Der Staat reicht die Hand – und Hisbollah schlägt sie ab

Der Staat reicht die Hand – und Hisbollah schlägt sie ab


Präsident Aoun bietet Dialog, doch Hisbollah antwortet mit Drohungen – und verrät, was sie wirklich ist.

Der Staat reicht die Hand – und Hisbollah schlägt sie ab

Der libanesische Präsident Joseph Aoun versucht das Unmögliche: Inmitten einer tiefen politischen Krise, unter wachsendem internationalen Druck und mit einem zerrissenen Land im Rücken streckt er die Hand aus – zum Dialog, zur Rettung des libanesischen Staates, zur Kontrolle über das Gewaltmonopol. Doch was er erntet, ist keine Antwort, sondern eine Drohung. Keine Bereitschaft zur Verständigung, sondern der klare Hinweis: Wer uns Grenzen setzt, verliert die Hand.

So funktioniert die Logik der Hisbollah. Seit Jahrzehnten. Dialog dient hier nicht der Verständigung, sondern der Täuschung. Vereinbarungen gelten nur so lange, wie sie der eigenen Macht nützen. Und wer den Mut hat, staatliche Institutionen zu stärken, wird nicht als Partner gesehen, sondern als Feind.

Die Geschichte wiederholt sich – in grausamer Konsequenz. 2006 war es eine Handvoll Worte im nationalen Dialog, auf die bald Bomben und Raketen folgten. Damals entführte Hisbollah eigenmächtig israelische Soldaten, entzündete damit einen verheerenden Krieg und brannte sich mit Gewalt in den libanesischen Alltag ein. Die Erklärung von Baabda? Nie mehr als ein Papierschnipsel für die Parteiführung. Abgelegt, vergessen, verleugnet.

Und heute? Wieder liegt ein Angebot auf dem Tisch. Präsident Aoun will Hisbollah nicht zerschlagen, sondern einbinden. Er will Waffen nicht zerstören, sondern legalisieren – im Rahmen des Staates. Sogar von der Integration der Kämpfer in die reguläre Armee ist die Rede. Doch wer glaubt, das würde der Hisbollah den Wind aus den Segeln nehmen, verkennt ihre Natur. Sie lebt von der Trennung, vom Ausnahmezustand, vom Chaos. Ihre Waffen sind kein Schild des Landes, sondern ein Hebel zur Erpressung – außenpolitisch im Dienst Teherans, innenpolitisch als Faust gegen jede Opposition.

Die angeblich „libanesische“ Partei ist längst ein Transmissionsriemen der iranischen Revolutionsgarden. Ihre Kämpfer unterstehen nicht Beirut, sondern Qom. Ihre Ideologie ist keine patriotische Überzeugung, sondern eine importierte religiöse Doktrin, die sich über Nationalstaaten hinwegsetzt und sich der Autorität einer islamistischen Theokratie unterordnet.

Das unterscheidet sie fundamental von den Milizen, die einst nach dem Bürgerkrieg in die Armee integriert wurden. Jene waren lokal verankert, politisch motiviert, säkular geprägt – und sie akzeptierten am Ende die Autorität des Staates. Hisbollah tut das nicht. Sie kennt keine Loyalität zum Libanon, sondern zum „Widerstand“. Und dieser „Widerstand“ ist nicht etwa der legitime Kampf eines besetzten Volkes, sondern eine ideologische Kampfansage an jede Form von Souveränität, die sich nicht Allahs Vertreter in Teheran unterwirft.

Wer glaubt, solche Kämpfer ließen sich in eine reguläre Armee eingliedern, hat entweder nichts verstanden – oder will genau das Gegenteil: die vollständige Übernahme des Staates durch eine schiitische Miliz mit internationalem Mandat.

Es geht längst nicht mehr nur um Waffen. Es geht um das Fundament der Republik. Um die Entscheidung, ob Libanon ein Staat bleibt – oder ein Fragment, regiert von religiösen Befehlsempfängern, finanziert durch iranische Revolutionskassen, missbraucht als Vorposten in einem regionalen Krieg.

Hisbollah zielt nicht auf Integration, sondern auf Ersetzung. Sie duldet keine Mitbestimmung, weil sie vom Konflikt lebt. Deshalb ist jeder Versuch des Dialogs aus ihrer Sicht ein Angriff, jeder ausgestreckte Arm ein Zeichen der Schwäche, das abgeschnitten gehört. Die Botschaft ist klar: Wer auf Staatlichkeit setzt, ist ein Verräter. Wer Waffen kontrollieren will, ein Feind. Und wer den Frieden sucht, riskiert den Krieg.

Die Frage ist nicht, ob man mit Hisbollah reden kann. Die Frage ist, ob man den Mut aufbringt, ihre wahre Rolle zu benennen – und ihr den Platz zuzuweisen, den sie verdient: außerhalb jeder staatlichen Struktur, jenseits jeder Legitimität.

Solange die libanesische Bevölkerung diese Realität nicht anerkennt, bleibt das Land eine Geisel. Und jede ausgestreckte Hand – eine Einladung zur Verstümmelung.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Tasnim News Agency, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=110270138


Samstag, 26 April 2025

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