Israel bewaffnet beduinische Miliz im Gazastreifen – ohne Wissen des Kabinetts

Israel bewaffnet beduinische Miliz im Gazastreifen – ohne Wissen des Kabinetts


Ein geheimer Plan zur Destabilisierung der Hamas gerät ans Licht. Die Waffen stammen aus den eigenen Reihen der Terrororganisation.

Israel bewaffnet beduinische Miliz im Gazastreifen – ohne Wissen des Kabinetts

Ein explosives Detail aus dem Innersten der israelischen Sicherheitsarchitektur ist an die Öffentlichkeit gelangt: Israel bewaffnet seit Beginn des Krieges gezielt eine beduinische Miliz im Gazastreifen – mit dem Ziel, die Kontrolle der Hamas von innen heraus zu erschüttern. Die Miliz steht unter der Führung von Yasser Abu Schabab, einem mächtigen Clanführer aus dem Süden der Küstenenklave. Und: Die Waffen, mit denen die Miliz ausgestattet wurde, wurden nicht etwa angekauft – sie stammen aus den Beständen der Hamas selbst und wurden von der IDF erbeutet.

Die Operation wurde auf Initiative des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet gestartet, abgesegnet von Verteidigungsminister Yoav Gallant und Premierminister Benjamin Netanjahu. Pikant: Der israelische Sicherheits- und Verteidigungskabinett wurde darüber nicht informiert. Kein Votum, keine Diskussion – eine stille Entscheidung in einem der sensibelsten sicherheitspolitischen Themenfelder überhaupt. Und sie entfaltet nun zunehmend Wirkung.

Ein neuer Akteur im Machtvakuum

Seit Wochen verliert die Hamas schrittweise die Kontrolle – nicht nur militärisch, sondern auch zivil. Verwaltungsstrukturen kollabieren, die Versorgung bricht ein, die Legitimität bröckelt. In dieses Vakuum stößt nun ein neuer, alter Machtfaktor vor: lokale Clans mit bewaffneten Kräften und ganz eigenen Interessen. Die Familie Abu Schabab gehört zu den prominentesten unter ihnen – lange marginalisiert, jetzt strategisch umworben.

„Ja, es gibt eine Komplexität, das ist uns bewusst“, heißt es aus der Sicherheitsarchitektur gegenüber dem israelischen Fernsehen. „Aber in dieser Phase ist die Zerschlagung der Hamas das vorrangige Kriegsziel. Und um das zu erreichen, müssen wir alles tun – von außen und von innen.“

Doch wie gefährlich ist dieses Spiel wirklich?

Interne Spannungen – auch in Jerusalem

Die Enthüllung führte zu hektischen Diskussionen hinter den Kulissen der Knesset. Als der Leiter der Forschungsabteilung des Militärgeheimdienstes (AMAN) vor einer Unterkommission des Auswärtigen Ausschusses erschien, konfrontierten ihn mehrere Abgeordnete mit gezielten Fragen zu den Waffenlieferungen. Seine Antwort: ausweichend. „Das liegt nicht in meinem Verantwortungsbereich“, sagte er. Doch die Fassungslosigkeit im Raum war greifbar. Wie kann es sein, dass Abgeordnete nichts von einem derart gravierenden Schritt wissen – während eine Miliz im Gazastreifen im Namen Israels operiert?

Es geht nicht nur um operative Details. Es geht um demokratische Kontrolle, um das Verhältnis zwischen Regierung und Parlament, um Fragen von Krieg und Frieden – und darum, wer in Israel die Grundlinien der Militärpolitik bestimmt.

Ein zweischneidiges Schwert

Die Idee, lokale Kräfte gegen Hamas zu stärken, ist nicht neu – und hoch riskant. Schon in der Vergangenheit versuchte Israel, durch innerpalästinensische Rivalitäten Einfluss zu nehmen, etwa durch die kurzzeitige Zusammenarbeit mit der Fatah in früheren Jahren. Doch diese Strategie hatte ihren Preis: instabile Bündnisse, schwer kontrollierbare Gewalt, und am Ende neue Machtzentren, die sich nur schwer wieder entwaffnen lassen.

Auch diesmal ist das Risiko enorm: Eine bewaffnete Miliz, auch wenn sie heute gegen Hamas kämpft, bleibt morgen eine schwer kalkulierbare Größe. Wer garantiert, dass die Waffen nicht gegen Israel selbst gerichtet werden? Wer kontrolliert Loyalitäten in einem zerfallenden Gebiet?

Das Timing des Vorgehens ist kein Zufall. Die militärische Operation gegen die Hamas zieht sich in die Länge, internationale Kritik wächst, und innenpolitisch steht Netanjahu unter Druck wie nie. In dieser Lage setzt man auf asymmetrische Instrumente – auf unkonventionelle Mittel, die jenseits der klassischen Frontlinien wirken. Doch genau darin liegt auch die Gefahr: Wenn strategische Entscheidungen unter Ausschluss der gewählten Volksvertreter getroffen werden, droht nicht nur außenpolitischer Flurschaden – sondern auch innenpolitischer Zerfall.

Israel bewegt sich hier auf einem schmalen Grat. Die Entscheidung, mit Waffen aus Hamas-Beständen eine lokale Miliz auszurüsten, mag militärisch geschickt erscheinen. Doch strategisch wirft sie Fragen auf, die tief in das Fundament des Staates reichen. Wer entscheidet über Krieg? Wer kontrolliert den Einsatz von Gewalt? Und was geschieht, wenn der kurzfristige Vorteil zur langfristigen Bedrohung wird?


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild


Freitag, 06 Juni 2025

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