Teheran dementiert Waffenstillstand – und stellt Donald Trump bloßTeheran dementiert Waffenstillstand – und stellt Donald Trump bloß
Während Donald Trump den Frieden verkündet, spricht Teheran von Krieg und Täuschung: Die Fronten im Nahen Osten bleiben gefährlich unklar.
Die Welt atmet auf – doch nur für einen Moment. Mit gewaltiger Geste verkündet US-Präsident Donald Trump den „vollen und endgültigen Waffenstillstand“ zwischen Israel und dem Iran. Jubel, Pathos, große Worte auf Truth Social. Doch kaum sind die digitalen Feuerwerke verglüht, kommt aus Teheran eine kalte Dusche: Der Iran habe nie ein Waffenstillstandsangebot erhalten, man sei im Krieg – und habe nicht vor, aufzuhören. Was hier wie eine diplomatische Verwirrung wirkt, ist in Wahrheit eine tiefere politische Entlarvung: Die angebliche Einigung ist einseitig. Und sie zeigt, wie zerbrechlich jede Hoffnung auf Stabilität im Nahen Osten bleibt.
Nach außen wirkt alles inszeniert. Trumps Erklärung am Montagabend klingt wie der Schlussakt eines meisterhaft dirigierten Dramas: Israel und Iran hätten sich – unter Vermittlung Katars – geeinigt, die Kampfhandlungen zu beenden. Der Iran beginne am Dienstagmorgen mit der Waffenruhe, Israel folge zwölf Stunden später, und nach 24 Stunden solle „die Welt“ das offizielle Ende des Zwölftagekriegs feiern. In seiner üblichen Mischung aus religiösem Pathos und nationaler Selbstverklärung spricht Trump von „Stamina, Courage and Intelligence“ – und segnet nicht nur Israel und Iran, sondern gleich „die Welt“.
Doch dann kommt CNN. Und mit CNN ein iranischer Regierungsvertreter, der den gesamten Friedenserfolg in sich zusammenfallen lässt wie ein Kartenhaus. Der Iran habe von keinem Waffenstillstand gehört, heißt es. Im Gegenteil: Man halte die Ankündigung aus Washington und Jerusalem für einen Trick – eine „Täuschung“, um weitere Angriffe auf iranisches Gebiet zu legitimieren. Der Krieg, so die iranische Quelle, sei nicht beendet, sondern werde im Gegenteil bald intensiviert. Man befinde sich in „Vergeltungsschlägen“, während „die Lügen der Feinde“ ignoriert würden. Klare Worte – und eine Demütigung für Trump und seine Diplomatie.
Besonders brisant ist die zeitliche Nähe der Ereignisse. Kurz bevor Trump seine frohe Botschaft in die Welt hinausruft, feuert der Iran innerhalb einer Stunde sechs Raketen auf Israel. Fünf Menschen sterben, mindestens zwanzig werden verletzt. Wenige Stunden später sollen dieselben Angreifer sich zu einem Waffenstillstand bekannt haben? Aus iranischer Sicht ist das absurd – oder gezielt manipulativ.
Israel hingegen tut, was Staaten tun, wenn sie in einem Krieg militärisch überlegen, aber politisch isoliert dastehen: Premierminister Benjamin Netanjahu erklärt, Israel habe „alle Kriegsziele erreicht“. Die Operation „Rising Lion“ sei ein „monumentaler historischer Erfolg“, der Israel „in eine Reihe mit den Weltmächten“ gestellt habe. Man werde auf jede Verletzung des Waffenstillstands „mit aller Kraft“ reagieren. Doch auch hier: Die Worte sind machtvoll, aber defensiv. Der Zeitpunkt – nach einem blutigen Angriff – wirkt fast wie ein Rückzug in die diplomatische Symbolik.
Offiziell hat Netanjahu seine Minister angewiesen, sich nicht öffentlich zum Waffenstillstand zu äußern. Ein Zeichen für die angespannte Lage, vielleicht aber auch ein Indiz dafür, dass man selbst nicht überzeugt ist vom vermeintlichen Deal. Dass Trump den Zeitpunkt seiner Ankündigung nicht wie abgesprochen einhält, sorgt in Jerusalem für Unmut – laut israelischen Offiziellen sei die Mitteilung „nicht zur vorgesehenen Zeit“ veröffentlicht worden. Das Chaos scheint komplett.
Und Qatar? Der kleine Golfstaat, der sich als Vermittler sieht, bleibt auffallend still. Zwar bestätigt eine diplomatische Quelle der Jerusalem Post, dass Qatar eine Rolle gespielt habe – doch Details bleiben vage. Es wirkt, als wolle niemand zu früh die Verantwortung für einen Deal übernehmen, der vor laufenden Kameras bereits auseinanderbricht.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass der Frieden im Nahen Osten noch immer nicht aus Verhandlungen entsteht, sondern aus Inszenierungen. Der Krieg zwischen Israel und dem Iran ist mehr als ein Schlagabtausch von Raketen. Er ist ein geopolitisches Ringen um Einfluss, Macht und Glaubwürdigkeit – und im Fall des Iran auch ein innerer Machtkampf zwischen den realpolitischen Pragmatikern und der religiösen Elite, die keinen Frieden mit Israel will. Dass sich iranische Bürger während eines Angriffs auf einen US-Stützpunkt in Katar jubelnd auf den Straßen Teherans zeigen, spricht Bände. Für sie ist dieser Konflikt keine Belastung – sondern Ausdruck nationaler Stärke.
Es bleibt unklar, ob der „12-Tage-Krieg“ wirklich endet. Vielleicht ist der Waffenstillstand mehr ein Wunsch als Realität. Vielleicht auch ein Ablenkungsmanöver. Sicher ist nur eines: Wer in diesem Konflikt das letzte Wort haben will, muss nicht Frieden bringen – sondern Macht demonstrieren. Genau das hat Trump versucht. Doch seine Worte verpuffen, wenn die Raketen weiter fliegen.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Mohammad Sadegh Heydari - http://www.ypa.ir, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=45603527
Dienstag, 24 Juni 2025