Ben-Gurion Airport öffnet wieder – aber nur für wenige: 50 Personen pro Flug, 1.500 im TerminalBen-Gurion Airport öffnet wieder – aber nur für wenige: 50 Personen pro Flug, 1.500 im Terminal
Israel erlaubt wieder Abflüge vom wichtigsten Flughafen des Landes – doch die strikten Auflagen zeigen, wie angespannt die Lage bleibt.
Der Ben-Gurion-Flughafen nimmt den Abflugbetrieb wieder auf. Was zunächst nach Rückkehr zur Normalität klingt, ist bei näherem Hinsehen ein fragiles und streng kontrolliertes Experiment unter den Bedingungen eines Landes im Ausnahmezustand.
Die israelische Heimatschutzkommandantur hat am Sonntag grünes Licht gegeben: Der internationale Flughafen nahe Tel Aviv darf wieder Menschen ausreisen lassen. Doch der Neustart erfolgt unter drastischen Auflagen. Pro Flug dürfen maximal 50 Passagiere an Bord gehen. Gleichzeitig dürfen sich nie mehr als 1.500 Menschen gleichzeitig im Terminal aufhalten – inklusive Personal. Das sind Maßnahmen, wie man sie sonst nur aus Kriegs- oder Katastrophengebieten kennt. Und genau das ist Israel derzeit.
Hintergrund sind nicht nur die anhaltenden Sicherheitsbedrohungen durch Raketenbeschuss und Drohnenangriffe aus dem Norden und Südosten. Viel gravierender ist die psychologische Lage des Landes. Seit Monaten leidet Israel nicht nur unter einem militärischen Daueralarm, sondern auch unter einer schleichenden sozialen Erosion. Immer mehr Israelis denken an Ausreise, insbesondere Familien aus dem Großraum Tel Aviv, die sich von der Regierung verlassen fühlen. Die Wiederaufnahme der Flüge bietet ihnen zumindest einen Ausweg – aber eben nur in limitierter Zahl.
Der Flughafen, sonst das pulsierende Tor zur Welt für das kleine, innovative Land, gleicht derzeit eher einem Hochsicherheitstrakt. Wer ein Ticket bekommt, darf sich glücklich schätzen – doch auch das ist kein Freifahrtschein. Zugang wird streng kontrolliert, Sicherheitskräfte patrouillieren jeden Meter, viele Bereiche bleiben abgesperrt. Die Wiederaufnahme des Betriebs erfolgt nach Wochen der vollständigen Schließung, ausgelöst durch massive Sicherheitsbedenken infolge verstärkter Bedrohung durch Terrorakte und systemkritische Angriffe auf zivile Infrastruktur.
Die Maßnahme hat eine doppelte Bedeutung: Sie ist Zeichen für ein Minimum an Stabilität – und gleichzeitig ein Beweis, wie außergewöhnlich fragil der Status quo ist. Dass Abflüge in kontrollierter Zahl erlaubt sind, zeigt, dass Israel zwar handlungsfähig bleibt, aber unter enormem Druck steht. Es geht darum, Emigration zu ermöglichen, Geschäftsreisen notdürftig zu organisieren – und wohl auch, ein Zeichen nach innen und außen zu senden: Wir funktionieren noch.
Und dennoch wird diese Öffnung nicht von Euphorie begleitet. Die 50 Plätze pro Maschine sind für viele schlicht zu wenig, die Nachfrage ist riesig. Reiseveranstalter und Fluglinien sprechen von Wartelisten, dramatisch gestiegenen Preisen und schwieriger Kommunikation mit den Behörden. Einige Beobachter warnen sogar, dass die neue Regelung soziale Spannungen verschärfen könnte – wenn etwa wohlhabendere Israelis bevorzugt behandelt werden.
Zugleich macht die Begrenzung auf 1.500 Menschen im gesamten Flughafengebäude deutlich, dass von Normalität keine Rede sein kann. Der Luftverkehr bleibt ein Risikofaktor. Zu groß ist die Sorge, dass sich unter den Reisenden auch Zielscheiben oder potenzielle Attentäter befinden könnten. Israel lebt in einer ständigen Gratwanderung zwischen Freiheit und Verteidigung.
Autor: Redaktion
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Sonntag, 22 Juni 2025