„Wie ein Krieg mitten im Wohnzimmer“ – Irans Raketen verwandeln israelische Wohnviertel in Schlachtfelder

„Wie ein Krieg mitten im Wohnzimmer“ – Irans Raketen verwandeln israelische Wohnviertel in Schlachtfelder


Es war kein Frontgebiet, kein Armeestützpunkt – und trotzdem traf es sie: Familien, Alte, Kinder. Der iranische Raketenangriff auf Be’er Scheva, Holon, Ramat Gan und Tel Aviv war ein Angriff auf das Herz der Zivilgesellschaft.

„Wie ein Krieg mitten im Wohnzimmer“ – Irans Raketen verwandeln israelische Wohnviertel in Schlachtfelder

Es ist der Moment, den man fürchtet, aber von dem man hofft, dass er niemals eintritt. Um 7:52 Uhr morgens heulten die Sirenen über Zentral- und Süd-Israel. Innerhalb weniger Minuten schlugen Dutzende Raketen aus dem Iran ein – eine davon direkt in das Krankenhaus Soroka in Be’er Scheva, weitere in Wohngebieten in Tel Aviv, Holon und Ramat Gan. Das Ergebnis: massive Verwüstung, 60 Verletzte, sechs davon schwer, Dutzende Häuser zerstört, ganze Straßenzüge unbewohnbar.

Und vor allem: ein tiefer Riss im Sicherheitsgefühl der Zivilbevölkerung.

Die Wucht der Detonationen war so stark, dass Fensterscheiben über hundert Meter entfernt zersprangen. In Holon zitterte der Boden wie bei einem Erdbeben. Die 24-jährige Rotem Mizrachi, eine Lehramtsstudentin, saß gerade über ihren Prüfungsunterlagen, als die Explosion ihre Wohnung erschütterte. Die Fensterläden flogen durch den Raum, die Regale stürzten ein. „Ich bin allein, meine Mitbewohnerin war gerade nicht da – ich hatte niemanden, zu dem ich rennen konnte. Es war beängstigend“, erzählt sie.

Ein paar Straßen weiter sitzt Inbar Leibovitz, Mutter dreier Kleinkinder, auf dem Boden ihres zerstörten Wohnzimmers, Trümmer um sie herum. „Ich habe mich einfach über die Kinder geworfen, sie geschrien, ich wollte sie mit meinem Körper schützen“, sagt sie mit zitternder Stimme. „Unser Zuhause ist jetzt ein Kriegsgebiet.“

Insgesamt wurden Verletzte in sechs Krankenhäuser eingeliefert, darunter das Wolfson-Krankenhaus in Holon, das Sheba Medical Center in Ramat Gan und das Ichilov-Krankenhaus in Tel Aviv. Am schwersten jedoch wurde das Soroka-Krankenhaus selbst getroffen – ausgerechnet die Einrichtung, die im Fall eines Massenzwischenfalls Leben retten soll.

Ein Gebäudeteil des Krankenhauses wurde am Vortag evakuiert – eine Entscheidung, die nachträglich Leben gerettet hat. Im betroffenen Bereich bestand zwischenzeitlich der Verdacht auf eine Kontamination mit gefährlichen Stoffen. Der wurde später zwar ausgeräumt, dennoch bleibt das Ausmaß des Angriffs schockierend.

Israels Gesundheitsminister Uriel Buso nannte den Angriff einen „gezielten Terrorakt“ und „Kriegsverbrechen“ des iranischen Regimes. „Ein absichtlicher Beschuss medizinischer Einrichtungen und Zivilisten – das ist eine rote Linie, die klar überschritten wurde“, erklärte er. Nur die rasche Reaktion des medizinischen Personals und der Heimatschutzkräfte habe eine noch größere Katastrophe verhindert.

Was in diesen Stunden jedoch mehr zählt als politische Stellungnahmen, sind die Stimmen der Menschen, die diesen Angriff überlebt haben. Der 74-jährige Jakob Danino, ein Rentner aus Holon, hat in seinem Leben viele Kriege erlebt – aber das hier sei anders, sagt er. „Die Fenster explodierten, die Wände bewegten sich. Ich bin gelaufen wie ein kleines Kind. Wer hätte gedacht, dass ich in meinem Alter noch in einen Luftschutzbunker rennen muss?“

Was bleibt, ist nicht nur die Angst. Es ist auch die Erkenntnis, dass der Iran mit diesem Angriff nicht nur Raketen verschickte – sondern eine Botschaft: Niemand ist sicher. Keine Mutter mit Kleinkindern, kein Student, kein Rentner, kein Arzt, kein Patient. Die Zielauswahl war kein militärischer Zufall, sondern bewusste Eskalation, gezielte Entmenschlichung, systematische Verachtung von Leben.

Und doch zeigt sich auch Widerstandskraft. In den Stunden nach dem Angriff arbeiteten Rettungskräfte unermüdlich, Feuerwehrleute retteten Menschen aus Trümmern, Notärzte versorgten Verwundete unter Lebensgefahr. Viele Bürger bieten nun ihre Wohnungen für obdachlos gewordene Familien an. Wer kann, hilft.

Die Verwundungen an Körper und Seele werden bleiben. Das Vertrauen, dass das Leben zwischen Tel Aviv und Be’er Scheva in einem Moment der Normalität verläuft, ist zutiefst erschüttert. Aber Israel lebt – weil seine Menschen trotz allem nicht aufgeben.


Autor: Redaktion
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Donnerstag, 19 Juni 2025

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