Israels geheime Allianz: Warum Syriens neuer Machthaber den Weg für den Iran-Schlag freimachteIsraels geheime Allianz: Warum Syriens neuer Machthaber den Weg für den Iran-Schlag freimachte
Israels Angriff auf Irans Machtzentrum war nicht nur militärisch spektakulär – auch politisch geschah Unerwartetes: Syriens Führung duldete still die israelischen Jets. Was steckt hinter der neuen Logik in Damaskus?
Zwölf Tage lang donnerten israelische Kampfjets durch den Himmel des Nahen Ostens – ihr Ziel: Irans nukleare Infrastruktur, die Kommandozentralen der Revolutionsgarden, die Orte, an denen Macht organisiert, Raketen gestartet und Terror geplant wird. Doch was viele überraschte: Israel flog ungehindert durch syrischen Luftraum. Keine Warnung, keine Abwehr, kein Protest. Das Schweigen aus Damaskus war laut.
Der Grund? Ahmed al-Sharaa, der neue starke Mann in Syrien, hatte gute Gründe für seine Zurückhaltung. "Jeder Schlag gegen Iran ist ein Gewinn für Syrien", sagt der israelische Nahost-Experte Amatzia Baram – und trifft damit den wunden Punkt des einst so engen Teheran-Damaskus-Bündnisses. Al-Sharaa ist kein Ideologe, kein Träumer. Er weiß, dass das Mullah-Regime in Teheran ihn lieber heute als morgen entmachten würde. Die iranischen Kommandeure kontrollierten über Jahre hinweg ganze Landstriche Syriens, instrumentalisierten Milizen, untergruben Souveränität. Nun bekommt al-Sharaa Hilfe von unerwarteter Seite: Israel erledigt ein Problem, das auch seines ist.
Doch es geht nicht nur um eine gemeinsame Feindschaft. Al-Sharaa hat etwas gelernt: Die Operation offenbarte auf dramatische Weise die Reichweite und Präzision der israelischen Armee. Zwölf Tage lang operierte sie 2.000 Kilometer von der Heimat entfernt, eliminierte innerhalb von Stunden Irans militärische Elite, präzise, chirurgisch, mächtig. Eine Botschaft, die auch in Damaskus verstanden wurde: Israel kann dich treffen, jederzeit, überall.
Statt also auf Konfrontation zu setzen, denkt al-Sharaa realpolitisch. Anders als die Assad-Dynastie, die mit der Forderung nach dem Golan politische Überhöhung betrieb, weiß er: Der Golan ist verloren, ein Krieg würde ihn nicht zurückbringen, wohl aber seine Herrschaft gefährden. Selbst Bashar al-Assad versuchte nach 1973 nie ernsthaft, ihn zurückzuerobern. In Syrien weiß man das. Es macht es für al-Sharaa einfacher, nationalistische Stimmen im Zaum zu halten.
Auch aus Sicht der sunnitischen Jihadisten im Land hat al-Sharaa nun Argumente: Die schiitischen Milizen im Irak, ja selbst Hisbollah, taten nichts, als Israel losschlug. Teheran, das über Jahre Milliarden investierte, verlor nicht nur seine Kommandozentralen – es verlor auch sein Gesicht. Und al-Sharaa, vom Iran gehasst, kann seinen Anhängern zeigen: Meine Neutralität sichert Stabilität, mein Kurs ist der klügere.
Die paradoxe Wahrheit lautet: Der israelische Angriff auf Iran stärkte Syriens neuen Herrscher. Es ist ein stilles Einverständnis, kein offizielles Bündnis, aber ein gemeinsames Interesse. Israel verhindert Irans Comeback in Syrien. Syrien verhindert eine Front gegen Israel. Ein Gleichgewicht, das auf Messers Schneide steht – aber eines, das funktionieren könnte.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Presidency of the Syrian Arab Republic - Presidency of the Syrian Arab Republic, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=168234900
Donnerstag, 26 Juni 2025