Hamas spielt auf Zeit: Waffenruhe als Taktik – Israels Kabinett ringt mit neuer Forderungsliste

Hamas spielt auf Zeit: Waffenruhe als Taktik – Israels Kabinett ringt mit neuer Forderungsliste


Die Hamas nennt ihre Antwort „positiv“ – doch was sie fordert, stellt Israels Sicherheit infrage. Ein neues Waffenruhe-Abkommen steht im Raum. Wieder geht es um Geiseln, Zugeständnisse und Garantien. Und wieder droht, dass Terror belohnt wird.

Hamas spielt auf Zeit: Waffenruhe als Taktik – Israels Kabinett ringt mit neuer Forderungsliste

Hoffnung und Misstrauen – beides liegt über den Verhandlungsräumen von Doha und Kairo, seit die Hamas am Freitagabend ihre offizielle Antwort auf den aktuellen Waffenruhe-Vorschlag übermittelte. Die Rede ist von einem „positiven Signal“, einer angeblichen Kompromissbereitschaft – doch der Blick ins Detail lässt Zweifel aufkommen: Denn was die Hamas als Friedensbereitschaft verkauft, folgt einem altbekannten Drehbuch. Waffenstillstand gegen politische Gewinne, Geiselbefreiung gegen strategische Rückzüge – und erneut die Forderung, Israel solle seinen Schutz aufgeben, ohne echte Sicherheit zu erhalten.

Die Reaktion aus Jerusalem ist verhalten, nüchtern, angespannt. Das israelische Sicherheitskabinett wird am Samstagabend zusammentreten, um den Text zu prüfen, den Katar und Ägypten als Vermittler übergaben – inklusive der Antwort der Hamas. Was darin steht, ist nicht einfach eine Verhandlungsgrundlage, sondern eine Kampfansage in Diplomatieform: Rückzug der IDF aus dem Gazastreifen, vollständiger Stopp der israelischen Militäroperationen, internationale Garantien durch die USA für ein dauerhaftes Kriegsende – und wieder einmal die Einsetzung der UNO als Versorger der Zivilbevölkerung, ohne israelische Kontrolle über die Verteilung von Hilfsgütern.

Taktische Waffenruhe statt echter Friedenswille
Der sogenannte Witkoff-Plan, auf dem der aktuelle Vorschlag basiert, sieht eine 60-tägige Feuerpause vor. Zehn Geiseln sollen in dieser Zeit freikommen – acht gleich zu Beginn, zwei weitere am 50. Tag. Im Gegenzug wird Israel verpflichtet, 125 palästinensische Häftlinge sowie über 1.100 weitere inhaftierte Gazaner freizulassen, die nach dem 7. Oktober festgenommen wurden. Zusätzlich sollen 18 Leichname israelischer Opfer übergeben werden – aufgeteilt in drei Phasen.

Die Hamas nennt dies einen „positiven Schritt“. Doch was sie als Entgegenkommen verkauft, ist für Jerusalem vor allem eines: ein gezielter Versuch, Zeit zu gewinnen. Denn während über die Details gestritten wird, reorganisiert sich die Terrorinfrastruktur in Gaza, verlagert sich, tarnt sich. Bereits in früheren Phasen angeblicher Waffenruhen hat sich gezeigt: Für die Hamas ist eine Feuerpause kein Weg zum Frieden, sondern ein taktisches Manöver zur Regeneration.

Die Frage, ob Israel auf diesen Deal eingehen kann, ist keine theoretische – sie ist existenziell. Denn das Abkommen verlangt von Israel erneut weitreichende Zugeständnisse, ohne dass sichergestellt ist, dass danach nicht wieder Raketen auf Sderot und Ashkelon regnen. Es verlangt Vertrauen – gegenüber einer Terrororganisation, deren Charta auf Vernichtung basiert und deren Anführer in Istanbul und Beirut jeden Verhandlungsschritt mit Bildern toter Israelis feiern.

Ein gefährlicher Präzedenzfall
Das Problem an Verhandlungen mit der Hamas liegt nicht nur im Inhalt. Es liegt im Prinzip. Jedes neue Abkommen, das nicht auf vollständiger Entwaffnung und der Rückkehr aller Geiseln basiert, belohnt die Gewalt vom 7. Oktober. Es normalisiert das Unfassbare, indem es daraus eine Geschäftsgrundlage macht: Entführte Kinder, verschleppte Frauen, getötete Zivilisten – alles Teil einer makabren Rechnung.

Und es ist eine Rechnung, bei der Israel immer zahlt – in politischen Zugeständnissen, in sicherheitspolitischer Schwächung, in internationalen Debatten, die längst keine Moral mehr kennen. Wenn jetzt auch noch US-Garantien für ein dauerhaftes Ende des Krieges verlangt werden – wohlgemerkt ohne dass die Hamas aufgibt, was sie zum Krieg befähigt –, dann wird das Konzept internationaler Vermittlung zur Farce.

Trump, Doha und die Schattenverhandler
Auffällig ist auch das Umfeld, in dem diese angebliche Einigung stattfindet. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump kündigte am Donnerstag an, innerhalb von 24 Stunden mit einer Entscheidung zu rechnen. Inoffiziell wurde bekannt, dass die USA Katar eine Garantie gaben, den Krieg nach der Waffenruhe nicht wieder aufzunehmen – eine Aussage, die in Jerusalem mit größter Skepsis betrachtet wird. Denn die Voraussetzung für eine nachhaltige Sicherheit Israels kann kein Frieren des Status quo sein, sondern nur dessen radikale Veränderung: Entmilitarisierung der Hamas, Entmachtung ihrer Führung, Zerschlagung ihres Netzwerks in Gaza.

Dass die Hamas-Führung sich gleichzeitig in der Türkei trifft – also unter dem Schutz eines NATO-Staates – um einen Waffenstillstand zu besprechen, den sie selbst seit Monaten bricht, ist mehr als ein Zynismus der Weltpolitik. Es ist das sichtbare Scheitern internationaler Standards, wenn es um jüdische Leben geht.

Die israelische Herausforderung
Die Entscheidung, die Israels Kabinett treffen muss, ist daher brutal komplex: Einerseits steht das Leben noch inhaftierter Geiseln auf dem Spiel. Andererseits droht jede neue Runde von Zugeständnissen, den strategischen Boden zu verlieren, den die IDF seit Monaten mit Blut und Einsatz mühsam gesichert hat. Wer dem Druck nachgibt, weil er kurzfristig Erleichterung sucht, riskiert auf lange Sicht neue Massaker.

Was heute verhandelt wird, entscheidet über die nächsten Jahre – nicht nur im Gazastreifen, sondern auch in der gesamten Region. Iran, Hisbollah, die Huthi-Rebellen: Alle beobachten genau, ob sich Gewalt als Druckmittel lohnt. Und ob der Westen bereit ist, Prinzipien über Bord zu werfen, sobald es kompliziert wird.


Autor: Redaktion
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Samstag, 05 Juli 2025

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