Geheimgespräche über Emirate: Israel und Syrien tasten sich vorsichtig aneinander heran

Geheimgespräche über Emirate: Israel und Syrien tasten sich vorsichtig aneinander heran


Erstmals seit Jahren gibt es geheime Kontakte zwischen Syrien und Israel – vermittelt über die Vereinigten Arabischen Emirate. Was nach einem diplomatischen Durchbruch klingt, ist in Wahrheit ein brüchiger Versuch der Schadensbegrenzung.

Geheimgespräche über Emirate: Israel und Syrien tasten sich vorsichtig aneinander heran

Was in der Region lange undenkbar schien, geschieht nun hinter verschlossenen Türen: Israel und Syrien haben einen verdeckten Gesprächskanal eröffnet – über die Vereinigten Arabischen Emirate als Mittler. Mehrere mit dem Vorgang vertraute Quellen bestätigen, dass es seit Mitte April Kontakte auf Sicherheitsebene gibt. Offiziell bestehen zwischen den beiden Staaten keinerlei diplomatische Beziehungen. Doch die Realität auf dem Boden zwingt beide Seiten zum Umdenken.

Nach der Reise des neuen syrischen Übergangspräsidenten Ahmed al-Sharaa in die VAE am 13. April begann ein stiller Dialog – mit einem begrenzten Zielkorridor: Terrorismusbekämpfung, Sicherheitsfragen, Vertrauen schaffen. Über militärische Aktivitäten, etwa der israelischen Luftwaffe in Syrien, wird laut syrischer Seite nicht gesprochen. Doch allein der Umstand, dass Vertreter beider Länder überhaupt kommunizieren, ist bemerkenswert – und spiegelt die neue geopolitische Unsicherheit wider.

Die neue Realität in Damaskus

Seit dem Machtwechsel in Syrien, bei dem Ahmed al-Sharaa nach einem inneren Zerwürfnis die Kontrolle übernahm, bemüht sich das Regime um neue regionale Allianzen – auch aus purer Not. Der Iran, einst engster Partner, ist durch interne Krisen geschwächt, die Hisbollah durch Israels Verteidigungsaktionen unter Druck. Syrien steht isoliert da und sucht nun Wege, seine Südgrenze zu stabilisieren.

Aus israelischer Sicht bleiben die Golan-Höhen und der Schutz vor iranischen Waffenlieferungen an die Hisbollah entscheidend. Auch wenn der offizielle Ton unverändert kühl ist, hat sich die Lage verändert: Statt eines aggressiven Baath-Regimes gibt es in Damaskus nun eine fragile Übergangsregierung, die ums Überleben kämpft – und möglicherweise empfänglicher für sicherheitspolitische Absprachen ist.

Ein vorsichtiger Draht – mit alten Akteuren

Laut Insiderinformationen sind nicht nur aktuelle syrische und emiratische Sicherheitsbeamte beteiligt, sondern auch ehemalige israelische Geheimdienstmitarbeiter. Ein riskanter Spagat: Israel bleibt offiziell bei seiner Linie, keine Kontakte mit Damaskus zu pflegen, solange Iran und Hisbollah in Syrien aktiv sind. Doch informelle Kanäle erlauben Flexibilität – auch in Vorbereitung auf mögliche regionale Veränderungen.

Die Vereinigten Arabischen Emirate spielen dabei erneut die Rolle des diskreten Vermittlers. Schon in anderen Konflikten – etwa bei der Normalisierung zwischen Israel und arabischen Staaten – hat sich Abu Dhabi als strategischer Gesprächspartner etabliert. Nun versuchen sie, auch die syrisch-israelische Front zu entschärfen.

Kein Frieden, aber ein Signal

Es wäre naiv zu glauben, dieser geheime Austausch sei der Beginn einer Annäherung im klassischen Sinn. Zu tief sitzen Misstrauen, zu präsent sind syrische Milizen, die von Iran gelenkt werden. Auch die Angriffe Israels auf iranische Ziele in Syrien werden weitergehen – notfalls ohne Rücksicht auf diplomatische Kanäle. Doch es zeigt sich: Selbst in einem vergifteten Umfeld wie diesem gibt es Akteure, die nach stabilisierenden Elementen suchen.

Israel kann es sich nicht leisten, nur auf militärische Abschreckung zu setzen. Syrien ist keine funktionierende Nation, sondern ein zerklüftetes Konfliktfeld. Der Versuch, über Dritte mit der neuen syrischen Führung wenigstens über Gefahrenpotenziale zu sprechen, ist kein Zeichen von Schwäche – sondern nüchterner Realismus.

Ob daraus irgendwann mehr erwächst, bleibt offen. Doch in einem Nahen Osten, in dem Gesprächsverweigerung oft zu Krieg führt, ist jeder stille Kanal zumindest ein Versuch, das Unausweichliche zu verhindern.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Presidency of the Syrian Arab Republic - Presidency of the Syrian Arab Republic, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=161750824


Mittwoch, 07 Mai 2025

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