„Die Grenze ist offen“ – Sudanesischer Infiltrator überschreitet Israels Nordgrenze unbemerkt

„Die Grenze ist offen“ – Sudanesischer Infiltrator überschreitet Israels Nordgrenze unbemerkt


Ein früherer Illegaler gelangt unbehelligt über den Jordan nach Israel – Anwohner müssen selbst eingreifen, das Militär steht unter Druck.

„Die Grenze ist offen“ – Sudanesischer Infiltrator überschreitet Israels Nordgrenze unbemerkt

Ein einzelner Mann durchquert die Yarmuk-Region bei Nacht, überwindet die Grenze nach Israel – und niemand merkt es. Keine Sirenen. Kein Alarm. Kein Funkspruch. Nur die Bewohner des Kibbutz Sha'ar Hagolan entdecken ihn am Samstagmorgen, stellen ihn eigenhändig. Erst danach trifft das Militär ein. Es ist ein Vorfall, der nicht nur Unbehagen auslöst, sondern eine grundsätzliche Frage aufwirft: Wie sicher ist Israels östliche Grenze wirklich?

Der Mann, wie sich später herausstellt, ist ein sudanesischer Staatsbürger. Laut Berichten der israelischen Rundfunkanstalt KAN hat er bereits früher in Israel gearbeitet – illegal. Vor Jahren war er über die ägyptische Grenze eingereist, wurde jedoch später abgeschoben. Nun versuchte er erneut, über Jordanien ins Land zu gelangen. Nicht, um Terror zu verbreiten, sondern angeblich auf der Suche nach Arbeit. Und doch ist es genau dieser Vorfall, der den Schleier einer trügerischen Ruhe im Norden Israels zerreißt.

Dass der Mann ausgerechnet an einem der empfindlichsten Punkte des israelischen Grenzverlaufs auftauchte – nahe dem Dreiländereck Israel-Syrien-Jordanien – ist kein Zufall. Es ist die vielleicht verwundbarste Ecke des Landes, mit schwer zugänglichem Gelände, dünner Besiedlung und einer Grenze, die – so sagen es inzwischen auch Vertreter der Jordan Valley Regionalverwaltung – „offen“ sei. Offen für Migranten. Offen für Spione. Offen womöglich auch für gefährlichere Akteure.

Was diesen Vorfall so alarmierend macht, ist nicht nur die Tatsache des Grenzübertritts selbst. Es ist die völlige Abwesenheit technischer Reaktionen. Kein Frühwarnsystem schlug an. Keine Drohne reagierte. Kein Bewegungsmelder meldete eine Grenzverletzung. Dass ein Mann die Grenze passieren und erst im Inneren des Landes von Zivilisten gestellt werden muss, ist mehr als ein Sicherheitsproblem – es ist ein strukturelles Versagen.

Dass der Sudanese zudem Hebräisch sprach, lässt vermuten, dass er bereits tiefe Einblicke in das Leben innerhalb Israels hat. Ein Umstand, der besonders schwer wiegt in einer Zeit, in der Grenzsicherheit oberste Priorität haben sollte. Denn auch wenn dieser Vorfall glimpflich verlief – beim nächsten Mal könnte es ein Terrorist sein. Einer, der nicht nur Arbeit sucht, sondern das Leben anderer zerstören will.

Die Forderungen an das israelische Militär sind klar: Wie konnte das passieren? Warum funktionierten die Alarmsysteme nicht? Und vor allem: Wie viele solcher Zwischenfälle bleiben möglicherweise unentdeckt?

Die Bewohner der Region verlangen Antworten. Mit gutem Grund. Denn sie sind es, die im Ernstfall als Erste betroffen wären – und in diesem Fall selbst handeln mussten. Ihr Vertrauen in den Schutz durch Armee und Technik hat spürbare Risse bekommen.

Der Vorfall wirft zudem ein Schlaglicht auf ein lange unterschätztes Problem: Die Reaktivierung bereits abgeschobener Personen. Dass jemand, der bereits vor Jahren illegal im Land war, nun einen anderen Weg findet, zurückzukehren – unbeobachtet, unaufgehalten –, ist ein Alarmzeichen für die Sicherheitsarchitektur des Staates.

Die Grenze zu Jordanien galt lange als vergleichsweise ruhig. Doch diese Ruhe war offenbar trügerisch. In einer Region, in der sich Staaten wie Syrien, Jordanien und Israel auf engstem Raum gegenüberstehen, kann sich die Sicherheitslage binnen Stunden ändern. Und während an der libanesischen Grenze Panzer rollen und in Gaza Luftangriffe fliegen, darf der Blick nach Osten nicht blind bleiben.

Denn wer durch eine Nacht wie diese spazieren kann, ohne Spuren zu hinterlassen, der hat nicht nur den Zaun überwunden. Er hat auch das Vertrauen in eine Sicherheitsstruktur erschüttert, die niemals schlafen darf.


Autor: Redaktion
Bild Quelle:


Samstag, 17 Mai 2025

Waren diese Infos wertvoll für Sie?

Sie können uns Danke sagen. Geben Sie einen beliebigen Betrag zurück und zeigen Sie damit, wie viel Ihnen der Inhalt wert ist.



Unterstütze unabhängigen Journalismus

haOlam ist ein rein privates Projekt – unabhängig, engagiert und ohne große Mittel. Wenn dir unsere Arbeit wichtig ist, freuen wir uns über jede Unterstützung. Für unsere Bankverbindung schreib uns gern eine E-Mail an redaktion@haolam.de.


Alle Felder müssen ausgefüllt werden


Ich versichere, nichts rechtlich und/oder moralisch Verwerfliches geäußert zu haben! Ich bin mir bewusst, das meine IP Adresse gespeichert wird!

 

empfohlene Artikel
weitere Artikel von: Redaktion

haOlam.de – Gemeinsam in die Zukunft

Nach dem Tod des Herausgebers führen wir haOlam.de weiter. Für dieses umfangreiche Projekt suchen wir finanzielle Unterstützer sowie Anregungen und Hinweise zu technischen Fehlern während der laufenden Überarbeitung.

Kontakt: redaktion@haolam.de

Danke für eure Unterstützung!


meistgelesene Artikel der letzten 7 Tage