Iran greift US-Stützpunkt in Katar an – Doha droht mit direkter AntwortIran greift US-Stützpunkt in Katar an – Doha droht mit direkter Antwort
Katar spricht von „brutaler Aggression“ und beschuldigt Iran – aber auch Israel. Alle Raketen wurden abgefangen.
Es war ein Angriff mit Ansage – und dennoch ein Tabubruch. In der Nacht auf Montag feuerte das iranische Regime zehn Raketen auf die Al-Udeid Air Base in Katar. Eine weitere Rakete traf ein US-Ziel im Irak. Dass der Angriff keine Todesopfer forderte, lag nicht an der Gnade Teherans, sondern an der Vorbereitung der USA und Katars: Die Militärbasis war rechtzeitig evakuiert worden, alle Projektile wurden abgefangen. Trotzdem ist die Botschaft eindeutig – und Katar reagiert nun schärfer als je zuvor.
In einem ungewöhnlich deutlichen Statement bezeichnete der Sprecher des katarischen Außenministeriums, Dr. Majed Al Ansari, den Angriff als „offenen Bruch der Souveränität“ Katars. Es sei eine „eklatante Verletzung des internationalen Rechts und der UN-Charta“, erklärte er und kündigte an: Katar behalte sich das Recht vor, „in angemessener Weise und dem Ausmaß der Aggression entsprechend zu reagieren“. Es ist eine Formulierung, die man in Doha bislang vermied – auch weil Katar traditionell versucht, als Vermittler aufzutreten, nicht als Partei im Nahostkonflikt.
Doch diesmal hat Iran offenbar eine rote Linie überschritten. Nicht nur wurde der US-Stützpunkt angegriffen – mit dem Wissen, dass dort auch katarische Soldaten und ziviles Personal stationiert sind. Auch die Zivilbevölkerung wurde gefährdet: In Doha dokumentierten Bürger am Abend über soziale Medien das Abfangen der Raketen, Sirenen heulten in Teilen der Stadt, ebenso in Bahrain und Kuwait. Die Nervosität ist mit bloßem Auge spürbar.
Zugleich warf Al Ansari Israel eine Mitverantwortung für die Eskalation vor. In typischer Gleichsetzung sagte er, Katar habe „schon früh vor den Gefahren einer israelischen Eskalation“ gewarnt. Gemeint sind die jüngsten israelischen Schläge gegen iranische Nuklearstandorte, die wiederum durch Drohungen und Aktivitäten des iranischen Regimes provoziert worden waren. Der Verweis auf Israel lenkt jedoch kaum davon ab, dass es iranische Raketen waren, die auf Doha zielten.
Diese Umkehr der Verantwortlichkeiten gehört zur altbekannten Rhetorik in der Region. Doch diesmal ist etwas anders: Katar, das sonst gern auf diplomatische Zurückhaltung setzt, zeigt nun klare Kante. Vielleicht, weil man erkannt hat, dass Neutralität in diesem Konflikt zunehmend gefährlich wird. Vielleicht auch, weil sich die geopolitischen Fronten längst verschoben haben. Der Iran stellt mit seinen Revolutionsgarden nicht nur Israel, sondern die gesamte arabische Nachbarschaft vor eine Wahl: sich zu unterwerfen – oder zu wehren.
Während die USA die Angriffe als Provokation einordnen und Israel bislang keine öffentliche Stellungnahme abgab, zeigt sich, dass sich der Konflikt ausweitet – geografisch wie politisch. Der Angriff auf Al-Udeid ist nicht nur ein militärischer Vorfall, sondern eine strategische Ansage: Iran will zeigen, dass es amerikanische Präsenz in der Golfregion nicht mehr hinnimmt. Und der Umstand, dass der Angriff offenbar mit Vorwarnung geschah – laut New York Times sogar direkt an die USA gerichtet – zeigt, dass Teheran seine Spielräume testet, ohne gleich alles zu riskieren.
Für Katar beginnt damit eine neue Phase. Das Emirat muss entscheiden, ob es weiter auf Appeasement setzt – oder erstmals eine entschiedene Haltung einnimmt. Das heutige Statement deutet auf Letzteres hin. Es ist nicht nur eine diplomatische Reaktion. Es ist ein Warnsignal an Teheran – und ein Ruf an die Nachbarn im Golf: Wenn selbst Katar nicht mehr sicher ist, ist niemand mehr sicher.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot X
Montag, 23 Juni 2025