Feuerinferno bedroht Jerusalem: Israel kämpft um Kontrolle

Feuerinferno bedroht Jerusalem: Israel kämpft um Kontrolle


Israel steht vor einer der schlimmsten Naturkatastrophen seiner Geschichte. Am Mittwochmorgen brachen in den Hügeln rund um Jerusalem massive Waldbrände aus, die durch starke Winde und extreme Trockenheit angefacht wurden. Trotz des Einsatzes von 119 Feuerwehrteams und internationaler Unterstützung bleiben die Flammen größtenteils unkontrolliert.

Feuerinferno bedroht Jerusalem: Israel kämpft um Kontrolle

Die Hügel rund um Jerusalem brennen lichterloh. Am Mittwoch, dem 30. April 2025, begannen die Flammen, sich rasend schnell durch Wälder und Buschland zu fressen, angefacht durch starke Winde und eine Hitzewelle mit Temperaturen bis zu 39 Grad Celsius. Die Feuerwehr spricht von einem der größten Brände in der Geschichte des Landes. Selbst am Donnerstagmorgen, als 119 Feuerwehrteams und 11 Löschflugzeuge im Einsatz waren, gelang es nur in zwei Gebieten – Canada Park und Mevo Horon – die Flammen teilweise einzudämmen. An sechs weiteren Brennpunkten, darunter Sha’ar Hagai, Mesilat Zion und Neveh Shalom, lodern die Feuer weiter und bedrohen Wohnhäuser und Infrastruktur.

Ein Land im Ausnahmezustand

Die Brände haben das Leben in Israel zum Stillstand gebracht. Die Autobahn 1, die Jerusalem mit Tel Aviv verbindet, war zeitweise gesperrt, ebenso wie die Autobahnen 38 und 3. Videos zeigen Autofahrer, die ihre Fahrzeuge auf der Autobahn zurücklassen und zu Fuß vor den Flammen fliehen, während dichter Rauch die Hügel einhüllt. Mehr als ein Dutzend Gemeinden, darunter Neveh Ilan, Yad Hashmona und Shoresh, wurden evakuiert. Rund 7.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, viele fanden in Hotels in Jerusalem Zuflucht, organisiert durch das Tourismusministerium unter der Leitung von Minister Haim Katz.

Die medizinischen Folgen sind besorgniserregend. Das Shamir Medical Center behandelt acht Personen, die durch Rauchvergiftung oder Verbrennungen verletzt wurden, während das Kaplan Medical Center drei weitere Patienten mit leichten Verletzungen aufnahm. Insgesamt 17 Feuerwehrleute wurden verletzt, zwei von ihnen mussten stationär behandelt werden. Das Hadassah-Universitätskrankenhaus in der Nähe der Brandgebiete rief die Bevölkerung dazu auf, nur in dringenden Fällen zu kommen, und evakuierte Patienten, die keine stationäre Behandlung benötigten. Mittlerweile hat das Krankenhaus Entwarnung gegeben und nimmt wieder reguläre Patienten auf.

Internationale Hilfe: Ein globaler Kraftakt

Angesichts der überwältigenden Dimension der Katastrophe hat Israel die internationale Gemeinschaft um Unterstützung gebeten. Außenminister Gideon Sa’ar nahm Kontakt zu über einem Dutzend Ländern auf, darunter Griechenland, Kroatien, Italien, Bulgarien und Zypern. Bereits am Donnerstag sollen acht Löschflugzeuge aus Zypern und Italien eintreffen. Rumänien entsendet zwei Flugzeuge – eines für die Brandbekämpfung und eines für logistische Unterstützung. Spanien und Frankreich haben ebenfalls Hilfe zugesagt, während Länder wie die Ukraine und Ecuador ihre Unterstützung angeboten haben.

Die Zusammenarbeit mit den Nachbarländern zeigt Israels Entschlossenheit, die Krise zu bewältigen. Selbst die Palästinensische Autonomiebehörde bot ihre Feuerwehr an, ein Angebot, das Israel noch prüft. Solche Kooperationen gab es bereits in der Vergangenheit, etwa bei den Bränden von 2010 und 2016. Die internationale Solidarität gibt Hoffnung, doch die Zeit drängt: Feuerwehrkommandant Shmuel Friedman warnte, dass die Winde am Mittag des Donnerstags wieder auffrischen könnten, was die Brände weiter anfachen würde.

Der Einsatz der Sicherheitskräfte

Neben der Feuerwehr sind auch die israelischen Streitkräfte (IDF) massiv involviert. Die Technologie- und Logistikdirektion der IDF stellte Wassertanker mit 300.000 Litern Wasser sowie schweres Gerät bereit, um Feuerlinien zu schaffen und die Ausbreitung der Flammen zu stoppen. Die Such- und Rettungsbrigade sowie die Einheit 669 durchkämmen die Brandgebiete, um Eingeschlossene zu retten und medizinische Hilfe zu leisten. Besonders hervorzuheben ist der Einsatz der „Shimshon“-Flugzeuge der israelischen Luftwaffe, die in der Nacht über 95 Ladungen Löschmittel abwarfen.

