Zwei alte Völker, ein gemeinsamer Feind – und eine stille HoffnungZwei alte Völker, ein gemeinsamer Feind – und eine stille Hoffnung
Zum ersten Mal sprechen israelische Abgeordnete direkt mit iranischen Oppositionellen – was dahintersteckt, geht weit über Symbolik hinaus.
In der internationalen Politik gibt es selten Momente, die mehr sind als bloße Gesten. Doch genau ein solcher ereignete sich kürzlich: Israelische Knesset-Abgeordnete, quer durch alle Parteien, trafen sich – heimlich, aber entschlossen – mit führenden Stimmen der iranischen Opposition. Das Treffen war vertraulich, fand über Zoom statt, und keine Fotos wurden veröffentlicht. Und doch: Es war ein politisches Beben in einem unsichtbaren Raum.
Organisiert hatte dieses Treffen der israelische Abgeordnete Dan Illouz (Likud), gemeinsam mit dem Or Torah Interreligious Center und dem Middle East Center. Ziel war es, mehr als nur Worte auszutauschen. Es ging darum, eine Brücke zu bauen – zwischen einem demokratischen Israel und einem unterdrückten, aber hoffenden iranischen Volk. Zwischen der Angst der Vergangenheit und der Vision einer gemeinsamen Zukunft.
Ein Bündnis gegen das Regime – nicht gegeneinander
Illouz formulierte es unmissverständlich: „Die Raketen, die auf unsere Städte abgeschossen werden, treffen auch die Seelen der Iraner, die Freiheit fordern.“ Diese Aussage trifft den Kern: Israel steht nicht im Krieg mit dem iranischen Volk – es steht im Widerstand gegen ein Regime, das sowohl Israelis als auch Iraner knechtet. Ein System, das Terror exportiert, Oppositionelle verfolgt, Frauen zum Schweigen zwingt und den Nahen Osten in einem ewigen Zustand der Angst halten will.
Und genau darum ging es in diesem Gespräch: nicht über Iran zu sprechen, sondern mit jenen, die dort mutig für Veränderung kämpfen. Nicht über politische Theorie zu diskutieren, sondern zu hören, was die Menschen im Iran tatsächlich bewegt – und was sie von Israel erwarten.
Der Hoffnungsschimmer nach dem Zwölftagekrieg
Der Zeitpunkt dieses Treffens ist alles andere als zufällig. Israel hat gerade einen beispiellosen Zwölftagekrieg mit dem Iran durchgestanden – zum ersten Mal wurde Teheran selbst Ziel präziser israelischer Gegenschläge. Eine klare Botschaft: Israel wird sich nicht länger von Proxys drangsalieren lassen. Jeder Angriff – ob durch Hisbollah, Hamas oder Huthi-Milizen – zieht Konsequenzen nach sich. Nicht im Schatten, sondern sichtbar, auch in der iranischen Hauptstadt.
Gerade dieser Krieg, der zum ersten Mal das Machtzentrum der Ayatollahs selbst traf, hat ein neues Fenster geöffnet. Denn während Raketen auf IRGC-Stützpunkte fielen, wuchs im Iran die Hoffnung, dass das Ende des Regimes näher rückt. Die Opposition, lange zersplittert und im Untergrund, sieht nun eine Chance. Und sie sieht in Israel einen möglichen Partner – nicht als Schutzmacht, sondern als Stimme in der freien Welt, die ihre Sehnsucht versteht.
Eine Zukunft nach dem Regime
Ein Teilnehmer sprach sogar die Idee eines Treffens in Jerusalem aus: Iranische Oppositionelle gemeinsam mit israelischen Abgeordneten, Seite an Seite – nicht mehr heimlich, sondern offen. Der Gedanke wirkt heute noch utopisch, aber gerade das macht ihn so stark. Er erzählt von einem anderen Nahen Osten, von zwei Zivilisationen, die aufhören, sich als Feinde zu betrachten.
Ein geeintes, demokratisches Iran, so die Hoffnung, könnte ein Stabilitätsanker sein – nicht der Alptraum, den die Revolutionsgarden heute darstellen. Aber dafür, das machten die iranischen Gäste deutlich, braucht es Zeichen. Kein militärisches Eingreifen, sondern klare, moralische Positionen. Israel könne dabei eine Rolle spielen – als Land, das zeigt: Der Kampf für Freiheit kennt keine Grenzen.
Verantwortung statt Romantik
Natürlich darf man sich von einem Zoom-Gespräch nicht zu viel erhoffen. Die iranische Opposition ist gespalten, von Repression geschwächt und nicht immer einig in ihren Zielen. Und Israel muss wachsam bleiben – diplomatische Träume dürfen die eigene Sicherheit niemals untergraben.
Doch was dieses Treffen zeigt, ist: Israel handelt nicht aus Hass, sondern aus Verantwortung. Und genau das unterscheidet eine entschlossene Demokratie von einem zerstörerischen Regime. Der Wille zur Verständigung – mit dem Volk, nicht mit seinen Unterdrückern – ist eine der stärksten Waffen, die eine freie Gesellschaft besitzt.
MK Illouz fasste es am Ende treffend zusammen: „Zwei uralte Zivilisationen stehen einem gemeinsamen Feind gegenüber. Ihre Partnerschaft ist die Hoffnung auf eine freie und bessere Zukunft für alle.“
Vielleicht, ja vielleicht, war dieses Gespräch mehr als eine Fußnote. Vielleicht war es ein erster, leiser Satz im neuen Kapitel einer Geschichte, die anders enden könnte als in Blut und Schweigen.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Autor: Sharon Hasson (שרון חסון), CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=128191243
Mittwoch, 25 Juni 2025