Hamas stimmt US-Waffenstillstandsvorschlag zu – Israel schweigt weiter

Hamas stimmt US-Waffenstillstandsvorschlag zu – Israel schweigt weiter


Ein neuer Vorschlag für einen Waffenstillstand in Gaza liegt auf dem Tisch – diesmal mit amerikanischem Rückhalt. Hamas hat bereits zugesagt. Doch aus Jerusalem kommt keine Reaktion.

Hamas stimmt US-Waffenstillstandsvorschlag zu – Israel schweigt weiter

Ein möglicher Wendepunkt im Gaza-Krieg kündigt sich an: Hamas hat einem neuen Vorschlag zugestimmt, den der US-Sondergesandte Steve Witkoff unterbreitet hat. Demnach soll es eine 70-tägige Feuerpause geben – im Austausch für die Freilassung von zehn israelischen Geiseln. Die Informationen stammen von einem palästinensischen Insider mit Nähe zur Terrororganisation und wurden von der Nachrichtenagentur Reuters verbreitet. Israel hat sich bislang nicht offiziell zu dem Vorschlag geäußert – was in diplomatischen Kreisen zunehmend als Zeichen interner Uneinigkeit gedeutet wird.

Laut dem Vorschlag, der über Mittelsmänner an Hamas übermittelt wurde, sollen zehn israelische Geiseln in zwei Gruppen freigelassen werden. Im Gegenzug wird nicht nur eine befristete Waffenruhe vereinbart, sondern auch eine teilweise Rückverlegung der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen. Zusätzlich sieht das Abkommen vor, dass Israel mehrere hundert palästinensische Gefangene freilässt – darunter auch solche, die wegen schwerster Verbrechen zu langen Haftstrafen verurteilt wurden.

Für Jerusalem ist dieser Vorstoß heikel. Noch in der vergangenen Woche hatte Israel ein anderes, von Hamas selbst formuliertes Angebot brüsk zurückgewiesen. Damals hatte die Terrororganisation die Freilassung von fünf Geiseln angeboten – unter der Bedingung, dass sich die IDF auf ihre Positionen von vor zwei Monaten zurückzieht, die humanitäre Hilfe in alle Gebiete Gazas zugelassen wird und Washington eine „Anerkennung“ von Hamas signalisiert. Der israelische Regierungssprecher ließ dazu nur lakonisch verlauten: „Dieses Angebot liegt weit außerhalb jeder Grundlage, über die wir überhaupt verhandeln würden.“

Doch das neue US-geführte Konzept scheint eine andere politische Tiefe zu haben. Es stammt aus einer geheimen, inoffiziellen Kommunikationslinie zwischen der Hamas-Führung und US-Vertretern, über die zuletzt auch der frühere Trump-Unterstützer Dr. Bashara Bahbah mit der Terrororganisation verhandelt haben soll. Offenbar will Washington die letzten Chancen auf einen Geisel-Deal nutzen – bevor die israelische Armee ihre angekündigte Großoffensive in Rafah beginnt.

US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt mehrfach betont, dass man eine befristete Waffenruhe unterstütze, wenn damit israelische Geiseln zurückgeholt werden könnten. Auch Premierminister Benjamin Netanjahu zeigte sich offen für einen temporären Stillstand der Kampfhandlungen. Wörtlich sagte er vergangene Woche: „Wenn es eine Möglichkeit gibt, durch eine kurze Feuerpause Geiseln zurückzubringen, sind wir bereit, sie zu ergreifen.“

Dennoch zog Israel seine Verhandlungsdelegation vergangene Woche aus Katar ab – aus Protest gegen neue Forderungen der Hamas, die darauf bestand, dass die USA verbindliche Garantien für ein Kriegsende übernehmen. Ein Schritt, der in Israel selbst auf geteilte Reaktionen stieß. Während das Sicherheitskabinett weiterhin auf einen militärischen Sieg drängt, mehren sich in Teilen der Gesellschaft – vor allem unter Angehörigen der Geiseln – Stimmen, die endlich eine Lösung fordern.

Auch international wächst der Druck auf Jerusalem. Besonders in Europa mehren sich die kritischen Töne. Deutschlands Bundeskanzler Friedrich Merz erklärte, dass das Leid der Zivilbevölkerung in Gaza inzwischen „nicht mehr als legitimer Kampf gegen den Terrorismus gerechtfertigt werden“ könne. Zwar machte Merz klar, dass Hamas durch seinen Terror das Leid ausgelöst habe – doch nun sei Israel in der Pflicht, Wege zur Deeskalation zu finden.

Italiens Außenminister Antonio Tajani fand noch deutlichere Worte. In einem Interview mit dem Sender Rai 3 sagte er: „Hamas hat Israel in eine Falle gelockt. Die Zivilbevölkerung zahlt den Preis. Es ist kriminell, unter Krankenhäusern Militärstützpunkte zu errichten – aber es ist ebenso nicht länger zu rechtfertigen, dass die Bevölkerung in Gaza durch Israels Angriffe in diesem Ausmaß leidet.“

Bereits zuvor hatten Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez einen sofortigen Waffenstillstand gefordert – ein politisches Signal, das in Jerusalem eher als Frust denn als Appell verstanden wurde.

Fest steht: Der sogenannte „Witkoff-Plan“ ist derzeit die einzige realistische Option auf einen neuen diplomatischen Weg. Auch wenn israelische Quellen gegenüber der Jerusalem Post zuletzt erklärten, dass die Verhandlungen „in einer Sackgasse“ steckten, setzen die USA auf eine baldige Entscheidung.

Ob Israel sich bewegt, hängt nicht zuletzt von einem innenpolitischen Kräfteverhältnis ab, das sich zunehmend verhärtet. Zwischen dem Sicherheitskalkül der Armeeführung, dem öffentlichen Druck durch die Geisel-Familien und einem Premier, der zwischen innenpolitischem Druck und außenpolitischem Pragmatismus laviert, steht eine Entscheidung an, die den Fortgang des gesamten Kriegs bestimmen könnte.


Autor: Redaktion
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Dienstag, 27 Mai 2025

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