Die Polizei ist ebenfalls in hoher Alarmbereitschaft. Sie koordinierte die Evakuierungen und sicherte die gesperrten Autobahnen. Gleichzeitig wächst der Verdacht, dass die Brände nicht nur durch die extremen Wetterbedingungen ausgelöst wurden, sondern gezielt gelegt sein könnten.

Brandstiftung: Terror als Ursache?

Ein dunkler Schatten liegt über der Katastrophe: Die israelische Sicherheitsbehörde Shin Bet untersucht, ob die Brände durch Brandstiftung verursacht wurden, möglicherweise mit terroristischem Motiv. Am Mittwochnachmittag meldete ein Anrufer einen Mann, der versuchte, in Südj Jerusalem Vegetation in Brand zu setzen. Die Polizei nahm einen Verdächtigen aus Umm Tuba fest, bei dem ein Feuerzeug, Baumwolle und andere brennbare Materialien gefunden wurden. Der Mann, etwa 50 Jahre alt, wurde zur Vernehmung gebracht, die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.

Die Shin Bet arbeitet mit der Polizei und Feuerwehrermittlern zusammen, um verdächtige Brandherde zu identifizieren. Aussagen von Politikern wie Nationaler Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir und Shas-Führer Aryeh Deri, die von gezielter Brandstiftung durch Palästinenser sprechen, heizen die Debatte an. Auf palästinensischen Social-Media-Kanälen kursierten Aufrufe, Brände in der Nähe israelischer Siedlungen zu legen, was die Spannungen weiter verschärft. Dennoch betonen die Behörden, dass es noch zu früh ist, die genaue Ursache der Brände eindeutig festzulegen. Feuerwehrchef Eyal Caspi erklärte, man habe derzeit „keinen Hinweis“ auf die Ursache, die Ermittlungen seien aber in vollem Gange.

Ein Land in Trauer und Kampf

Die Brände überschatteten die Feierlichkeiten zum Gedenktag (Yom HaZikaron) und Unabhängigkeitstag (Yom HaAtzmaut). Viele Veranstaltungen, darunter die zentrale Zeremonie in Jerusalem, wurden abgesagt. Das Verteidigungsministerium riet davon ab, Friedhöfe zu besuchen, da die Gefahr durch umstürzende Sonnenschutzkonstruktionen zu groß war. Dennoch erlaubt die Feuerwehr Grillfeiern zum Unabhängigkeitstag, fordert aber strikte Sicherheitsvorkehrungen.

Premierminister Benjamin Netanyahu bezeichnete die Lage als „nationale Notlage“ und warnte, dass die Flammen bis an die Stadtgrenze Jerusalems vordringen könnten. In einem Video betonte er die tödliche Kombination aus Trockenheit und starkem Wind und rief dazu auf, alle verfügbaren Ressourcen zu mobilisieren. Netanyahu steht unter Druck, die Krise zu meistern, während gleichzeitig Kritik an der Vorbereitung des Landes auf solche Katastrophen laut wird. Ein Bewohner von Modiin klagte gegenüber der Presse, dass trotz bekannter Wettervorhersagen nicht genügend große Löschflugzeuge bereitstanden.

Blick nach vorn: Ein Ringen um Kontrolle

Die kommenden Stunden und Tage werden entscheidend sein. Feuerwehrkommandant Friedman betonte, dass die Teams mindestens bis Samstag im Dauereinsatz bleiben müssen. Die Hoffnung liegt auf der internationalen Unterstützung und der unermüdlichen Arbeit der Feuerwehr, Polizei und Armee. Doch die Angst bleibt: Sollten die Winde stärker werden, könnten die Brände noch mehr Verwüstung anrichten.

Israel kämpft nicht nur gegen die Flammen, sondern auch gegen die Möglichkeit, dass diese Katastrophe von Menschenhand ausgelöst wurde. Die Untersuchungen der Shin Bet könnten weitreichende Konsequenzen haben, sowohl für die innere Sicherheit als auch für die ohnehin angespannten Beziehungen zu den palästinensischen Gebieten. Für die Menschen in den evakuierten Gemeinden zählt jedoch nur eines: die Rückkehr in ein sicheres Zuhause.

Die Welt blickt auf Jerusalem, wo Feuerwehrleute, Soldaten und internationale Helfer Seite an Seite kämpfen, um eine der heiligsten Städte der Welt zu schützen. Es ist ein Ringen um Leben, Land und Hoffnung – und ein Weckruf, dass Naturkatastrophen und menschliche Konflikte oft Hand in Hand gehen.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot


Donnerstag, 01 Mai 2025

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