Warum Syrien plötzlich gegen Palästinensischen Islamischen Dschihad vorgehtWarum Syrien plötzlich gegen Palästinensischen Islamischen Dschihad vorgeht
Zwei führende PIJ-Mitglieder in Damaskus verhaftet – das neue syrische Regime entfernt sich sichtbar von Iran und Hisbollah
In Syrien herrscht plötzlich eine neue Ordnung. Die Verhaftung zweier führender Vertreter der vom Iran unterstützten Terrororganisation Palästinensischer Islamischer Dschihad (PIJ) durch syrische Sicherheitskräfte markiert einen radikalen Bruch mit der Vergangenheit – und sendet ein deutliches Signal an Teheran und den Libanon. Khaled Khaled, PIJ-Chef für die syrische Arena, und Yasser al-Zafari, Leiter des Organisationskomitees, wurden laut übereinstimmenden arabischen Medienberichten in Damaskus festgenommen – nur 48 Stunden nach einem Treffen zwischen Mahmud Abbas und dem neuen Interimspräsidenten Ahmed al-Sharaa.
Noch vor wenigen Monaten war Damaskus ein sicherer Rückzugsort für antiisraelische Kräfte: Hisbollah-Kommandeure, iranische Revolutionsgardisten, PIJ-Kader – sie alle konnten unter dem Assad-Regime operieren, sich organisieren und neue Angriffe gegen Israel vorbereiten. Doch mit dem Sturz von Bashar al-Assad am 8. Dezember 2024 hat sich Syriens Haltung offenbar grundlegend verändert. Die Übergangsregierung unter Sharaa sucht nun erkennbar Distanz zu den alten Allianzen.
Bereits zuvor hatte Syriens neue Führung iranische Waffenlieferungen abgefangen, in Dörfern Waffen beschlagnahmt und begonnen, die Kontrolle über jahrzehntelang von Milizen dominiertes Territorium wiederherzustellen. Die Verhaftungen nun sind die bislang deutlichste Geste gegen den Einfluss Irans – und gegen eine Organisation, die Israel nicht nur am 7. Oktober blutig angriff, sondern seit Jahren im Westjordanland, im Gazastreifen und auf syrischem Boden agiert.
Die Reaktion des PIJ blieb nicht aus: In einem offenen Appell sprach der militärische Arm der Gruppe, die Saraya al-Quds-Brigaden, von einem “ungeklärten” Vorgehen und rief das Regime zur sofortigen Freilassung seiner Funktionäre auf. Zugleich beschwor man die “lange Geschichte” Syriens im Kampf gegen Israel – als wolle man das neue Damaskus an eine frühere Loyalität erinnern.
Doch genau diese Vergangenheit scheint das neue Regime bewusst zu hinterfragen. Die Nähe des PIJ zum Iran, die offene Kollaboration mit Teheran gegen Israel – all das ist für die neue syrische Führung offenbar kein Garant für Unterstützung mehr, sondern ein Risiko. Für Israel könnte das ein diplomatischer Wendepunkt sein, auch wenn Vorsicht geboten bleibt. Noch ist offen, ob Damaskus dem PIJ dauerhaft den Rücken kehren oder nur kurzfristig Druck ausüben will – etwa im Tausch gegen westliche Zugeständnisse. Berichte deuten darauf hin, dass die US-Regierung unter Präsident Donald Trump das Vorgehen gegen iranische Stellvertretergruppen zur Bedingung für Gespräche über Sanktionserleichterungen gemacht hat.
Sicher ist: Die Verhaftung von Khaled Khaled und Yasser al-Zafari ist ein Einschnitt. Es ist das erste Mal überhaupt, dass in Syrien ranghohe PIJ-Köpfe festgesetzt wurden – in einem Land, das bislang über ein Dutzend palästinensische Fraktionen beherbergte. Sollte Damaskus diesen Kurs fortsetzen, könnte dies nicht nur die iranischen Strukturen in der Region erschüttern – sondern auch neue Optionen für Israels Sicherheitsarchitektur eröffnen.
Autor: Redaktion
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Dienstag, 22 April 2025