Rückzug aus Doha? Streit in Israels Politik nach Tod von fünf SoldatenRückzug aus Doha? Streit in Israels Politik nach Tod von fünf Soldaten
Nach dem nächtlichen Tod israelischer Soldaten in Gaza fordern Minister der Rechten einen totalen Kurswechsel: Kein Verhandlungsmandat mehr, keine Hilfe für den Feind. Die Opposition spricht dagegen vom „Ende des Krieges“ – und die Fronten verhärten sich.
Der Tod von fünf israelischen Soldaten in der Nacht zum Dienstag im nördlichen Gazastreifen hat eine neue Welle politischer Reaktionen ausgelöst – scharf, hart, und zunehmend gegensätzlich. Während führende Minister der Regierungskoalition ein sofortiges Ende der indirekten Verhandlungen mit der Hamas in Doha und eine völlige Abriegelung des Gazastreifens fordern, sprechen Stimmen aus der Opposition vom Ende des Krieges – und von politischem Versagen.
Der Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben Gvir, appellierte an Premierminister Netanjahu, „sofort die Verhandlungsdelegation aus Doha zurückzuholen“. Mit der Hamas, so Ben Gvir, „sollte man nicht verhandeln, sondern sie zerschlagen, sie aushungern und keinesfalls mit humanitärer Hilfe beatmen“.
Er forderte einen „vollständigen Belagerungszustand, militärische Zermürbung, Förderung der Auswanderung und der Besiedlung“ – das seien „die Schlüssel zum vollständigen Sieg“, nicht etwa ein „verantwortungsloser Deal“, der Hunderte Terroristen freisetze und israelische Truppen zum Rückzug aus erkämpften Gebieten zwinge.
Finanzminister Bezalel Smotrich äußerte sich ähnlich und wandte sich insbesondere gegen den fortgesetzten Import humanitärer Hilfe nach Gaza. Die Forderung nach einem Kriegsende bezeichnete er als „kurzsichtig“ und gefährlich: „Das würde zu einem viel größeren Blutvergießen in den kommenden, unausweichlichen Kriegsrunden führen.“ Der Feind müsse zuerst vollständig zerstört werden, bevor man über ein Ende nachdenken könne.
Smotrich rief zudem zu einer klaren Strategie auf: „Jedes von Terror gesäuberte Gebiet, das unter dem Blut unserer Soldaten erobert wurde, darf nicht geräumt werden. Das ist weder moralisch noch logisch – auch nicht im Rahmen eines Geisel-Deals.“
Auch der Likud-Abgeordnete Amit Halevi forderte ein Ende der humanitären Lieferungen und sprach von einem „blutigen Abnutzungskrieg“, den das Militär mitverantwortet habe. Besonders scharf griff er dabei den Generalstabschef an: „Ein Kommandeur, der unsere Soldaten in urbane Kampfzonen schickt, während er dem Feind dort Nahrung, Wasser, Ausrüstung und Treibstoff liefert, hat es nicht verdient, irgendwo Armeechef zu sein. Das ist keine Kriegsführung, das ist Selbstmord.“
Stattdessen schlägt Halevi vor, Orte wie Beit Hanoun vollständig zu belagern, lebenswichtige Infrastruktur von außen zu zerstören und die feindlichen Kämpfer aushungern zu lassen, bevor auch nur ein Soldat das Gebiet betritt. Das bestehende Einsatzkonzept „Merkavot Gidon“, bei dem Soldaten wiederholt in dieselben gefährlichen Gebiete geschickt würden, müsse dringend durch sektorweise Belagerung ersetzt werden – wie es „jeder normale Generalstab in einem Krieg tun würde“.
Demgegenüber stehen Forderungen aus der Opposition nach einem sofortigen Kriegsende. Oppositionsführer Yair Lapid erklärte: „Im Namen der Soldaten, ihrer Familien, der Geiseln und des Staates Israel – dieser Krieg muss beendet werden.“ Auch der Abgeordnete Gilad Kariv von der Partei der Demokraten betonte: „Diese Operation muss zu Ende gebracht werden – um der Geiseln und der Soldaten willen.“
Der Vorsitzende von Israel Beitenu, Avigdor Liberman, ging sogar noch weiter: Die Regierung sei zur Gefahr geworden. „Diese Regierung vom 7. Oktober finanziert Hamas mit öffentlichen Mitteln – durch LKWs voller 'Hilfsgüter' – und schickt gleichzeitig unsere besten Söhne in den Kampf gegen gut versorgte Terroristen. Diese Regierung ist ein echtes Sicherheitsrisiko. Sie muss zurücktreten.“
Scharf reagierte auch Yair Golan (Demokraten) auf die Forderungen von Ben Gvir und Smotrich: „Kaum hören sie von fünf gefallenen Soldaten, tanzen sie auf dem Blut. Mehr Tod, mehr Blut, mehr Krieg – nur für Macht und messianische Träume. Sie sind keine Zionisten. Und keine Juden.“
Ben Gvir konterte unverzüglich: „Yair 'Ein gesunder Staat tötet keine Babys zum Spaß' Golan nennt mich 'Bluttänzer'? Schäm dich, du Dreckskerl. Das Blut unserer gefallenen Soldaten, die du verunglimpft hast, ist noch nicht einmal erkaltet.“
Auch Merav Michaeli (Demokraten) äußerte sich: „Das Herz bricht, das Blut kocht – wieder fünf Soldaten, die sich freiwillig zum Schutz des Landes gemeldet haben. Es ist unsere Pflicht, sie zu schützen. Dieser Krieg muss mit einem sofortigen Geisel-Deal beendet werden.“
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Chris Yunker from St. Louis, United States - Knesset Building, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39497253
Dienstag, 08 Juli 2025