Krieg in Sicht – und keiner will ihn

Krieg in Sicht – und keiner will ihn


Die Golfstaaten hoffen, dass der US-Schlag gegen den Iran nicht zur Katastrophe wird

Krieg in Sicht – und keiner will ihn

Während die USA in der Nacht zu Sonntag iranische Nuklearanlagen angegriffen haben, halten die Golfstaaten den Atem an. Denn sie wissen: Wenn dieser Konflikt außer Kontrolle gerät, stehen sie plötzlich nicht mehr nur auf der Seite der Zuschauer.

Die Sorgen sind greifbar. Die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, Katar, Bahrain und Kuwait wollen keinen Krieg, nicht auf eigenem Boden und nicht vor ihrer Haustür. Zu lange hat der Nahe Osten bereits geblutet – von Syrien über den Jemen bis hin zum Gazastreifen. Und seit dem 7. Oktober, als die Hamas in Israel ein Massaker verübte, steht die gesamte Region unter Anspannung. Nun droht eine Eskalation mit dem Iran – und sie könnte alles übertreffen, was die Region in den letzten Jahren erlebt hat.

Ein möglicher Schauplatz für diese nächste Katastrophe: die Straße von Hormus. Sollte Teheran dort den Ölexport blockieren – eine Drohung, die das Regime in Teheran nicht zum ersten Mal ausstößt – wären insbesondere Katar, Bahrain und Kuwait von der Welt abgeschnitten. Auch die Emirate wären betroffen, wenn auch weniger dramatisch. Doch es geht nicht nur um Öl. Es geht um Vertrauen. Um wirtschaftliche Stabilität. Um das mühsam errungene Gleichgewicht, das in den letzten Jahren zwischen den Golfstaaten, Israel und den USA langsam gewachsen ist.

Die Reaktionen aus den Hauptstädten fallen deshalb vorsichtig aus – aber deutlich genug. Niemand verurteilt offen die USA oder Präsident Donald Trump, der den Schlag gegen Teheran befohlen hat. Das Bündnis mit Washington ist zu eng, zu überlebenswichtig. Doch zwischen den Zeilen schwingt bei allen das Gleiche mit: Bitte, lasst es nicht weiter eskalieren.

Die Vereinigten Arabischen Emirate riefen zur sofortigen Deeskalation auf. Die diplomatische Sprache war weich, doch der Inhalt klar: Man fürchtet „ernste Konsequenzen“ und eine „neue Stufe der Instabilität“. In Riad äußerte das saudische Außenministerium „große Besorgnis“ über die amerikanischen Luftschläge – verbunden mit dem Appell, Zurückhaltung zu üben. Ähnlich klingen die Stellungnahmen aus Katar, Oman und Kuwait. Die Botschaft ist eindeutig: Wer jetzt Öl ins Feuer gießt, gefährdet uns alle.

Diese Länder haben in den letzten Jahren viel riskiert. Sie haben sich geöffnet, reformiert, investiert – in Diversifizierung, Tourismus, Infrastruktur. Mit den Abraham-Abkommen entstanden neue Allianzen, neue Hoffnungen. Der wirtschaftliche Erfolg der Golfstaaten hängt von einem einzigen Gut ab, das im Nahen Osten selten geworden ist: Stabilität.

Doch genau diese Stabilität steht jetzt auf dem Spiel. Denn die enge Partnerschaft mit den USA bedeutet auch: Wenn Teheran Vergeltung übt, stehen US-Militärbasen auf ihrem Boden ganz oben auf der Liste möglicher Ziele. In Katar, in Bahrain, in den Emiraten – überall sind amerikanische Truppen stationiert. Und mit ihnen rückt die Bedrohung direkt an die Haustüren der Golfstaaten.

In ihren diplomatischen Appellen klingt deshalb auch ein unausgesprochener Wunsch mit: Iran möge einen Ausweg finden, ohne dabei das Gesicht zu verlieren. Die USA mögen Stärke zeigen, ohne die Region ins Chaos zu stürzen. Und vielleicht – so die leise Hoffnung – könnte eine vermittelnde Hand aus Russland, der Türkei oder Oman einen Weg öffnen, der nicht zurück in den Krieg führt, sondern aus ihm heraus.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By The White House - https://www.flickr.com/photos/202101414@N05/54522055045/, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=165333190


Montag, 23 Juni 2025

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