Netanjahus Büro greift Shin-Bet-Chef scharf an: "Verschweigt eigenes Versagen am 7. Oktober"Netanjahus Büro greift Shin-Bet-Chef scharf an: "Verschweigt eigenes Versagen am 7. Oktober"
Der Bruch ist endgültig: Der israelische Inlandsgeheimdienst beschuldigt den Premier, dieser kontert mit vernichtender Kritik – auf dem Rücken des schwersten Massakers in Israels Geschichte.
Die Eskalation zwischen Premierminister Benjamin Netanjahu und dem Chef des Inlandsgeheimdienstes Shin Bet, Ronen Bar, erreicht eine neue Dimension. Nachdem Bar am Montag in einer eidesstattlichen Erklärung das Büro des Premierministers schwer belastete, reagierte Netanjahus Umfeld umgehend – mit einem ebenso scharfen wie detaillierten Dementi.
Die Stellungnahme beginnt mit einer klaren Zurückweisung: „Ronen Bars Erklärung ist voller Unwahrheiten und ein Versuch, eigenes Versagen zu vertuschen.“ Besonders schwer wiegt der Vorwurf, Bar habe am 7. Oktober zwar „das System geweckt“, jedoch gezielt die zwei entscheidenden Figuren nicht informiert – weder den Premierminister noch den Verteidigungsminister. Laut Netanjahus Büro hätte eine rechtzeitige Warnung womöglich die Ermordung von über 1.200 Menschen verhindern können.
Die Details der Zeitleiste werfen ein erschütterndes Bild auf die Abläufe jener Nacht. Bar will angeblich um 5:15 Uhr den militärischen Sekretär des Premiers alarmiert haben – doch laut offizieller Darstellung erfolgte der tatsächliche Kontakt erst gegen 6:13 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt, so der Vorwurf, hatte Bar bereits seit mehr als drei Stunden Informationen über einen möglichen Angriff durch Hamas.
Das Büro des Premierministers stellt klar: „Diese Faktenlage bestätigt die Einschätzung vieler Minister – Bar hat am 7. Oktober katastrophal versagt. Schon deshalb ist seine Entlassung gerechtfertigt.“ In der Stellungnahme heißt es weiter, Bar habe auch am 5. Oktober, also zwei Tage vor dem Massaker, intern Aussagen getätigt, die seine spätere Darstellung widersprechen – konkrete Zitate wurden jedoch nicht genannt.
Auch Bars Rolle in den politischen Verwerfungen der letzten Monate wird scharf kritisiert. So wirft das Büro ihm vor, die massive Hetze gegen Netanjahu und seine Minister untätig hingenommen zu haben. Demonstranten hätten sogar Fackeln in Richtung von Netanjahus Wohnsitz abgefeuert – ein Sicherheitsbeamter sei dabei fast ums Leben gekommen. „Bar hat es versäumt, gegen die zunehmende Gewalt und Aufrufe zur Ermordung von Politikern vorzugehen“, heißt es in der Erklärung.
Besonders pikant: Bar wirft Netanjahu in seiner eidesstattlichen Erklärung vor, der Premier habe in einer möglichen Verfassungskrise die Loyalität des Shin Bet gegenüber der Regierung und nicht gegenüber dem Gesetz eingefordert. Netanjahus Büro bestreitet das vehement und spricht von einer „gezielten Verdrehung der Tatsachen“.
Auch der Zeitpunkt von Bars Entlassung wird in der Stellungnahme verteidigt. Während Kritiker darin einen Versuch sehen, die sogenannte „Qatargate“-Ermittlung zu verhindern, heißt es nun, die Pläne zur Absetzung Bars seien bereits im November 2024 bekannt gewesen – also lange vor der Veröffentlichung erster Untersuchungsergebnisse.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: GPO
Dienstag, 22 April 2025