IDF veröffentlicht Identität eines Hamas-Terroristen – Polizei und Inlandsgeheimdienst kritisieren Vorgehen scharfIDF veröffentlicht Identität eines Hamas-Terroristen – Polizei und Inlandsgeheimdienst kritisieren Vorgehen scharf
Ein interner Streit zwischen Israels Sicherheitsbehörden entlarvt tiefe Spannungen: Hat das Militär mit der Offenlegung eines Terroristen die Ermittlungen gefährdet?
Ein brisanter Streit erschüttert derzeit Israels Sicherheitsapparat. Die Enthüllung der Identität eines Hamas-Terroristen durch die israelischen Streitkräfte (IDF) sorgt für scharfe Kritik aus den Reihen der Polizei und des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet. Der Grund: Die Veröffentlichung steht offenbar im direkten Widerspruch zu einer geltenden Nachrichtensperre und könnte laufende Ermittlungen sowie Zeugenaussagen freigelassener Geiseln massiv beeinträchtigen.
Wie der öffentlich-rechtliche Sender KAN am Mittwoch berichtet, sei die Identität eines hochrangigen Nukhba-Kämpfers veröffentlicht worden – jenes Elitekommandos der Hamas, das maßgeblich am Massaker vom 7. Oktober beteiligt war. Der betreffende Terrorist hatte Geiseln in Gaza bewacht, war nun in Rafah festgenommen worden – und hatte sich offenbar den israelischen Truppen ergeben.
Ermittler fühlen sich übergangen
Besonders pikant: Die Veröffentlichung erfolgte ohne Absprache mit der Polizei und dem Schin Bet. Beide Behörden sollen – laut KAN – entsetzt auf die öffentliche Bekanntgabe reagiert haben. In einem offiziellen Schreiben an die Armee forderten sie eine Erklärung dafür, warum diese brisante Information an die Öffentlichkeit ging, obwohl Vertraulichkeit vereinbart war.
Ermittler betonen, dass die Identität des Hamas-Mitglieds aus gutem Grund bisher geheim gehalten wurde: Um keine laufenden Befragungen freigelassener Geiseln zu gefährden, deren Aussagen möglicherweise durch eine Vorveröffentlichung beeinflusst werden könnten – sei es durch Medienberichte oder durch öffentliche Meinung.
Ein besonders kritischer Punkt ist dabei die Identifizierung des Terroristen durch die Opfer. Aussagen von Menschen, die in der Gewalt der Hamas überlebt haben, gelten als zentral für die spätere Anklage. Wird aber bereits öffentlich gezeigt, wen Israel inhaftiert hat, könnte dies als unzulässige Beeinflussung der Zeugenaussagen interpretiert werden – mit juristisch schwerwiegenden Folgen.
Armee gibt Panne zu – und verspricht Besserung
Die IDF hat mittlerweile auf die Kritik reagiert. Ein Sprecher räumte laut KAN ein, dass es sich um eine „Panne“ gehandelt habe. Künftig solle besser koordiniert werden – insbesondere mit Blick auf Veröffentlichungen, die strafrechtlich relevante Informationen betreffen. Dass eine derart sensible Information ohne Absprache mit den zuständigen Ermittlern veröffentlicht wurde, ist für viele jedoch mehr als ein bloßes Versehen: Es offenbart ein gefährliches Kommunikationsvakuum zwischen den Sicherheitsbehörden in einer der heikelsten Phasen des Kampfes gegen die Hamas.
Zugleich stellt sich die Frage, ob politische Motive eine Rolle spielten. Denn die Veröffentlichung der Identität eines gefassten Terroristen kann auch als öffentlichkeitswirksames Signal verstanden werden – etwa, um Stärke und Kontrolle zu demonstrieren. Doch ein solches Vorgehen kann nach hinten losgehen: Wenn die Justiz darunter leidet, verspielt Israel das wichtigste Kapital im Kampf gegen den Terror – seine Glaubwürdigkeit als Rechtsstaat.
Autor: Redaktion
Bild Quelle:
Mittwoch, 07 Mai 2025