanwältin Yifat Tomer Yerushalmi, ob Anklagen erhoben werden. Har-Even sprach sich dagegen aus – wegen des Kontextes und der enormen Belastung für die Soldaten. Doch ob das reicht, um Vertrauen zurückzugewinnen, ist fraglich.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By ISM Palestine - originally posted to Flickr as Al-Quds hospital, Gaza City, following Israeli shelling, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6360313


Sonntag, 20 April 2025

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