Iranisches Schattenmanöver in Syrien: Wie die PIJ Israels Luftschläge für ihr Comeback nutzt

Iranisches Schattenmanöver in Syrien: Wie die PIJ Israels Luftschläge für ihr Comeback nutzt


Ein kompliziertes Spiel um Einfluss, Loyalität und Macht – und Israel steht mitten im Visier

Iranisches Schattenmanöver in Syrien: Wie die PIJ Israels Luftschläge für ihr Comeback nutzt

Es klingt zunächst vertraut: Die palästinensische Terrorgruppe Islamischer Dschihad (PIJ), finanziert und bewaffnet vom Iran, verurteilt Israels jüngste Luftangriffe auf Syrien. Solche Statements sind im Nahen Osten Alltag. Doch diesmal steckt mehr dahinter – ein gefährliches, taktisches Spiel des Iran, das weit über symbolische Solidaritätsbekundungen hinausgeht. Denn nicht nur Israel soll ins Abseits gedrängt werden, sondern auch das neue syrische Regime, das sich zunehmend vom alten iranisch-schiitischen Einfluss befreien will.

Der Hintergrund: Am 3. Mai griff die israelische Luftwaffe erneut militärische Ziele in Syrien an. Teheran reagierte prompt mit lauten Verurteilungen. Nun folgte die PIJ mit einem ebenso dramatischen Statement: „Arabische und islamische Nationen werden vor Israels Aggression gegen Syrien nicht sicher sein.“ Eine klare Botschaft, doch sie richtet sich weniger an Israel, sondern an Damaskus selbst. Der PIJ will sich wieder in Syrien einnisten. Die neue syrische Regierung unter Ahmed al-Shara’a hat in den letzten Monaten die Geduld mit iranischen Stellvertretergruppen wie der PIJ verloren. Im April wurden zwei hochrangige PIJ-Mitglieder verhaftet, Gerüchte sprechen von weiteren Festnahmen in den Reihen der palästinensischen PFLP.

Die Botschaft der PIJ ist also doppelt kodiert: Sie verdammt Israel, um in Damaskus wieder hofiert zu werden. Denn eins ist klar: Ohne eine strategische Rückkehr nach Syrien verliert der Iran entscheidenden Einfluss in einem Land, das jahrzehntelang sein loyaler Partner war. Assad war Teherans Verbündeter; das neue syrische Regime hingegen steht unter anderem durch die Annäherung an die Türkei zunehmend auf Distanz.

Iranische Medien wie IRNA springen der PIJ zur Seite. Dort heißt es, die israelischen Angriffe seien „ein Ausdruck der expansionistischen Pläne des Regimes“. Man beschwört die große arabische und islamische Solidarität, warnt, dass kein arabisches Land vor Israels „Aggressionen“ sicher sei. Doch in Wirklichkeit geht es hier nicht um arabische Brüderlichkeit – es geht um Einflusszonen.

Das Machtspiel ist klar: Wenn sich das neue Damaskus gegen den Iran stellt, droht Teheran mit Unruhe. Wenn es Iran jedoch wieder hereinlässt, winkt die Unterstützung gegen Israel. Doch was wie ein regionaler Machtpoker aussieht, hat globale Implikationen. Israel muss sich nicht nur gegen konkrete militärische Bedrohungen wehren, sondern auch gegen ein Geflecht aus geopolitischen Intrigen.

Für Israel ist die Lage kompliziert. Die Luftschläge gegen iranische Waffenlieferungen und Waffenlager in Syrien sind Teil der strategischen Verteidigung. Sie sollen verhindern, dass der Iran die Hisbollah und andere Gruppen mit noch mehr Raketen und Drohnen versorgt, die irgendwann israelisches Territorium erreichen könnten. Gleichzeitig aber sind diese Angriffe ein Hebel, den Teheran nutzen kann, um sich als „Beschützer“ Syriens zu inszenieren – und den syrischen Nationalstolz gegen Israel zu mobilisieren.

Ob die neue syrische Regierung auf diesen Köder hereinfällt, bleibt offen. Fakt ist: Teheran und seine Stellvertreter wie die PIJ stehen vor einer schwierigen Aufgabe. Sie wollen zurück nach Damaskus, doch das neue Machtgefüge in Syrien, gestützt auch durch eine vorsichtige Annäherung an die Türkei, will nicht erneut zum Spielball iranischer Ambitionen werden.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Tasnim News Agency, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=115343894


Sonntag, 04 Mai 2025

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