„Der Druck verpufft“ – Wie Hamas die Vermittler ausmanövriert und warum der Westen kaum noch Einfluss hat„Der Druck verpufft“ – Wie Hamas die Vermittler ausmanövriert und warum der Westen kaum noch Einfluss hat
Seit Monaten wird verhandelt, gehofft, gedrängt. Doch die Geduld hat ihren Preis: Hamas lässt sich nicht erweichen – und zeigt der Diplomatie ihre Grenzen.
Was bleibt vom großen internationalen Druck, wenn er nicht mehr wirkt? Diese Frage stellt sich im zermürbenden Ringen um ein Abkommen zur Freilassung der israelischen Geiseln, das längst zur Farce geworden ist. Weder Katar noch Ägypten schaffen es, Hamas zu Zugeständnissen zu bewegen. Im Gegenteil: Die islamistische Organisation wiederholt stur ihre Forderungen – vor allem ein vollständiges, garantiertes Ende des Krieges – und torpediert jeden Vorschlag, der nicht exakt ihren Bedingungen entspricht.
Diplomatischer Stillstand – und das, obwohl Katar und Ägypten mit Nachdruck vermitteln. Doch ihre Mittel sind begrenzt, ihr Einfluss schwindet. Was als „Druck“ galt, erweist sich zunehmend als höfliche Bitte. Und die Terrororganisation weiß das ganz genau.
Unbeirrbar und unnachgiebig: Hamas diktiert die Spielregeln
In einem Interview mit dem katarischen Sender Al-Jazeera machte Hamas-Vertreter Mahmud Mardawi klar, wie die Organisation tickt: Es gehe nicht um Kompromisse, sondern um Bedingungen. Man werde sich nur auf einen Deal einlassen, wenn Israel einem „eindeutigen Ende des Krieges“ zustimme – schriftlich, öffentlich und unter internationaler Garantie. Und noch mehr: Jegliche Diskussion über eine Entwaffnung, ein Mitspracherecht beim Wiederaufbau oder ein Machtverzicht werde als „Verrat am palästinensischen Widerstand“ abgelehnt.
Mit anderen Worten: Hamas akzeptiert keine Nachkriegsordnung, die sie selbst schwächen könnte. Sie fordert nicht nur Schutz, sondern auch strategische Absicherung – während gleichzeitig das eigene Volk leidet, Geiseln in Gefangenschaft bleiben und jede Perspektive auf Frieden zerrinnt.
Katar – Gastgeber ohne Hebel
Katar wird oft als mächtiger Akteur wahrgenommen, doch in Wahrheit beschränkt sich seine Rolle auf das Überbringen von Botschaften. Zwar leben Hamas-Führer wie Ismail Haniyeh seit Jahren unbehelligt in Doha – aber selbst diese Nähe nutzt Katar nicht als Druckmittel. Es gibt keine Drohungen, keine Kürzung der Hilfsgelder, keine politischen Konsequenzen.
Die weiche Diplomatie hat Grenzen. Und wenn Gastgeber keine Bedingungen stellen, verlieren sie ihren Einfluss. Genau das geschieht gerade – unter den Augen der Weltöffentlichkeit.
Ägypten – stiller Vermittler mit stumpfem Schwert
Auch Ägypten war einst ein entscheidender Akteur, nicht zuletzt durch seine Kontrolle über den Grenzübergang Rafah. Doch in der aktuellen Realität – einem zerstörten Gazastreifen, massiven israelischen Operationen und einer entkoppelten Hamas-Führung im Ausland – sind selbst drastische Maßnahmen wie Grenzschließungen kein wirksames Druckmittel mehr.
Zudem scheut Kairo den offenen Konflikt mit der Hamas. Zu groß ist die Sorge, als Erfüllungsgehilfe Israels dazustehen oder das fragile arabische Gleichgewicht zu stören. Die Folge: man vermittelt, man spricht, man warnt – aber man bewegt nichts.
Al-Jazeera – von Stimme zur Verstärkerin
Besonders bedenklich ist die Rolle von Al-Jazeera, dem katarischen Mediengiganten. Statt ausgewogen zu berichten, stellt der Sender Hamas regelmäßig als legitimen Widerstandskämpfer dar, verbreitet unkommentiert ihre Positionen und unterfüttert ihre Narrative mit emotionalen Bildern und „exklusiven“ Reportagen.
So wird nicht vermittelt, sondern polarisiert. Hamas nutzt die Bühne – und Katar stellt sie bereit.
Der Westen schaut zu – und erkennt seine Grenzen
Die entscheidende Rolle kommt letztlich den USA zu. Nur Washington verfügt über den politischen Hebel, sowohl Israel als auch die arabischen Staaten zu beeinflussen – durch Militärhilfe, diplomatischen Druck und Verhandlungsmacht im UN-Sicherheitsrat.
Doch die Trump-Regierung setzt bislang auf Geduld. Sie unterstützt Israel, mahnt zur Vorsicht – aber bleibt in Bezug auf Katar und Hamas zurückhaltend. Dabei wäre gerade jetzt ein entschlossenes Auftreten nötig. Ohne amerikanische Initiative bleibt der Stillstand bestehen – und mit jedem Tag wächst der Eindruck, dass Hamas nicht nur der Aggressor, sondern auch der Taktgeber der Gespräche ist.
Die Wahrheit ist unbequem – aber unausweichlich
Es ist Zeit, eine bittere Erkenntnis auszusprechen: Hamas will derzeit keine Lösung. Sie will Bedingungen diktieren, keine Verhandlungen führen. Die Vermittler, die einst Hoffnung weckten, sind entzaubert. Katar liefert keine Konsequenzen, Ägypten keine Bedingungen. Und die internationale Gemeinschaft tut zu wenig, um der Terrororganisation klare Grenzen aufzuzeigen.
Der Preis dafür ist hoch. Für Israel, für die Geiseln, für die palästinensische Bevölkerung. Der Druck ist verpufft. Und das Schweigen der Welt wird von Hamas als Ermutigung verstanden.
Autor: Redaktion
Bild Quelle:
Montag, 30 Juni 2025