Lehrerprotest führt zu Schulschließung in Tel Aviv: Eltern solidarisieren sich mit suspendiertem PädagogenLehrerprotest führt zu Schulschließung in Tel Aviv: Eltern solidarisieren sich mit suspendiertem Pädagogen
Nach einer Anhörung wegen seines Engagements im Rahmen der Proteste wird ein Lehrer aus dem Schuldienst entfernt – Eltern reagieren mit eigenem Schulstreik.
Seit Tagen sorgt die anhaltende Protestwelle von Lehrerinnen und Lehrern in Israel für Diskussionen – nun hat ein erster Fall konkrete Folgen: Ein Pädagoge, der sich besonders aktiv an der sogenannten „Krankmeldungs-Protestaktion“ beteiligt hatte, wurde nach Angaben des israelischen Bildungsministeriums von seinen Pflichten entbunden. Der Schritt sorgt auch außerhalb des Ministeriums für Reaktionen.
Der betroffene Lehrer, Zemach Strom, unterrichtet an der David-Yellin-Schule in Tel Aviv. Ihm wurde laut offiziellen Stellen vorgeworfen, eine zentrale Rolle bei der Organisation und öffentlichen Kommunikation der Arbeitsniederlegungen gespielt zu haben. In einem Schreiben des Ministeriums heißt es, es handele sich um ein Disziplinarverfahren wegen „Anstiftung“. Strom war zu einer Anhörung geladen worden – im Anschluss sei ihm mitgeteilt worden, dass er nicht weiter im Schulsystem tätig sein könne.
Das Verfahren reiht sich ein in eine zunehmende Verschärfung des Tons zwischen Bildungsministerium und Teilen des Lehrpersonals. Seit Beginn der Proteste hatten sich zahlreiche Lehrer und Erzieher krankgemeldet, um damit gegen ihrer Ansicht nach unzureichende Reformen, Gehaltsstrukturen und Arbeitsbedingungen zu demonstrieren. Die Gewerkschaft der Lehrer befindet sich seit Wochen in zähen Verhandlungen mit dem Finanzministerium.
Die Entscheidung, Strom aus dem Dienst zu entfernen, löste am Freitagmorgen eine ungewöhnliche Reaktion aus: Die Eltern der Schülerinnen und Schüler seiner Schule organisierten eigenständig eine Schulschließung. Der Unterricht fand an diesem Tag nicht statt. In einer Mitteilung an die Eltern hatte Strom zuvor erklärt, dass er das Vorgehen des Ministeriums als „politisch motivierten Schritt“ betrachte, der darauf abziele, kritische Stimmen in der Bildung zu unterdrücken.
In seinem Brief schrieb Strom unter anderem: „Das Verfahren diene nicht der sachlichen Klärung, sondern solle abschrecken.“ Er forderte die Eltern auf, mit ihrer eigenen Aktion ein Zeichen zu setzen – als Beitrag zur öffentlichen Diskussion über die Rolle und Verantwortung des Bildungssystems. Zugleich betonte er, dass die Protestformen nicht als Konfrontation, sondern als Ausdruck eines Engagements für „wertebasierte Bildung“ zu verstehen seien.
Das Bildungsministerium selbst äußerte sich am Freitag nicht im Detail zu dem Fall, betonte aber in vorherigen Stellungnahmen, dass gezielte Krankmeldungen und kollektive Protestmaßnahmen „nicht mit den arbeitsrechtlichen Vorgaben des öffentlichen Dienstes vereinbar“ seien.
Unklar ist derzeit, ob es zu weiteren Maßnahmen gegen andere beteiligte Lehrkräfte kommen wird. Die Gewerkschaft der Lehrer hatte zuletzt angedeutet, dass sie Versuche, einzelne Lehrer gezielt zu sanktionieren, genau beobachten werde.
Auch auf politischer Ebene wird die Entwicklung aufmerksam verfolgt. In sozialen Netzwerken rufen Unterstützerinnen und Unterstützer beider Seiten zur Zurückhaltung auf – einige fordern eine Deeskalation und eine Rückkehr an den Verhandlungstisch, andere befürworten konsequentes Vorgehen gegen mutmaßlich koordinierte Streikformen.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild
Freitag, 09 Mai 2025