Mit westlichem Geld gegen Israel? Wie die palästinensische Autonomiebehörde Wikipedia zur Propagandamaschine machtMit westlichem Geld gegen Israel? Wie die palästinensische Autonomiebehörde Wikipedia zur Propagandamaschine macht
Eine Regierung bezahlt für politische Inhalte auf Wikipedia – und die Welt schaut zu. Was wie eine harmlose Schreibaktion aussieht, ist in Wahrheit ein Frontalangriff auf die Integrität freier Wissensvermittlung.
Wikipedia versteht sich als neutrales Nachschlagewerk, offen für alle, geleitet von den Prinzipien der Freiwilligkeit und Objektivität. Doch spätestens seit dem 15. Mai 2025 – dem Start der sogenannten „Third Palestine Competition“ auf der arabischen Wikipedia – wird deutlich, wie tief diese Ideale unterwandert wurden. Teilnehmer, die Artikel über palästinensische Themen schreiben oder ausbauen, erhalten Geldpreise – 400 US-Dollar für Platz eins, gestaffelt bis 100 Dollar für Platz vier. Eine beachtliche Summe, besonders dort, wo jeder Dollar zählt. Doch woher stammt dieses Geld wirklich?
Offiziell wird der Wettbewerb von der „Wiki Palestine Association“ organisiert, die wiederum vom Kulturministerium der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) ins Leben gerufen wurde. Auch Batul Qaisiyah, die Leiterin der Digitalabteilung des Ministeriums, ist eng mit der Organisation verknüpft. Der staatliche Charakter des Projekts ist damit offensichtlich. Nur stellt sich eine entscheidende Frage: Ist dieses Preisgeld tatsächlich aus PA-Mitteln finanziert – oder stammt es aus westlichen Hilfsgeldern, die eigentlich für den zivilen Aufbau, Bildung und humanitäre Zwecke gedacht sind?
Wenn man bedenkt, dass westliche Staaten, allen voran Deutschland und die EU, Jahr für Jahr Millionen an die PA überweisen, liegt ein Verdacht nahe: Hier werden internationale Gelder in einen politischen Kampf um Deutungshoheit umgeleitet – subtil, aber höchst effektiv. Die Wikipedia-Wettbewerbe fördern gezielt Artikel zu Themen wie der „Nakba“, der angeblichen „Vertreibung“ der Palästinenser 1948. Die Beiträge erscheinen als neutral, sind aber durch und durch politisch motiviert. Besonders hoch bewertet werden Einträge, die israelische Narrative angreifen oder historische Ereignisse einseitig umdeuten.
Was als vermeintlich bürgernahe Schreibinitiative daherkommt, ist in Wahrheit staatlich alimentierte Meinungsmache. Eine Regierung betreibt aktive Einflussnahme auf eine Plattform, die in unzähligen Schulen, Universitäten und Medien täglich als objektive Quelle dient. Und schlimmer noch: Diese Einflussnahme geschieht auf eine Weise, die selbst für Wikipedia kaum greifbar ist – über einen formal unabhängigen Verein, dessen enge Verzahnung mit der Autonomiebehörde jedoch offenkundig ist.
Die Gefahr liegt dabei nicht nur in der Verzerrung einzelner Inhalte. Es geht um die gezielte Unterwanderung einer der einflussreichsten Wissensplattformen der Welt. Wikipedia ist längst nicht mehr nur eine Online-Enzyklopädie, sondern ein kulturelles Machtinstrument. Wer hier die Begriffe prägt, formt das Denken ganzer Generationen.
Dr. Shlomit Aharoni Lir, Wikipedia-Expertin an der Universität Haifa, sieht die Grenze dort überschritten, wo „staatlich gelenkte Projekte mit schwammigen Regeln sensible Inhalte beeinflussen“ – mit dem Ergebnis, dass „aus einer Enzyklopädie ein Propagandainstrument wird“. Und genau das passiert derzeit – mit stillschweigender Duldung der Wikimedia Foundation, die sich gerne auf ihre Neutralität beruft, aber systemische Einflussnahme kaum in den Griff bekommt.
In Wahrheit ist der Fall Teil eines größeren Problems. Bereits in den letzten Monaten kamen koordinierte Manipulationsversuche ans Licht. Unter anderem veröffentlichte Journalist Aaron Bandler im April Hunderte Chatverläufe aus der Gruppe „Tech for Palestine“, in denen sich Aktivisten absprachen, um gezielt Inhalte auf Wikipedia in ihrem Sinne umzuschreiben. Im März deckte die Anti-Defamation League auf, wie 30 editierende Personen gemeinsam versuchten, antisemitische Inhalte an Wikipedia-Richtlinien vorbei zu platzieren.
Die arabischsprachige Wikipedia ist besonders anfällig. Hier finden sich nicht nur antisemitische Anspielungen und Verschwörungsnarrative wie die „Protokolle der Weisen von Zion“ – oft subtil eingebaut –, sondern auch frei erfundene Zitate israelischer Politiker. Seit Beginn des Kriegs trägt das Wikipedia-Logo in der arabischen Version sogar die palästinensische Flagge – ein Affront gegen das Prinzip der Unparteilichkeit.
Besorgniserregend ist zudem das finanzielle Ungleichgewicht. Während Golfstaaten wie Katar umfangreiche Mittel in arabische Wikipedia-Projekte investieren, fehlt es auf israelischer oder westlich-demokratischer Seite oft an entsprechendem Gegengewicht. Neutralität entsteht jedoch nicht im Vakuum – sie muss aktiv verteidigt werden.
Ein Wettstreit um Inhalte wäre legitim – wenn alle nach denselben Regeln spielen würden. Doch was hier geschieht, ist ein gefährlicher Missbrauch internationaler Gelder für einen digitalen Stellvertreterkrieg. Ausgerechnet westliche Steuerzahler könnten unbeabsichtigt dazu beitragen, dass ihre Hilfen zur Schaffung von einseitiger, hetzerischer Desinformation missbraucht werden.
Was hier geschieht, ist keine Nebensächlichkeit – es ist ein frontaler Angriff auf Wahrheit und Vertrauen. Wenn freie Wissensplattformen zu Spielwiesen staatlicher Interessen verkommen, sind nicht nur einzelne Artikel beschädigt. Dann steht die Glaubwürdigkeit ganzer Gesellschaften auf dem Spiel.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot
Freitag, 23 Mai 2025