Israel zwischen Verantwortung und Bedrohung: Warum der Krieg in Gaza weitergeht

Israel zwischen Verantwortung und Bedrohung: Warum der Krieg in Gaza weitergeht


Die Waffen schweigen nicht, weil die Hamas nicht schweigt. Und Israel bleibt gefangen zwischen berechtigtem Selbstschutz und weltweitem Unverständnis.

Israel zwischen Verantwortung und Bedrohung: Warum der Krieg in Gaza weitergeht

Es ist eine der zermürbendsten Fragen dieser Zeit: Wie bekämpft man eine Terrororganisation wie die Hamas, ohne dabei Tausende Unschuldige in Mitleidenschaft zu ziehen? Wie verteidigt man seine Bevölkerung und bleibt dabei moralisch integer, wenn der Feind sich hinter Kindern und Krankenhäusern verschanzt? Mit dem Scheitern der jüngsten Verhandlungen in Doha ist klar: Israel sieht sich zu einem nächsten militärischen Schritt gezwungen. Doch dieser Krieg wird nicht nur auf den Schlachtfeldern von Rafah und Gaza-Stadt geführt, sondern auch in den Konferenzsälen der UN, in den Schlagzeilen europäischer Medien und in den Kulissen des US-Kongresses.

Die israelische Führung hat ihre Vertreter aus Katar teilweise zurückgerufen – ein deutliches Zeichen dafür, dass sie die Hoffnung auf eine diplomatische Lösung mit der Hamas vorerst aufgegeben hat. Hamas hat die Geiseln nicht freigelassen, nicht verhandelt, sondern stattdessen neue Bedingungen gestellt. Gleichzeitig feuert sie weiterhin Raketen auf Israel – teils aus unmittelbarer Nähe zu Schulen und Hilfsdepots.

Was folgt, ist eine neue militärische Intensivierung. Bereits jetzt kontrolliert die israelische Armee über die Hälfte des Gazastreifens, mindestens operativ. Es sind keine Eroberungen im klassischen Sinne, sondern Zonen, in denen Terrorinfrastruktur lokalisiert, zerstört und danach der Bevölkerung vorsichtiger Zugang gewährt wird – soweit es unter diesen Umständen möglich ist.

Ein Beispiel dafür ist der sogenannte „Rafah-Modell“: Zuerst Evakuierung und Räumung des Stadtgebiets unter ständiger Prüfung, ob sich Terroristen darunter befinden. Danach Aufbau von Zeltstädten und Hilfsverteilungszentren. Ein Balanceakt zwischen militärischer Notwendigkeit und humanitärer Verantwortung – kein perfekter, aber ein bewusster Versuch, Zivilisten nicht noch weiter ins Elend zu treiben.

Doch genau dieser Balanceakt wird Israel zunehmend erschwert – nicht nur durch die Hamas, sondern auch durch internationale Institutionen. Die Vereinten Nationen etwa kritisieren die humanitäre Lage, ohne den maßgeblichen Verursacher beim Namen zu nennen: Die Hamas, die Hilfsgüter beschlagnahmt, UN-Einrichtungen missbraucht und das eigene Volk als menschliche Schutzschilde benutzt. Berichte israelischer und internationaler Geheimdienste belegen, dass selbst medizinische Einrichtungen für Waffenlager und Kommandozentralen zweckentfremdet wurden. Wer Israel nun auffordert, den Krieg zu beenden, ohne diese Realitäten anzuerkennen, fordert letztlich, dass Terrorismus siegt.

Die Kritik aus Europa – besonders aus Berlin und Paris – wird unterdessen schärfer. Die USA wiederum senden gemischte Signale: Einerseits wird Israel militärisch unterstützt, andererseits wächst auch in Washington der Druck, zu einem Ende zu kommen – koste es, was es wolle. „Ihr habt übertrieben“, lautet die kaum verhüllte Botschaft hinter verschlossenen Türen. Gemeint sind die Bilder des Elends, die Schlagzeilen über Hunger, das politische Kalkül.

Doch was bleibt Israel übrig, wenn jede Waffenruhe genutzt wird, um sich neu zu bewaffnen? Wenn sich Hamas-Kommandeure erneut in Tunneln verstecken und mit Unterstützung Irans neue Schläge vorbereiten? Wenn die Welt zwar Mitgefühl für die Opfer hat, aber nicht für die Ursachen?

In dieser Lage Entscheidungen zu treffen, ist keine Frage von Ideologie, sondern von existenzieller Notwendigkeit. „Wenn wir jetzt aufhören, verlieren wir alles, was wir mühsam errungen haben“, heißt es aus dem Umfeld von Premierminister Netanyahu. Gemeint ist nicht nur die militärische Kontrolle über zentrale Gebiete, sondern auch die Glaubwürdigkeit gegenüber der eigenen Bevölkerung: Dass jüdische Kinder nicht mehr in Bunkern schlafen müssen. Dass Massaker wie am 7. Oktober nie wieder geschehen.

Natürlich ist der Preis hoch. Natürlich leidet die Zivilbevölkerung in Gaza entsetzlich – wie immer in asymmetrischen Konflikten, in denen der eine sich an Völkerrecht hält und der andere es bewusst verletzt. Doch der moralische Fingerzeig vieler westlicher Staaten wirkt zunehmend heuchlerisch. Wer Israel zur Zurückhaltung aufruft, aber gleichzeitig nichts unternimmt, um die Hamas zu entwaffnen oder auch nur deutlich zu benennen, der macht sich mitschuldig am Fortbestehen dieses Terrors.

Es ist eine bittere Erkenntnis, aber sie muss ausgesprochen werden: Frieden gibt es nur mit einer besiegten Hamas – nicht mit einer gestärkten. Und bis dahin steht Israel allein zwischen Terror, Doppelmoral und dem verzweifelten Versuch, das Richtige zu tun im Falschen.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: IDF


Mittwoch, 21 Mai 2025

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