Während die Welt nach Iran und Israel blickte – schlug Hamas in Gaza härter zuWährend die Welt nach Iran und Israel blickte – schlug Hamas in Gaza härter zu
Folter, Einschüchterung, Exekutionen: Unter dem Radar eskaliert die Gewalt gegen protestierende Palästinenser in Gaza
Während die internationale Aufmerksamkeit in den vergangenen Wochen fast ausschließlich auf den Krieg zwischen Israel und Iran gerichtet war, hat die Hamas nach Informationen des britischen Telegraph ihre Repressionen gegen die eigene Bevölkerung massiv ausgeweitet. Vor allem in den nördlichen Teilen des Gazastreifens berichten Aktivisten von systematischer Folter, gezielten Exekutionen und brutaler Einschüchterungskampagnen gegen jene, die es wagen, öffentlich Kritik zu üben.
Im Zentrum der Gewalt steht die berüchtigte Hamas-Einheit „Sahm“ – arabisch für „Pfeil“. Sie agiert im Schatten, doch ihre Spuren sind unübersehbar. Einer ihrer bekanntesten Gegner ist Ahmed al-Masri. Der Aktivist hatte im April und Mai mitorganisiert, dass Menschen in Beit Lahiya auf die Straße gingen – mit Plakaten, auf denen stand: „Hamas repräsentiert uns nicht.“ Auf einem Video ist al-Masri zu sehen, wie er versuchte, andere zur Teilnahme zu bewegen. Doch viele der Umstehenden wenden ihre Gesichter ab – aus Angst, erkannt zu werden.
Jetzt liegt al-Masri im Krankenhaus. Zerschundene Beine, eine klaffende Platzwunde am Kopf, Angst im Blick. Er wurde nach Angaben mehrerer Quellen vom Hamas-Geheimdienst verschleppt, mit Eisenstangen und Steinen traktiert, in die Füße geschossen und auf eine Straße geworfen. Selbst im Rettungswagen, der ihn später abholte, wurde weiter auf seine verletzten Füße eingeschlagen. Bilder zeigen einen körperlich gebrochenen Mann – und einen Appell an eine Welt, die nicht hinsieht.
„Sie haben zwei Menschen vor seinen Augen erschossen – dann ihn selbst in die Füße. Danach haben sie ihn einfach in die Sonne gelegt. Als sei das alles nicht genug, kam der Krankenwagen – und auch darin ging die Gewalt weiter“, berichtet ein Freund al-Masris unter strikter Anonymität. "Die Leute haben Angst, den Mund aufzumachen. Denn jeder weiß, dass er der Nächste sein könnte."
Was derzeit in Gaza geschieht, sei keine Randnotiz, sondern ein Muster, das sich durchzieht – sagen Menschenrechtler. Der Telegraph zitiert aus internen Berichten, in denen von systematischen Foltermethoden durch die Hamas die Rede ist. Die Täter schlagen mit Metallstangen auf gefesselte, blinde Opfer ein – in einem Fall dokumentiert auf einem Video, das offenbar aus Hamas-nahen Kanälen stammt. Die Schreie seien „nicht in Worte zu fassen“, schreibt die Zeitung.
Hamas versucht laut Bericht auch gezielt, Aktivisten durch gefälschte Social-Media-Profile in die Falle zu locken – mit dem Ziel, sie durch fingierte Aussagen zu belasten. Wer sich kritisch äußert, wird verdächtigt, mit der Palästinensischen Autonomiebehörde zu kooperieren – unter Hamas-Regime ein Kapitalverbrechen.
Ein weiteres prominentes Opfer ist Mohammed Abu Saeed, Mitorganisator von Protesten in Khan Yunis. Auch er wurde von Hamas-Kämpfern gefoltert und hingerichtet, berichten Zeugen. Seine Füße seien „so oft beschossen worden, dass einer amputiert werden musste“. Selbst bei seiner Beerdigung habe Hamas das Feuer auf Trauernde eröffnet – mehrere seiner Angehörigen wurden getötet.
Diese Gewaltwelle gegen die eigene Bevölkerung fällt zeitlich zusammen mit einem strategischen Rückschlag für die Hamas: Die Organisation verliert zusehends an militärischer Kraft und wirtschaftlicher Kontrolle. Der Druck von außen ist enorm – doch anstatt politisch zu reagieren, setzt Hamas auf Eskalation nach innen.
Der frühere Jerusalem Post-Korrespondent Khaled Abu Toameh sagt im Telegraph: „Nach den Protesten der letzten Monate begannen sie mit Exekutionen und Festnahmen, um Angst zu verbreiten. Ich denke, es wirkt – denn irgendwann blieben die Proteste aus.“
Doch der Preis für diese Ruhe ist hoch. Die Bilder von al-Masri, die Berichte über Exekutionen in Tageslicht und die Folter in Kellern zeigen: Gaza ist nicht nur ein Ort militärischer Auseinandersetzung mit Israel. Es ist auch ein Ort, an dem Palästinenser, die sich nach Freiheit sehnen, von der eigenen Führung terrorisiert werden.
Die internationale Öffentlichkeit schweigt bislang weitgehend. Vielleicht, weil der Fokus anderswo liegt. Vielleicht, weil es unbequem ist, hinzusehen, wenn Täter nicht in Uniformen anderer Staaten auftreten, sondern als selbsternannte „Befreier“. Doch für Menschen wie Ahmed al-Masri ist dieses Schweigen tödlich.
Autor: Redaktion
Bild Quelle:
Montag, 30 Juni 2025