„Kein Deal mit jemandem, der den Krieg beenden will, ohne an die Geiseln zu denken“ – Katars Premier gibt Israel die Schuld, Trump will Gaza übernehmen

„Kein Deal mit jemandem, der den Krieg beenden will, ohne an die Geiseln zu denken“ – Katars Premier gibt Israel die Schuld, Trump will Gaza übernehmen


Während die Vermittlungsversuche stagnieren, rückt Katars Regierungschef von der Vermittlerrolle ab – und der US-Präsident stellt einen radikalen Plan für Gaza vor.

„Kein Deal mit jemandem, der den Krieg beenden will, ohne an die Geiseln zu denken“ – Katars Premier gibt Israel die Schuld, Trump will Gaza übernehmen

Es ist ein bemerkenswerter Moment in der festgefahrenen Realität des Nahostkonflikts: Der Premierminister Katars, eines Landes, das seit Monaten zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas vermittelt, erklärt öffentlich, dass die Gespräche praktisch gescheitert seien – und erhebt schwere Vorwürfe gegen Israel. Gleichzeitig ist Donald Trump auf Nahost-Tour. Seine Botschaft? Er wolle den Gazastreifen „übernehmen“. Eine politische Detonation, mitten in einem ohnehin brennenden Pulverfass.

Mohammed bin Abdulrahman Al Thani, der Premierminister Katars, äußerte sich gegenüber Fox News in einem Ton, der mit der traditionellen Vermittlerrolle seines Landes bricht. „Die Differenzen sind tief und grundlegend. Es ist schwer zu sehen, wie man zu einem Abkommen kommen kann“, sagte er. Israel wolle weiterkämpfen und die Geiseln befreien – Hamas hingegen wolle den Krieg beenden, denke aber nicht an die Geiseln. Damit gibt er dem jüdischen Staat offen die Schuld am Scheitern der Gespräche – und verkennt bewusst die Taktik der Hamas, die das Leid der eigenen Bevölkerung bewusst verlängert, um internationale Sympathien zu mobilisieren.

Besonders zynisch wirkt Al Thanis Darstellung im Zusammenhang mit der Freilassung des israelischen Geisels Idan Alexander, die unter großer internationaler Anstrengung und laut Premier „ohne Gegenleistung“ zustande kam. „Am nächsten Tag gab es ein Massaker in einem Krankenhaus in Gaza“, klagt er. Dass der Angriff einem gezielten Versuch galt, Mohammed Sinwar, den Bruder von Hamas-Chef Yahya Sinwar, zu töten, erwähnt er – doch blendet aus, dass sich Hamas-Anführer gezielt hinter zivilen Einrichtungen verschanzen. Die Verantwortung für zivile Opfer liegt dann, so die katarische Logik, stets bei Israel.

Die Aussagen des katarischen Regierungschefs stehen sinnbildlich für die Frustration eines Systems, das seit dem 7. Oktober auf einem moralischen Abgrund balanciert: Einem Tag, an dem über 1200 Israelis ermordet, verschleppt, vergewaltigt oder verbrannt wurden – und der seitdem als Mahnung in Israels kollektives Gedächtnis eingebrannt ist. Dass ausgerechnet Katar, das Hamas über Jahre finanziell, politisch und propagandistisch unterstützt hat, sich nun über mangelnden Fortschritt beklagt, wirkt wie ein schlechter Witz. Kein Wort über die perfide Taktik der Hamas, mit jeder weiteren Geisel in der Hand ihren Preis zu erhöhen. Kein Wort über den anhaltenden Raketenbeschuss auf israelische Städte.

Und während sich Katar also öffentlich empört, prescht Donald Trump – in seiner unnachahmlichen Art – mit einem Plan vor, der diplomatisch als beispiellos bezeichnet werden kann: „Ich will Gaza übernehmen“, erklärte der US-Präsident bei einem Besuch in Abu Dhabi. Was genau er damit meint, ließ er offen. Aber seine Reise in die Region, die mit dem Abschluss gigantischer Waffendeals und einem historischen Abkommen mit Katar in Höhe von über einer Billion Dollar einhergeht, sendet eine klare Botschaft: Die USA unter Trump kehren zurück als Machtfaktor – mit allen Konsequenzen.

In Saudi-Arabien unterzeichnete Trump einen Rüstungsdeal über 142 Milliarden Dollar, sprach mit dem syrischen Präsidenten Ahmad al-Sharaa – und verkündete prompt die Aufhebung der Sanktionen gegen das Assad-Regime, auf Wunsch des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman und des türkischen Präsidenten Erdogan. Ein Deal, der nicht nur für Jerusalem ein Alarmsignal ist. Denn während Israel an mehreren Fronten gleichzeitig kämpft – gegen Hamas, gegen die Hisbollah, gegen den Iran – beginnt Washington offenbar, seine eigenen Allianzen neu zu ordnen.

Was Trump mit Gaza wirklich meint, bleibt Spekulation. Ein amerikanischer Treuhandstatus? Ein Sondermandat für Wiederaufbau und Entwaffnung? Oder gar ein NATO-ähnlicher Schutzschirm unter US-Führung? In jedem Fall ist klar: Die Ära der symbolischen Appelle ist vorbei. Und in der Region formiert sich ein neues Machtgefüge – mit Israel im Zentrum des Sturms, und einer Hamas, die jede Verzögerung im Namen „humanitärer Bedenken“ nutzt, um sich neu zu gruppieren.

Der katarische Premier beschwert sich über „Stockungen“ im Prozess. Doch wer verhandelt, ohne die Täter zu benennen, wer Terroristen hofiert und ihre Propaganda übernimmt, trägt Mitverantwortung dafür, dass jüdische Geiseln weiterhin in Tunneln angekettet liegen. Es ist nicht Israel, das dem Frieden im Weg steht. Es ist ein System, das Täter schützt und Opfer zynisch instrumentalisiert.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von The White House from Washington, DC - President Trump"s Trip Abroad, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=59161307


Donnerstag, 15 Mai 2025

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