Israel bietet mehr – aber keine Kapitulation: Waffenruhe ja, Kriegsende neinIsrael bietet mehr – aber keine Kapitulation: Waffenruhe ja, Kriegsende nein
Während Donald Trump von „großen Fortschritten“ spricht, bleibt Israels Haltung gegenüber der Hamas unmissverständlich. Es gibt Bewegung – aber keine Illusionen.
Ein neuer israelischer Vorschlag liegt auf dem Tisch. Er beinhaltet eine sechzig Tage währende Waffenruhe im Gazastreifen und nähert sich in mehreren Punkten den Forderungen der Hamas. Doch eine Bedingung bleibt für Premierminister Netanjahu unantastbar: ein offizielles Ende des Krieges wird es nicht geben. Nicht jetzt, nicht als Teil einer Vereinbarung zur Freilassung der Geiseln.
Der Hintergrund ist komplex – und er reicht weit über Gaza hinaus. Nach dem Zwölftagekrieg mit dem Iran, der mit einer überraschend raschen Waffenruhe endete, hoffen viele in Israel, insbesondere die Familien der Geiseln, auf einen Dominoeffekt. Sie glauben, dass auch im Gazastreifen nun Bewegung möglich ist. Doch die Regierung in Jerusalem macht klar: Diese Hoffnung ist menschlich – aber politisch unbegründet.
Fortschritte – mit angezogener Handbremse
Der neue Vorschlag an die Hamas reduziert die Zahl der in der ersten Woche freizulassenden lebenden Geiseln von zehn auf acht. Eine kleine Veränderung – doch sie signalisiert Gesprächsbereitschaft. Die sechzig Tage Waffenruhe, die Israel anbietet, sind ebenfalls nicht selbstverständlich. Sie sollen Raum schaffen für echte Verhandlungen über ein weitergehendes Abkommen – jedoch nur unter klaren Bedingungen.
Denn gleichzeitig bleibt Israels Haltung eindeutig: Ein „Kriegsende“ als Vorbedingung für Gespräche wird es nicht geben. Keine formelle Anerkennung einer langfristigen Waffenruhe, kein politisches Geschenk an die Hamas, das als Sieg verkauft werden könnte.
Ein hochrangiger israelischer Beamter brachte es auf den Punkt: „Die einzige Garantie, die die Hamas bekommt, ist die, dass wir verhandeln – wenn sie es ernst meint.“ Mehr nicht.
Trump interveniert – aber Israel bleibt vorsichtig
Donald Trump, erneut Präsident der Vereinigten Staaten, erklärte heute Morgen, es gebe „große Fortschritte in der Gaza-Frage“. Es ist ein Satz, der Hoffnung wecken kann – oder falsche Erwartungen. Denn obwohl Trump sich aktiv engagiert, besonders durch seinen Sondergesandten Steve Witkoff, bleibt die US-Rolle im Gazakonflikt anders als im Fall Iran.
Dort hatte der Präsident selbst direkt Einfluss genommen – mit sichtbarem Erfolg. In Gaza jedoch lässt er handeln, und das mit Bedacht. Auch sein Verhandlungsführer in Ägypten, Beshara Bahbah, zeigt sich optimistisch und spricht von einer möglichen Einigung innerhalb weniger Tage. Doch auch er weiß: Ohne Bewegung auf beiden Seiten bleibt es bei Andeutungen.
Das Leid der Geiselfamilien – und die Grenzen der Hoffnung
Die Familien der entführten Israelis klammern sich an jede Entwicklung. Sie sehen in der Einigung mit dem Iran ein Modell – eine Öffnung, ein Anfang. Sie hoffen, dass internationale Vermittlung, amerikanischer Druck und israelische Flexibilität zusammen einen Durchbruch erzwingen können. Und ihre Hoffnung ist nicht naiv: Sie kennen das Leiden, sie kennen die Spielräume der Politik.
Doch Jerusalem bleibt kühl – nicht herzlos, aber klar: Die Arenen sind getrennt. Der Zwölftagekrieg gegen den Iran war eine strategische Antwort auf eine äußere Bedrohung. Die Hamas in Gaza jedoch bleibt eine direkte, tägliche Herausforderung – politisch, militärisch, emotional. Und ihr gegenüber wird Israel keine Versprechungen machen, die seine Sicherheit langfristig gefährden könnten.
Kein Frieden um jeden Preis
In der Geschichte Israels gab es viele Phasen des Hoffens – und viele Momente der Ernüchterung. Diese neue Phase der Verhandlungen könnte ein Wendepunkt sein. Doch sie darf nicht verwechselt werden mit einem plötzlichen Kurswechsel. Israel zeigt sich bereit, über Modalitäten zu sprechen – aber nicht über Kapitulation. Die Regierung bleibt standhaft in ihrer Überzeugung, dass ein erzwungener Frieden mit der Hamas nicht Frieden bringt, sondern nur Aufschub.
Donald Trump mag sich über Fortschritte freuen. Die Weltöffentlichkeit mag auf eine Lösung hoffen. Und die Geiselfamilien haben jedes Recht, auf Bewegung zu drängen. Doch am Ende ist es Israel, das entscheidet, wann eine Verhandlung möglich ist – und wann nicht. Nicht aus Sturheit, sondern aus Verantwortung.
Waffenruhe – ja. Menschenleben retten – unbedingt. Aber Frieden auf Kosten der Wahrheit? Das wird es nicht geben.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: IDF
Mittwoch, 25 Juni 2025