"Wir haben keine Kontrolle mehr": Hamas gesteht vollständigen Zusammenbruch in Gaza ein

"Wir haben keine Kontrolle mehr": Hamas gesteht vollständigen Zusammenbruch in Gaza ein


Ein hochrangiger Hamas-Funktionär spricht Klartext – der Terrorapparat ist zerfallen, die Kontrolle über Gaza faktisch verloren. Wer füllt das Machtvakuum?

"Wir haben keine Kontrolle mehr": Hamas gesteht vollständigen Zusammenbruch in Gaza ein

Es ist ein Eingeständnis, das in seiner Deutlichkeit kaum zu übertreffen ist – und dennoch international kaum wahrgenommen wird: Ein führender Funktionär der Hamas hat in einem Interview mit der BBC offen zugegeben, dass seine Organisation nahezu vollständig die Kontrolle über den Gazastreifen verloren hat. Über 80 Prozent des Territoriums seien nicht mehr unter ihrer Kontrolle. Die verbliebene Führung? „Tot oder verschwunden“, wie er sagt. Kommunikation? Zerschlagen. Sicherheitsstruktur? „Null.“

Diese Aussagen stammen nicht von israelischer Seite, nicht von Analysten oder Diplomaten, sondern direkt von der Hamas selbst. Es ist eine Bankrotterklärung. Eine, die zeigt, wie erfolgreich Israels militärische und strategische Maßnahmen in Gaza über nunmehr 21 Monate gewesen sind – und wie tief der Zerfall des Hamas-Terrorregimes tatsächlich reicht.

Die kapitulierte Macht

„Seien wir realistisch: Von der Führungsstruktur ist kaum noch etwas übrig“, so der namentlich nicht genannte Hamas-Funktionär gegenüber der BBC. Er spricht von 95 Prozent der Führung, die getötet worden seien – sowohl politisch als auch militärisch. Was bleibt, ist ein Trümmerhaufen. Die letzten Kommandozentralen wurden durch gezielte israelische Schläge im Frühjahr zerstört, und seitdem herrscht Chaos. Die Löhne für Kämpfer werden nicht mehr ausgezahlt, oder sind wertlos. Manche sterben auf dem Weg zur Auszahlung – das sagt nicht Israel, sondern ein Insider der Organisation selbst.

Gleichzeitig wächst die Gewalt im Inneren: Kriminelle Clans, bewaffnete Familienmilizen und konkurrierende bewaffnete Gruppen übernehmen das entstandene Machtvakuum. In Rafah etwa soll die Miliz unter der Führung von Yasser Abu Shabab bereits so weit an Einfluss gewonnen haben, dass Hamas selbst hohe Belohnungen auf dessen Kopf ausgesetzt hat. Diese Miliz steht offenbar in losem Kontakt mit israelischen Kräften, arbeitet mit anderen Gruppen an einer möglichen Übergangsstruktur. Für die Hamas eine noch größere Bedrohung als Panzer.

Israelische Strategie zeigt Wirkung

Premierminister Benjamin Netanjahu bekräftigte am Wochenende in einem Statement: „Hamas wird nicht mehr existieren – nicht politisch, nicht militärisch.“ Gemeinsam mit US-Präsident Donald Trump sei man entschlossen, die Terrororganisation vollständig zu entwaffnen und die Geiseln zurückzubringen. Der Fokus liege weiterhin auf dem Gazastreifen, sagte Netanjahu, bevor er nach Washington aufbrach. Auch das israelische Militär meldet Fortschritte. Brigadegeneral Effie Defrin sprach bereits im Juni von einem „kontinuierlichen Erodieren“ der Hamas-Strukturen – über und unter der Erde.

Ein zentraler Aspekt dabei ist die humanitäre Versorgung der palästinensischen Bevölkerung, die bewusst an Hamas vorbei organisiert wird. Zehntausende Mahlzeiten werden täglich verteilt – unter dem Schutz der IDF, um zu verhindern, dass Hamas-Kämpfer oder Clanmilizen die Lieferungen stehlen. Das gezielte Durchbrechen der Hamas-Versorgungswege ist ein strategischer Schlag in die Magengrube der Organisation.

Interner Zerfall statt heldenhafter „Widerstand“

Was den Zerfall der Hamas besonders bemerkenswert macht, ist, dass er nicht nur auf äußere militärische Angriffe zurückgeht. Es ist der Zerfall einer Organisation, die durch und durch von Misstrauen, Machtgier und Gewalt geprägt ist – auch nach innen. Der BBC-Bericht sowie ergänzende hebräische Quellen (u. a. N12) zeichnen das Bild einer Terrorgruppe, die nicht nur gegen Israel kämpft, sondern gegen sich selbst. Die verbliebenen Kämpfer sind demoralisiert. Kommunikation findet kaum statt. Es gibt keinen übergeordneten Plan, keinen Wiederaufbau, keine Zukunftsperspektive.

Dass nun sogar ein Hamas-Funktionär öffentlich von einem „vollständigen Zusammenbruch“ spricht, ist Ausdruck einer Wahrheit, die in arabischen Medien weitgehend verschwiegen wird: Die Terrorherrschaft in Gaza war nie stabil. Sie war nie demokratisch legitimiert, nie zukunftsfähig. Sie war ein mafiöses System, das nun implodiert.

Wer übernimmt den Schuttplatz?

Die offene Frage bleibt, was auf den Trümmern folgt. Schon jetzt buhlen diverse bewaffnete Gruppierungen um Macht, Loyalität und Ressourcen. Dass Israel derzeit keinen politischen Plan für den Tag danach präsentiert, mag strategisch klug sein – verhindert aber nicht, dass sich im Schatten der Zerstörung neue Gefahren formieren.

Die Miliz um Yasser Abu Shabab scheint eine Art Gegenmodell zur Hamas zu etablieren – lokal verankert, pragmatisch, anti-extremistisch. Doch auch sie operiert nicht im rechtsstaatlichen Rahmen, sondern im Niemandsland zwischen Chaos und Selbstverwaltung. Ein „sicheres Gaza“ ist das nicht.

Gleichzeitig zeigen sich die arabischen Staaten auffallend still. Weder Ägypten noch Katar noch Jordanien äußern sich nennenswert zum internen Zusammenbruch. Man schaut zu – wie schon 2007, als die Hamas gewaltsam die Fatah aus Gaza vertrieb. Nur diesmal schaut man auf einen toten Feind.

Das Schweigen der Welt – und was Israel daraus lernt

Der wohl bedrückendste Aspekt dieses Moments ist das internationale Schweigen. Der Funktionär sagt es offen: „Die Welt ist still. Die arabischen Regime sind still.“ Was ihn resignieren lässt, lässt Israel aufhorchen. Denn es zeigt, dass sich das Zeitfenster für grundlegende Veränderungen öffnet – gerade weil die Gegner schwach und die Welt abwesend ist.

Israel hat nun die Möglichkeit, den Gazastreifen neu zu denken – jenseits der Hamas, jenseits einer bloßen militärischen Verwaltung. Doch diese Chance ist zerbrechlich. Die Situation vor Ort ist explosiv, die Bevölkerung erschöpft, der Wiederaufbau gefährlich. Wird das Machtvakuum nicht bewusst gefüllt, wird es erneut von Gewalt, Islamismus und Terror besetzt.


Autor: Redaktion
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Montag, 07 Juli 2025

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