US drängt auf neuen Gaza-Deal: Hamas will Garantien, Israel bleibt skeptisch

US drängt auf neuen Gaza-Deal: Hamas will Garantien, Israel bleibt skeptisch


Ein neuer Anlauf – doch Vertrauen ist Mangelware

US drängt auf neuen Gaza-Deal: Hamas will Garantien, Israel bleibt skeptisch

Der Name Steve Witkoff ist in Israel bislang vor allem in der Immobilienbranche bekannt. Doch nun steht er im Zentrum einer möglichen Wende im Gaza-Krieg. Als Sondergesandter des Weißen Hauses hat Witkoff vor wenigen Tagen einen überarbeiteten Vorschlag für einen Deal zwischen Israel und der Hamas vorgelegt. Ziel: die Freilassung weiterer Geiseln, ein befristeter Waffenstillstand – und möglicherweise ein Pfad zu einem Ende des Kriegs. Aber die Fronten bleiben verhärtet. Hinter verschlossenen Türen wird verhandelt, misstraut – und gepokert.

Der Vorschlag, den Witkoff direkt mit Premierminister Benjamin Netanjahu und dessen Vertrautem, Minister Ron Dermer, auf israelischer Seite und indirekt mit der Hamas über den palästinensisch-amerikanischen Geschäftsmann Bishara Bahabah abstimmt, ist im Kern nicht neu – aber mit entscheidenden Änderungen versehen. Rund zehn Geiseln und etwa 15 Leichname sollen im Gegenzug für eine 45- bis 60-tägige Feuerpause und die Freilassung palästinensischer Gefangener aus israelischer Haft übergeben werden. Doch diesmal geht es nicht nur um den Tausch – sondern um Vertrauen.

Was die neue Initiative auszeichnet: eine Formulierung, die verhindern soll, dass Israel die Kampfhandlungen eigenmächtig wieder aufnimmt. Genau das war in der Vergangenheit einer der Hauptgründe für das Scheitern ähnlicher Abkommen. Die Hamas fordert nun explizit, dass ein Waffenstillstand nicht bloß eine Atempause bleibt – sondern ein glaubhafter erster Schritt zu einem dauerhaften Kriegsende. Ein hoher Hamas-Vertreter erklärte, seine Organisation sei bereit, zwischen sieben und neun Geiseln freizulassen – aber nur gegen eine zweimonatige Feuerpause und die Freilassung von 300 Gefangenen. Israel kontert mit einem Angebot von 100 Gefangenen und einer gleichlangen Feuerpause, allerdings nur für die Hälfte der lebenden Geiseln.

Dass die Gespräche zwischen den offiziellen Delegationen in Doha weiterlaufen, ist wohl eher diplomatische Kosmetik. Laut israelischen Regierungsquellen findet der eigentliche Austausch derzeit auf informellen Kanälen statt – so wie bei der Freilassung des israelisch-amerikanischen Geisels Edan Alexander vor wenigen Tagen. Der Vorgang, der eigentlich als positives Signal hätte wirken können, hat auf Seiten der Hamas jedoch eher Enttäuschung ausgelöst: Sie hoffte auf ein wohlwollenderes Verhalten der USA gegenüber ihrer Organisation. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Trump-Regierung – klar in ihrer Haltung gegenüber Terrororganisationen wie der Hamas – setzt Israel nun unter Druck, aber nicht mit dem Ziel, die Hamas aufzuwerten, sondern um weiteres Blutvergießen zu vermeiden und die Geiseln nach Hause zu holen.

In Israel ist die Lage hingegen komplizierter. Premier Netanjahu hat dem Vorschlag grundsätzlich zugestimmt – aber mit zahlreichen Vorbehalten. Und die innenpolitische Lage macht Zugeständnisse schwer. Während das Militär am Wochenende unter dem Codenamen „Gideons Wagen“ seine Operationen in Nord- und Süd-Gaza ausweitete, wächst der Druck auf das Kabinett, sowohl militärisch entschlossen als auch diplomatisch flexibel zu agieren. Eine Gratwanderung, die nicht ohne Risiko ist. Am Sonntagabend wollte das israelische Sicherheitskabinett über die Frage beraten, ob mehr humanitäre Hilfe nach Gaza gelassen wird – auch das Teil des Drucks aus Washington.

Der Vorschlag aus dem Weißen Haus könnte ein Wendepunkt sein. Aber dafür müsste mindestens eine der beiden Seiten bereit sein, sich zu bewegen. Die Hamas verlangt Garantien, Netanjahu verlangt Kontrolle, die USA verlangen Fortschritte. Die Familien der Geiseln verlangen schlicht ihre Angehörigen zurück. Und die Bevölkerung in Israel verlangt Antworten – keine weiteren vagen Versprechungen.

Ob dieser Vorschlag wirklich zu einem Ende des Krieges führen kann, ist offen. Doch eines steht fest: Ein „Weiter so“ kann sich niemand mehr leisten.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By kremlin.ru, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=163492206


Montag, 19 Mai 2025

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