Trump gegen Netanyahu: Wächst der Graben zwischen Washington und Jerusalem?

Trump gegen Netanyahu: Wächst der Graben zwischen Washington und Jerusalem?


Einst demonstrative Einigkeit – jetzt sichtbare Differenzen: Trumps neue Linie im Nahen Osten sorgt für Irritationen in Israel.

Trump gegen Netanyahu: Wächst der Graben zwischen Washington und Jerusalem?

Was vor wenigen Monaten noch wie ein Schulterschluss wirkte, beginnt sich in grundlegenden Fragen aufzulösen. Laut einem aktuellen Bericht von NBC News kriselt es hinter den Kulissen zwischen US-Präsident Donald Trump und Israels Premierminister Benjamin Netanyahu – vor allem bei der Strategie gegenüber dem Gazastreifen und dem Iran. Der bisherige Konsens: Hamas muss entwaffnet, der Iran am Bau einer Atombombe gehindert werden. Doch die Wege dahin könnten unterschiedlicher kaum sein.

Trump, der nach dem 7. Oktober Waffenlieferungen an Israel beschleunigte und der IDF politische Rückendeckung gab, wendet sich nun offenbar einer neuen Vision zu: einem diplomatischen Friedensplan und dem Wiederaufbau Gazas – einem „Riviera des Nahen Ostens“, wie er es formulieren soll. Militärische Offensiven wie der aktuelle Vorstoß der IDF würden diesen Plan nur erschweren, so Trump intern. Diese Haltung, so berichten anonyme US- und Nahostbeamte, stoße in Jerusalem auf Unverständnis.

Netanyahu indes bleibt hart in seiner Linie: Kein Wiederaufbau ohne vollständige Entwaffnung der Hamas, keine Zugeständnisse an den Iran. Der israelische Regierungschef ist alarmiert über Trumps Gesprächsbereitschaft mit Teheran – insbesondere über Überlegungen, dem iranischen Regime eine begrenzte Urananreicherung zu erlauben. Für Israel, das Teherans Atomprogramm als existentielle Bedrohung betrachtet, wäre das ein gefährlicher Rückschritt. Dass Trump sich in dieser Frage noch nicht endgültig positioniert hat, sorgt für zusätzliche Unruhe in Jerusalem.

Ein weiterer Reibungspunkt: die US-Militärpolitik im Jemen. Trump hat jüngst entschieden, sich aus der militärischen Konfrontation mit den vom Iran unterstützten Huthi-Milizen zurückzuziehen – ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem diese Raketen auf Israel abfeuern. Netanyahu soll diese Entscheidung während eines Besuchs im Weißen Haus kalt erwischt haben. Die Botschaft: Israel kann nicht mehr bedingungslos auf Washingtons militärische Unterstützung zählen.

Dass Republikaner wie Tom Cotton und Lindsey Graham Trumps Iranpolitik öffentlich kritisieren und auf eine harte Linie gegenüber Teheran drängen, zeigt, dass auch im eigenen Lager Unmut wächst. Beide fordern, dass jeder neue Iran-Deal dem Senat zur Ratifizierung vorgelegt wird – eine klare Warnung an den Präsidenten, keine Alleingänge zu wagen.

Gleichzeitig kursieren Berichte, dass die USA nicht länger darauf bestehen, eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und Israel als Voraussetzung für eine nukleare Zusammenarbeit mit dem Königreich durchzusetzen. Diese Kehrtwende deutet auf eine geopolitische Umorientierung Washingtons. Trump will offenbar Flexibilität zeigen – auch gegenüber Palästinensern und Syrern. Medien aus der arabischen Welt berichten, dass er sich in Saudi-Arabien mit Mahmud Abbas und dem syrischen Präsidenten Abu Mohammad al-Julani treffen will. Letzterer ist der Anführer der Dschihadistenmiliz Hayat Tahrir al-Sham, die von den USA als Terrororganisation eingestuft wird – ein diplomatisch mehr als heikler Schritt.

Trotz aller Spannungen versichert das Weiße Haus, man stehe weiterhin fest an der Seite Israels und werde alles tun, um eine iranische Atombombe zu verhindern. Doch zwischen diplomatischen Gesten und strategischer Verlässlichkeit klafft inzwischen eine gefährliche Lücke. Israel spürt sie deutlich – und reagiert zunehmend irritiert auf die Wandlungen eines US-Präsidenten, der einst als bedingungsloser Verbündeter galt.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By The White House from Washington, DC - President Trump Meets with Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=86370089


Sonntag, 11 Mai 2025

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