Syrien und Libanon: Neue Entwicklungen im Umgang mit bewaffneten palästinensischen Gruppen

Syrien und Libanon: Neue Entwicklungen im Umgang mit bewaffneten palästinensischen Gruppen


In Syrien und im Libanon zeichnen sich bedeutende Veränderungen im Umgang mit bewaffneten palästinensischen Gruppen ab. Diese Entwicklungen könnten langfristig zur Stabilisierung der Region beitragen.

Syrien und Libanon: Neue Entwicklungen im Umgang mit bewaffneten palästinensischen Gruppen

Jahrzehnte der Duldung bewaffneter palästinensischer Gruppen neigen sich dem Ende zu – eine Entscheidung, die den Nahen Osten verändern könnte.

Die Bilder aus dem Yarmuk-Lager in Damaskus sprechen eine deutliche Sprache: Wo einst Banner militanter Gruppierungen hingen, herrscht heute Stille. Gebäude, die früher als Kommandozentralen palästinensischer Milizen dienten, sind verschlossen, ihre Waffenbestände abgegeben. Nach Jahrzehnten in Syrien müssen sich pro-iranische Fraktionen wie der „Islamische Dschihad“ oder der PFLP-GC neu orientieren – nicht, weil sie ihre Mission erfüllt hätten, sondern weil sie nicht mehr willkommen sind. Die neue syrische Übergangsregierung unter Präsident Ahmed al-Sharaa zeigt Entschlossenheit, das Land aus dem Schatten des iranischen Einflusses und des Stellvertreterkrieges zu führen.

Was auf den ersten Blick wie ein Bruch mit einer alten Allianz wirkt, ist in Wahrheit der Beginn eines neuen Kapitels – und ein längst überfälliger Schritt hin zu mehr Eigenständigkeit. Für Präsident Sharaa ist es auch ein Signal an die internationale Gemeinschaft: Syrien will Verantwortung übernehmen. Der Besuch von US-Präsident Donald Trump in Riad und die Gespräche mit Sharaa verdeutlichen, dass Washington bereit ist, dem neuen Kurs eine Chance zu geben. Auch US-Außenminister Marco Rubio sieht in dem Wandel eine Möglichkeit für Syrien, sich endlich vom Sumpf der Stellvertreterpolitik zu befreien.

Während in Damaskus Häuser geräumt und Waffen abgegeben werden, vollzieht sich auch in Beirut ein Wandel. Zum ersten Mal seit Jahren steht das Thema „Entwaffnung der palästinensischen Lager“ auf der politischen Tagesordnung – und zwar nicht als bloße Forderung von außen, sondern als gemeinsames Vorhaben. Der Besuch von Mahmoud Abbas bei Präsident Joseph Aoun hat gezeigt, dass es eine realistische Vision gibt: Waffen gehören nicht in die Hände von Gruppierungen, sondern in die Verantwortung des Staates.

Die geplante schrittweise Entwaffnung der Lager ab Mitte Juni – beginnend in Beirut – ist keine Kleinigkeit. Sie ist das Resultat harter Verhandlungen, aber auch eines gestiegenen politischen Bewusstseins: Wer Sicherheit, Würde und Perspektive will, muss sich von den Waffen lösen, die diese Hoffnung jahrzehntelang sabotiert haben. Es geht um mehr als nur Kontrolle. Es geht um die Rückkehr zu staatlicher Autorität, um Souveränität und um den Schutz der Bevölkerung – arabisch wie palästinensisch.

Es ist ein mutiger Schritt für den Libanon, in dem über 220.000 Palästinenser leben – oft unter prekären Bedingungen, in überfüllten Lagern und mit wenigen Rechten. Doch die Entwaffnung kann zum Schlüssel für eine neue Beziehung zwischen Staat und Lager werden. Nicht als Feinde, sondern als Partner.

Gleichzeitig setzt der Libanon mit dieser Politik ein deutliches Zeichen in Richtung Iran und Hisbollah: Der Missbrauch palästinensischer Flüchtlingslager als Rückzugsräume für fremde Interessen wird nicht länger toleriert. Auch Israel dürfte diese Entwicklung aufmerksam verfolgen – nicht aus Furcht, sondern aus Hoffnung. Denn jeder Schritt zur Schwächung der Achse Teheran – Damaskus – Beirut bedeutet eine reale Chance auf mehr Ruhe an den nördlichen Grenzen.

Natürlich ist die Entwaffnung nur der Anfang. Entscheidend wird sein, ob dem symbolischen Rückzug auch ein kultureller und ideologischer folgt. Doch dass die Führer der PFLP-GC, von Fatah al-Intifada oder dem Islamischen Dschihad Damaskus bereits verlassen haben – zum Teil freiwillig, zum Teil unter Druck –, zeigt: Die neue Linie ist ernst gemeint.

Was sich in diesen Wochen in Syrien und im Libanon vollzieht, ist kein Zufall. Es ist das Ergebnis eines wachsenden Willens zur Selbstbestimmung – fernab der Parolen aus Teheran oder Gaza. Und es ist ein Hoffnungsschimmer für eine Region, die zu lange als Bühne für fremde Kriege missbraucht wurde. Der Bruch mit den Terrorpaten ist ein Brückenschlag zur Zukunft.


Autor: Redaktion
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Samstag, 24 Mai 2025

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