Hamas kontrolliert die Hilfe – und inszeniert sich als OrdnungsmachtHamas kontrolliert die Hilfe – und inszeniert sich als Ordnungsmacht
Ein angeblich schwacher Gegner zeigt plötzlich Zähne: In Gaza organisiert sich Hamas neu. Unter dem Vorwand von Verbrechensbekämpfung entstehen neue bewaffnete Strukturen – während Hilfsgüter geplündert, umverteilt und zur Propaganda benutzt werden.
Wer glaubt, Hamas sei nach eineinhalb Jahren Krieg zwischen Israel und dem Iran geschwächt und führungslos, irrt gewaltig. Der Terrororganisation gelingt es derzeit auf erschreckende Weise, in Gaza wieder Strukturen aufzubauen – nicht heimlich, sondern sichtbar, oft sogar unter dem Deckmantel von "Sicherheitsmaßnahmen". Der jüngste Beweis: Ein bewaffneter Trupp unter dem Namen „Einheit al-Hizaam“ („der Gürtel“) – ein Sondereinsatzkommando, das angeblich gegen „Plünderer, Diebe und Monopolisten“ vorgeht. Tatsächlich geht es um etwas ganz anderes: Kontrolle, Einschüchterung, Macht.
Die Lage in Khan Younis, einer Hochburg des Clansystems im Süden des Gazastreifens, eskalierte erneut, als Mitglieder einer einflussreichen Familie Hilfsgüter aus 70 LKWs beschlagnahmten. Hamas reagierte nicht mit Verhandlungen, sondern mit einem Ultimatum: Innerhalb von zehn Stunden solle die gesamte Beute zurückgegeben werden – andernfalls werde militärisch eingegriffen. Als der Sohn eines Clanführers angeschossen wurde, drangen Familienangehörige in das Nasser-Krankenhaus ein, zerstörten Einrichtungen, griffen Ärzte an und lieferten sich Schusswechsel mit Hamas-Kämpfern mitten im Spital. 20 Tote und Verletzte – das ist die blutige Bilanz eines Tages, an dem es eigentlich um Hilfe für Bedürftige gehen sollte.
Was wirklich geschieht, ist perfide inszeniert. Während bewaffnete Männer Hilfskonvois in Empfang nehmen, umleiten und ausladen – oft unter dem harmlos klingenden Decknamen „Familienschutz“ –, veröffentlicht Hamas über ihre Kanäle professionelle Videos, die die Verteilung von Hilfspaketen zeigen. Bilder von fröhlichen Palästinensern mit Reissäcken, aufgenommen wie aus einem Imagefilm, sollen das Bild eines stabilisierenden, fürsorglichen Hamas vermitteln. Doch der Schein trügt.
Die sogenannte "Verteilung" findet nicht unabhängig statt. Drei offizielle Verteilzentren existieren überhaupt nur noch in Rafah und Khan Younis – kontrolliert von bewaffneten Hamas-Einheiten in Zivilkleidung. Dort kann jeder Hamas-Kämpfer ohne Registrierung, ohne Begrenzung, ohne Kontrolle Nahrungsmittel mitnehmen. Eine Verteilung nach Bedürftigkeit gibt es nicht. Wer loyal ist, wird belohnt. Wer fragt, bekommt nichts.
Im Norden Gazas, besonders in Gaza-Stadt, gibt es gar keine offiziellen Hilfszentren mehr. Trotzdem erreichen auch dort LKWs mit Hilfsgütern die Straße – nur um bereits vor Ort geplündert oder „beschlagnahmt“ zu werden. Hamas entscheidet, wer was bekommt – und nutzt jede Lieferung zur Selbstinszenierung als angebliche Ordnungsmacht. Ihr Ziel: internationale Anerkennung, innere Disziplin – und vor allem Machterhalt.
Gleichzeitig laufen im Hintergrund gezielte Rekrutierungen: Junge Männer zwischen 17 und 19 Jahren werden angesprochen – oft aus Moscheekreisen – und mit Geld, Zugehörigkeit und Einfluss gelockt. Die Botschaft: Wer mitmacht, wird Teil der neuen Ordnung. Wer nicht, lebt gefährlich. Ein ehemaliger Insider beschreibt die sogenannte „Einheit al-Hizaam“ als „Schattenpolizei“, die mit gezielter Gewalt agiert, statt mit Gesetzen. „Sie verhaften nicht. Sie schießen. Wer ihnen begegnet, überlebt selten.“
Zwei Männer führen derzeit den Neuaufbau im Süden an: Izz ad-Din Haddad und Raed Saad. Nach der gezielten Tötung mehrerer Hamas-Kommandeure haben sie das Machtvakuum gefüllt und etablieren sich als neue Führungszelle im Gazastreifen. Sie brauchen kein Mandat von außen. Sie rekrutieren, strukturieren, bewaffnen – und sorgen dafür, dass Hamas sichtbar bleibt.
Wer das Geschehen nur als „Verteilung humanitärer Hilfe“ beschreibt, verkennt die Realität. Gaza wird nicht wieder aufgebaut – es wird neu organisiert. Und Hamas tut dies mit Kalkül: bewaffnet, brutal und mit propagandistischer Perfektion. Hilfe wird nicht gegeben, sie wird instrumentalisiert – als Mittel zur Kontrolle, zur Rekrutierung und zur Festigung der eigenen Macht. Und der Westen? Schaut zu – und liefert weiter.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot X
Donnerstag, 26 Juni 2025