Israel plant neue Strategie für Hilfslieferungen in Gaza: Direkte Versorgung für Familien, um Hamas den Zugriff zu entziehenIsrael plant neue Strategie für Hilfslieferungen in Gaza: Direkte Versorgung für Familien, um Hamas den Zugriff zu entziehen
Israel will die Verteilung von Hilfsgütern in Gaza grundlegend verändern – das Ziel: mehr Hilfe für die Zivilbevölkerung, weniger für bewaffnete Gruppen.
Israel steht kurz davor, die humanitäre Hilfe für den Gazastreifen nach einer mehr als zweimonatigen Pause wiederaufzunehmen – doch diesmal unter völlig neuen Bedingungen. Nach Angaben israelischer und arabischer Insider, die mit der Zeitung The Times of Israel sprachen, soll die bisherige großflächige Lagerung und Verteilung der Hilfsgüter beendet werden. Stattdessen werden internationale Organisationen und private Sicherheitsfirmen direkt Hilfspakete an Familien verteilen.
Das bedeutet konkret: Jede Familie in Gaza wird eine eigene Kontaktperson benennen müssen, die sich in eine von den israelischen Verteidigungskräften (IDF) gesicherte Zone im Süden des Gazastreifens begibt. Dort werden die Hilfspakete nach sorgfältiger Sicherheitskontrolle ausgegeben. Ein Paket soll mehrere Tage ausreichen, bevor die Vertreter der Familien erneut zum Verteilerpunkt zurückkehren dürfen.
Warum dieser neue Ansatz? Israel will sicherstellen, dass die Hilfsgüter tatsächlich die notleidende Zivilbevölkerung erreichen – und nicht, wie in der Vergangenheit oft geschehen, von der Hamas für ihre eigenen Zwecke umgeleitet werden. Der IDF kommt dabei nicht die Aufgabe zu, die Hilfe selbst zu verteilen. Vielmehr sollen die Soldaten nur die Sicherheitsumgebung für die zivilen und internationalen Helfer schaffen.
Interessanterweise sollen führende Köpfe einer der Sicherheitsfirmen, die für die Hilfsausgabe vorgesehen sind, enge Verbindungen zu Israels Strategieminister Ron Dermer haben. Doch obwohl der Plan große Unterstützung innerhalb der Sicherheitsbehörden und auch aus dem innersten Kreis von Premierminister Benjamin Netanjahu genießt, fehlt bislang die offizielle Zustimmung der Regierung.
Kritik an diesem Ansatz kommt jedoch von arabischen Stimmen, die sich mit der Planung auskennen. Sie äußern Zweifel daran, dass diese Methode Hamas wirksam ausschließen könne. Besonders besorgt zeigen sie sich über die Belastung für die Familienvertreter, die aus teilweise weit entfernten Zeltstädten anreisen müssten – oft über unsichere Wege. „Das sind dann wie lebende Zielscheiben“, warnte ein arabischer Offizieller. Zudem befürchtet er, dass die Nahrungsmengen bewusst knapp bemessen werden und gerade einmal das Überleben sichern.
Ein weiteres Problem: Das Modell sei schwer auf die gesamte Bevölkerung übertragbar, da diese nach monatelangen Kämpfen auf immer kleinere Gebiete zusammengepfercht sei. „Das wirkt wie ein schleichender Schritt hin zu einer dauerhaften israelischen Präsenz in Gaza, wo am Ende die IDF für die Versorgung verantwortlich ist“, so der arabische Gesprächspartner.
Alternativ, so die arabische Seite, könnte die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) stärker eingebunden werden. Diese Idee lehnt Israel jedoch bisher ab, weil die PA ihre Kooperation an politische Bedingungen geknüpft hat – wie etwa die Aussicht auf einen eigenen Staat. Arabische Staaten, die bereit wären, sich am Wiederaufbau Gazas zu beteiligen, fordern jedoch genau diese Einbindung der PA, um Hamas zu schwächen.
Aus israelischer Sicht ist der Handlungsdruck enorm. Die IDF hat in internen Beratungen klargemacht, dass eine Wiederaufnahme der Hilfslieferungen bald unvermeidlich ist, um einer humanitären Katastrophe und möglichen internationalen Vorwürfen vorzubeugen. Die IDF möchte dabei helfen, sichere Verteilungszonen zu schaffen, und arbeitet eng mit zivilen Akteuren zusammen, um sicherzustellen, dass die Hilfsgüter nicht in die Hände von Hamas gelangen.
Das Einfrieren der Hilfslieferungen Anfang März war Teil des israelischen Drucks auf Hamas, einem neuen Abkommen über die Freilassung von Geiseln zuzustimmen. Doch bislang gibt es in den Gesprächen dazu keinen Durchbruch. Währenddessen hat die israelische Armee ihre militärischen Operationen intensiviert und nach eigenen Angaben Hunderte Kämpfer verschiedener Terrororganisationen, darunter viele hochrangige Hamas-Funktionäre, getötet.
Die Zahl der verbleibenden Geiseln liegt derzeit bei 59, darunter etwa zwei Dutzend, die nach Schätzungen der israelischen Armee noch am Leben sind. Für die IDF bleibt deren Rückführung die oberste Priorität – noch vor dem militärischen Ziel, die Kontrolle der Hamas über Gaza zu beenden.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: IDF
Samstag, 03 Mai 2025