„Tötet Babys aus Hobby“ – Wie sich Yair Golan selbst isoliert

„Tötet Babys aus Hobby“ – Wie sich Yair Golan selbst isoliert


Was bleibt von der Moral, wenn sie zur Waffe gegen das eigene Land wird?

„Tötet Babys aus Hobby“ – Wie sich Yair Golan selbst isoliert

Yair Golan, ehemaliger Generalmajor der IDF und heutiger Vorsitzender der Demokratischen Partei, hat in einem Interview mit der Radiostation Kan Reshet Bet Äußerungen getätigt, die selbst innerhalb der israelischen Linken als Tabubruch gelten. „Ein vernünftiges Land tötet keine Babys aus Hobby“, sagte er – und stellte damit Israels Armee und Kriegspolitik in eine Reihe mit den abscheulichsten Taten der Menschheitsgeschichte. Für viele war das nicht nur eine moralische Entgleisung, sondern eine politische Bankrotterklärung.

Die Wucht der Reaktionen war entsprechend. Von Premierminister Benjamin Netanyahu bis hin zu Oppositionsführer Benny Gantz distanzierten sich führende Politiker – über alle Lager hinweg – mit scharfen Worten. Die Aussagen Golans seien „ein antisemitisches Blutmärchen“, so Netanyahu. Gideon Sa’ar sprach von einem „unverzeihlichen Angriff“, Avigdor Liberman von einer „Lüge, die den Soldaten schadet“. Selbst Benny Gantz, der als Stimme der Mitte gilt und sonst moderat auftritt, forderte eine klare Entschuldigung und betonte: Die israelische Armee töte keine Babys – „nicht aus Hobby, nicht aus Zweck, niemals.“

Golan versuchte im Anschluss, seine Worte zu präzisieren. Er habe nicht die Soldaten gemeint, sondern die Regierung. Die Minister – „Kahanisten“, wie er sie nennt – seien die moralische Katastrophe. Das Militär hingegen sei „tapfer, moralisch, edel“. Doch der Schaden war da längst angerichtet. Der ursprüngliche Satz, in dem israelischen Soldaten unterstellt wird, sie würden aus „Hobby“ töten, stand im Raum – und wurde weltweit aufgegriffen, instrumentalisiert, und verzerrt weiterverbreitet. Damit war genau das geschehen, wovor seine Kritiker ihn warnten: Golans Worte lieferten jenen Feinden Israels Munition, die Israels Existenzrecht ohnehin in Frage stellen. Und schlimmer noch – sie taten es im Namen des Judentums.

Dabei war Golan nie ein Radikaler im klassischen Sinne. Als einstiger Vize-Generalstabschef der IDF galt er als intellektueller Offizier, als Mahner, als einer, der sich Sorgen um die Seele des Landes macht. Doch genau diese Haltung scheint in seinem Furor gegen die aktuelle Regierung in eine gefährliche Schieflage geraten zu sein. Moral wird zur Waffe – und trifft nun das eigene Volk. Ein Fehler, den Israel sich im Moment kaum leisten kann.

Denn die Lage ist ernst. Israel befindet sich in einem Mehrfrontenkrieg, kämpft gegen Hamas, gegen die Hisbollah, gegen iranische Stellvertreter und gegen die Propagandamaschinen weltweit. Die Geiseln im Gazastreifen sind noch immer nicht frei. Die diplomatische Front ist brüchig. Und die öffentliche Meinung im Westen kippt – nicht zuletzt, weil genau solche Sätze wie der von Golan über Bildschirme flackern, ohne Kontext, ohne Korrektur.

In einer solchen Zeit wirkt Golans Ton wie eine mutwillige Sabotage der eigenen Glaubwürdigkeit. Seine Partei verteidigt ihn – der Abgeordnete Gilad Kariv etwa betont, dass Golan nicht die Soldaten gemeint habe, sondern die Minister, die „täglich zu Kriegsverbrechen aufrufen“. Man dürfe nicht schweigen, wenn eine Regierung moralisch entgleise. Doch auch das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Golan einen Schritt gegangen ist, der nicht mehr rückgängig zu machen ist. Es ist ein Unterschied, ob man eine Regierung kritisiert – oder ob man das eigene Volk delegitimiert.

Die internationale Reaktion wird nicht differenzieren. In Gaza, in Teheran und in europäischen Städten, in denen Antisemiten auf die Straße gehen, wird Golans Satz nicht als Regierungskritik gelesen werden. Er wird gelesen als Beweis. Als Beweis für das, was Verschwörungsideologen und Israelhasser seit Jahren behaupten. Und genau deshalb ist das, was Golan sagte, mehr als nur unklug: Es ist brandgefährlich.

Man muss sich fragen, was Golan mit seinen Worten erreichen wollte. Ist es wirklich das Ende des Krieges, das ihm am Herzen liegt? Oder ist es der Wunsch, die Regierung Netanyahu zu stürzen – um jeden Preis? Wenn letzteres zutrifft, dann hat er den moralischen Kompass verloren, den er selbst immer wieder beschwört.

Wer Israel liebt, kritisiert mit Verantwortung. Wer Israel bewahren will, achtet auf seine Worte. Und wer als ehemaliger General die moralische Integrität der IDF in Frage stellt, sollte sich fragen, was er damit auslöst – nicht nur im eigenen Land, sondern weltweit.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Shlomi Amsalem / Knesset Archive, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=156042615


Dienstag, 20 Mai 2025

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