Gefährliches Spiel in Rom: Warum die Atomgespräche zwischen dem Iran und den USA zum Pulverfass werdenGefährliches Spiel in Rom: Warum die Atomgespräche zwischen dem Iran und den USA zum Pulverfass werden
Während in Rom verhandelt wird, droht im Hintergrund ein Krieg. Teheran und Washington treffen sich zum letzten Versuch – mit verhärteten Fronten, roten Linien und ohne echten Plan B.
In Rom wird am Freitag wieder verhandelt – doch niemand weiß, ob es nicht längst zu spät ist. Vertreter des iranischen Regimes und Gesandte der US-Regierung wollen einen Ausweg aus dem festgefahrenen Atomstreit finden. Doch was sich wie Diplomatie anhört, ist in Wahrheit ein politisches Minenfeld. Es geht um weit mehr als um technische Details der Urananreicherung. Es geht um Misstrauen, Macht, Einfluss – und um die Frage, ob der Nahe Osten in eine neue Phase der militärischen Konfrontation eintritt.
Donald Trump, zurück im Weißen Haus, will verhindern, dass Iran die Fähigkeit zur Herstellung von Atomwaffen erlangt – nicht nur aus Sorge um Israel, sondern auch, um die arabischen Golfstaaten nicht zu einer eigenen nuklearen Aufrüstung zu treiben. Teheran hingegen fordert nichts Geringeres als das Ende der lähmenden Sanktionen, die das Land wirtschaftlich ausgeblutet haben. In der Mitte: ein Verhandlungstisch, flankiert von Omani-Vermittlern – und von Drohungen, Misstrauen und maximalen Forderungen.
Die Rollen sind klar verteilt: Außenminister Abbas Araghchi spricht für das Mullah-Regime, Steve Witkoff, Trumps Sondergesandter, vertritt die US-amerikanischen Interessen. Doch wer die Gespräche als ernsthaften Annäherungsversuch deutet, unterschätzt die Sprengkraft dieser diplomatischen Bühne. Denn der oberste Führer des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, hat längst klargestellt, dass Washingtons Forderungen "maßlos" seien. Eine Einigung? Laut ihm kaum vorstellbar.
Und tatsächlich, die Positionen könnten kaum weiter auseinanderliegen: Die USA verlangen, dass der Iran auf Urananreicherung verzichtet – selbst zu zivilen Zwecken. Der Iran hingegen will genau daran festhalten, wenn auch mit "Begrenzungen", wie es vage heißt. Gleichzeitig fordert Teheran wasserdichte Garantien, dass sich Amerika nicht wieder einseitig aus einem möglichen neuen Abkommen zurückzieht – so wie 2018, als Trump das Atomabkommen von 2015 einseitig aufkündigte. Damals begann eine neue Spirale der Eskalation, die den Iran zur massiven Ausweitung seiner nuklearen Aktivitäten veranlasste.
Seitdem ist der Spielraum geschrumpft. Washingtons "Maximum-Pressure"-Kampagne hat die iranische Wirtschaft hart getroffen – der Rial stürzt, die Inflation galoppiert, das Volk leidet. Doch die Hardliner in Teheran zeigen sich unbeeindruckt. Die Urananreicherung wurde ausgebaut, und das Land sitzt heute auf deutlich größeren Vorräten hochangereicherten Materials als jemals zuvor. Für viele Beobachter ist es längst keine Frage mehr ob, sondern wann der Iran in der Lage sein wird, eine Bombe zu bauen – wenn er es will.
Besonders alarmierend ist die Tatsache, dass Teheran nicht bereit ist, sein angereichertes Uran ins Ausland zu schaffen – ein zentrales Element früherer Abkommen. Ebenso wenig will man über das ballistische Raketenprogramm reden, das Israel zunehmend als existenzielle Bedrohung ansieht. Für Jerusalem ist die Lage eindeutig: Ein nuklear bewaffneter Iran ist inakzeptabel. Verteidigungsminister und Sicherheitskreise in Israel machen kein Geheimnis daraus, dass sie notfalls allein handeln würden – mit einem gezielten Schlag gegen Irans Nuklearanlagen.
Diese Drohung steht im Raum. Und sie ist real. CNN berichtete jüngst unter Berufung auf Geheimdienstquellen, dass Israel konkrete Vorbereitungen für einen Angriff prüft. Araghchi warnte daraufhin öffentlich: Sollte Israel zuschlagen, trügen die USA die Verantwortung. Eine klare Kampfansage – diplomatisch verpackt, aber ohne Zweifel ernst gemeint.
Doch was, wenn die Gespräche scheitern? Mehrere iranische Quellen geben zu, dass die Führung in Teheran keinen echten Plan B hat. Das Regime weiß: Ein Krieg mit Israel – womöglich unter US-Beteiligung – könnte das Ende sein. Zugleich zeigt sich der Iran in einer Zwickmühle: Gibt man zu viel nach, verliert man das Gesicht. Bleibt man hart, droht der Zusammenbruch der eigenen Wirtschaft – oder ein Angriff.
Dass Araghchi vor seiner Abreise schrieb: "Zero nuclear weapons = we DO have a deal. Zero enrichment = we do NOT have a deal", ist bezeichnend. Es ist keine Verhandlungsbotschaft, es ist ein Ultimatum.
Und die USA? Auch dort sind die Fronten verhärtet. Außenminister Marco Rubio erklärte zwar, man sei bereit, dem Iran ein ziviles Atomprogramm zuzugestehen – ohne Urananreicherung. Doch die Formel ist bekannt. Und sie scheitert seit Jahrzehnten.
Das Zeitfenster schließt sich. In Rom wird gesprochen, ja. Doch während die Worte kreisen, stehen die Schatten von Raketenangriffen, Luftschlägen und neuen Kriegen bereits am Horizont. Sollte keine Einigung erzielt werden, bleibt nur die Konfrontation. Für Israel. Für die USA. Und für ein iranisches Volk, das zwischen ideologischen Dogmen und wirtschaftlicher Not zerrieben wird.
Was also bleibt? Ein gefährliches Patt. Ein Gespräch ohne Vertrauen. Und die beängstigende Erkenntnis, dass Diplomatie allein nicht reicht, wenn die roten Linien aus Beton sind.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Gage Skidmore from Peoria, AZ, United States of America - Donald Trump, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=56646275
Freitag, 23 Mai 2025