Libanons Premier stellt sich gegen Iran – und gegen die Waffen der Hisbollah

Libanons Premier stellt sich gegen Iran – und gegen die Waffen der Hisbollah


Ein Satz, der in Teheran zittern lässt: „Die Tage der iranischen Revolution sind vorbei.“ Libanons neuer Premier Nawaf Salam bricht offen mit dem Einfluss der Mullahs – doch der wahre Machtkampf beginnt erst.

Libanons Premier stellt sich gegen Iran – und gegen die Waffen der Hisbollah

Es sind ungewöhnlich klare Worte, die Nawaf Salam, der neue Premierminister des Libanon, gegenüber dem Nachrichtensender Sky News Arabia gewählt hat: „Die Tage der Verbreitung der iranischen Revolution sind vorbei.“ Ein Satz, der wie ein Donnerschlag durch die ohnehin fragile politische Landschaft des Nahen Ostens hallt. Gemeint ist nicht weniger als der jahrzehntelange Griff Irans nach Beirut – über seine verlängerte Waffe im Land: die Hisbollah.

Salam geht noch weiter. Er kündigt an, dass seine Regierung nicht mehr über die gewaltbereiten Schattenarmeen hinwegsehen werde, die sich dem Zugriff des libanesischen Staates entziehen. „Wir werden nicht länger über Waffen schweigen, die sich außerhalb der Kontrolle der Regierung befinden“, sagte er. Damit erklärt Salam offen, was bisher nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert wurde: Der Libanon will raus aus der Geiselhaft des iranischen Regimes.

Der Zeitpunkt ist kein Zufall. In den vergangenen Wochen haben sich die militärischen Auseinandersetzungen zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah dramatisch verschärft. Fast täglich kommt es zu Raketenbeschuss auf israelisches Gebiet, und die Gegenschläge auf Ziele im Süden Libanons – wie zuletzt bei einem Luftangriff in Blida – zeigen, dass Tel Aviv die Geduld verliert. Doch während die Hisbollah weiter auf Konfrontation setzt, ist es die libanesische Bevölkerung, die den Preis zahlt.

Salams Worte sind auch innenpolitisch ein Tabubruch. Denn mit seiner Kritik am Iran und dem Appell zur staatlichen Kontrolle über sämtliche Waffenbestände greift er die Hisbollah direkt an. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. In der regimeloyalen Zeitung Al-Akhbar bekräftigte Hisbollah-Funktionär Scheich Naim Qassem die kompromisslose Haltung der Organisation: Man werde nicht zurückweichen, sondern auf vollständige Rückzüge und israelische Zugeständnisse bestehen. Kein Dialog, keine Selbstkritik – nur Drohungen.

Qassems Aussage „Fragt uns ab jetzt nach nichts mehr“ zeigt, wie sehr sich die Hisbollah längst von jeder politischen Verantwortung verabschiedet hat. Stattdessen propagiert sie eine Logik der Stärke: „Was wollen sie euch tun, wenn ihr eure Stimme erhebt?“ Diese gefährliche Rhetorik zielt nicht auf Frieden, sondern auf Einschüchterung – und auf ein Fortbestehen der iranischen Dominanz im Libanon.

Nawaf Salam weiß, wie dünn das Eis ist, auf das er sich begibt. Seine Ernennung im Januar wurde bereits als Rückschlag für die Islamisten gewertet. Nun aber riskiert er weit mehr als politische Missgunst: Er stellt die grundlegende Machtordnung im Land infrage. Zum ersten Mal seit Jahren wagt es ein libanesischer Regierungschef, offen den Anspruch auf volle staatliche Souveränität über alle Gebiete und Waffen zu formulieren. Ein Staatsmann, der es satt hat, dass ausländische Interessen den Libanon wie eine Schachfigur verschieben.

Auch in Bezug auf Israel geht Salam ungewöhnlich nüchtern vor. Er betont, dass der Libanon „eine friedenssuchende Nation“ sei – aber nicht um jeden Preis. Der Wunsch nach echtem Frieden ist da. Doch der Hinweis, dass Israel weiterhin libanesisches Territorium besetze, macht deutlich: Es geht nicht um blinden Annäherungskurs, sondern um einen neuen, realistischen Diskurs. Frieden nicht aus Schwäche, sondern auf Augenhöhe. Eine Haltung, die weitaus mehr verspricht als die unbedingte Konfrontation der Hisbollah.

Der Libanon steht an einem Scheideweg. Entweder der Staat gewinnt seine Autorität zurück – oder die nächste Eskalation wird das Land weiter ins Chaos stürzen. Die Entscheidung liegt nun nicht nur bei Salam, sondern auch bei der internationalen Gemeinschaft. Wird sie Libanons Versuch, sich vom Griff Teherans zu lösen, unterstützen? Oder schweigt sie weiter aus Angst, das fragile Gleichgewicht zu stören?

Fakt ist: Es kann keinen echten Frieden in der Region geben, solange die Hisbollah weiter als Schattenarmee agiert – bewaffnet, finanziert und gesteuert von einem Regime, das Israel vernichten will und den Libanon als geopolitisches Werkzeug missbraucht. Nawaf Salams Worte markieren den Beginn eines Befreiungsschlags. Ob er gelingt, hängt davon ab, wer sich ihm anschließt.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot


Mittwoch, 28 Mai 2025

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