„Geht weg – jetzt!“: Mossad warnt Iraner vor Nähe zu Revolutionsgarden

„Geht weg – jetzt!“: Mossad warnt Iraner vor Nähe zu Revolutionsgarden


Israels Geheimdienst wendet sich direkt an die Bevölkerung des Iran – mit einem Aufruf, der Leben retten soll. Die Botschaft ist drastisch, eindringlich, unmissverständlich.

„Geht weg – jetzt!“: Mossad warnt Iraner vor Nähe zu Revolutionsgarden

Es ist ein ungewöhnlicher, fast surrealer Moment in der Geschichte des Nahen Ostens: Der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad, der meist aus dem Schatten operiert, richtet sich offen und direkt an die Bevölkerung eines verfeindeten Landes – in deren eigener Sprache. Auf seinem neuen Farsi-Kanal bei X/Twitter hat der Dienst am Freitagnachmittag eine Warnung veröffentlicht, die aufhorchen lässt: Iranische Zivilisten sollen sich von Mitgliedern der Revolutionsgarden (IRGC) fernhalten – zu ihrem eigenen Schutz.

Konkret heißt es, man solle sich sofort entfernen, wenn ein IRGC-Angehöriger plötzlich eine Nachricht oder einen Anruf erhält. Auch Gebäude, Fahrzeuge und Versammlungen der Revolutionsgarden sollten gemieden werden – insbesondere, wenn ein Geräusch vom Himmel ertönt, „ähnlich dem eines Rasenmähers“. Gemeint sind offenbar israelische Drohnen.

Der Kontext: Israel führt seit Monaten verdeckte Operationen gegen iranische Militär- und Nuklearinfrastruktur durch. Ziel sind insbesondere die Revolutionsgarden, das mächtigste Machtinstrument des Regimes in Teheran. Nach offiziellen Angaben hat der Mossad in den vergangenen Jahren Dutzende Schlüsselfiguren eliminiert, darunter Wissenschaftler, Offiziere, Entwickler von Drohnen und Raketen. Die Anschläge reichen tief ins Herz des iranischen Machtapparats.

Jetzt macht der Mossad klar: Es geht nicht gegen das iranische Volk – sondern gegen das Regime.

„Unsere Feindschaft gilt dem unterdrückerischen System der Islamischen Republik, nicht ihren Bürgern“, so der Post in Farsi. Und weiter: „Die Führer verstecken sich in Tunneln – ihr seid es, die draußen in Gefahr sind.“

Diese Worte sind Teil einer vielschichtigen Strategie. Israel nutzt psychologische Kriegsführung, um den Rückhalt der Bevölkerung für das Regime zu schwächen. Zugleich will man zivile Opfer vermeiden – was nicht nur ethisch geboten ist, sondern auch politisch klug. In einer Zeit, in der westliche Medien die Lage zunehmend kritisch betrachten, versucht Israel, seine Botschaft direkt zu platzieren: Wir kämpfen nicht gegen euch – wir wollen euch schützen.

Dazu passt auch die jüngste Ankündigung eines inoffiziellen, von Mossad betriebenen medizinischen Hilfszentrums im Iran. In einem Land, das wirtschaftlich am Boden liegt, sollen dort Menschen mit chronischen Krankheiten oder Infektionen Hilfe erhalten – anonym, per VPN über Telegram, WhatsApp oder Signal. Die behandelnden Ärzte sind zweisprachig, medizinisch erfahren, und das Zentrum sei werktags von 9:30 bis 16:00 Uhr erreichbar. Eine außergewöhnliche Geste in einem ungleichen, erbitterten Konflikt.

Diese Initiative dürfte nicht ohne Kalkül sein. Zum einen demonstriert Israel technische Überlegenheit, operative Tiefe und den Anspruch, selbst im feindlichen Kerngebiet Einfluss auszuüben. Zum anderen aber auch: Wir unterscheiden. Zwischen denen, die herrschen, und denen, die leiden.

Dass diese Warnung nicht nur symbolisch gemeint ist, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. Im September 2024 führte der Mossad eine spektakuläre Operation gegen Hisbollah-Funktionäre im Libanon durch – über manipulierte Funkrufempfänger (Pager), die bei Aktivierung explodierten. Die Folge: Dutzende Tote, Tausende Verletzte. Die jetzige Warnung an iranische Zivilisten könnte eine Wiederholung solcher gezielter Tötungen ankündigen – diesmal auf iranischem Boden.

Diese Eskalation kommt in einer Phase besonderer Fragilität. Der Krieg zwischen Israel und dem Iran ist offiziell beendet, doch der Schattenkrieg geht weiter – verdeckter, raffinierter, gefährlicher. Während das Regime in Teheran seine Macht konsolidieren will, sendet Israel eine klare Botschaft: Wer IRGC-Angehörigen nahe steht, lebt gefährlich.

Für viele Iraner ist diese Botschaft doppelt schwer zu verdauen. Sie leben in einem autoritären System, das jegliche Verbindung zum Ausland bestraft, und müssen nun abwägen, ob sie der Warnung eines Feindes trauen sollen – oder weiterhin einem Regime, das sie seit Jahrzehnten überwacht, unterdrückt und in ideologische Geiselhaft nimmt.

Eines steht fest: Der Mossad versucht nicht länger nur, Köpfe auszuschalten. Sondern Köpfe zu erreichen.


Autor: Redaktion
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Samstag, 28 Juni 2025

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