Tödlicher Hinterhalt bei Beit Hanoun: Warum der urbane Krieg Israels teuer bleibt

Tödlicher Hinterhalt bei Beit Hanoun: Warum der urbane Krieg Israels teuer bleibt


Fünf gefallene Soldaten, drei Sprengsätze, ein geplanter Hinterhalt: Was der erste IDF-Bericht über das Trauma einer Nacht sagt – und was er verschweigt

Tödlicher Hinterhalt bei Beit Hanoun: Warum der urbane Krieg Israels teuer bleibt

Der Krieg im Gazastreifen hat in der Nacht zum Dienstag ein neues, grausames Kapitel geschrieben. Fünf israelische Soldaten der „Netzach Jehuda“-Einheit wurden im nördlichen Gazastreifen getötet, als sie in eine tödlich präparierte Falle der Hamas gerieten. Drei Sprengsätze detonierten nacheinander, gezündet aus den Ruinen von Beit Hanoun – begleitet von Maschinengewehrfeuer aus dem Schutt. Der erste Bericht der Armee offenbart, wie heimtückisch und durchdacht der Angriff war – aber auch, wie Israel in einem Terrain kämpft, das kein Schlachtfeld, sondern eine Falle ist.

Nach Angaben der israelischen Streitkräfte wurden die drei Sprengsätze mit zeitlichem Abstand ausgelöst – offensichtlich, um Ersthelfer zu treffen. Der erste Sprengsatz traf den vorrückenden Trupp. Als weitere Soldaten zu den Verwundeten eilten, explodierte der zweite Sprengsatz. Wenige Minuten später detonierte der dritte – mitten im Chaos. Parallel eröffnete die Hamas das Feuer aus dem Inneren zerstörter Gebäude. Inmitten von Trümmern, eingestürzten Mauern und verwinkelten Gängen ist das Erkennen des Feindes kaum möglich. „Es ist extrem schwierig, dort einen Gegner auszumachen. Das Gelände ist komplex und zerstört“, hieß es von der Armeeführung.

Die unmittelbare Reaktion der israelischen Kräfte – laut IDF „schnell und professionell“ – verhinderte Schlimmeres. Hubschrauber landeten nahe dem Explosionsort, alle Verletzten wurden binnen Minuten ausgeflogen. Ein versuchter Entführungsversuch durch Hamas-Kämpfer wurde vereitelt. Doch das Trauma bleibt: eine ganze Einheit, schwer getroffen. Die Armee hatte die Route vorab geräumt, patrouilliert, gesichert. Doch die Sprengsätze wurden offenbar nur Stunden vor dem Angriff gelegt – aus unterirdischen Gängen, aus den Schatten der Trümmer heraus.

Beit Hanoun, das einst dicht besiedelte Gebiet im Norden des Gazastreifens, ist längst zu einem Symbol für die asymmetrische Kriegsführung der Hamas geworden. Unter der Oberfläche existiert ein Labyrinth aus Tunneln, Sprengkammern und Fluchtwegen. Die IDF geht davon aus, dass sich noch mehrere Dutzend Hamas-Kämpfer in dem Gebiet befinden – viele von ihnen in unterirdischen Anlagen. Der urbane Krieg dort ist kein Vorstoß gegen eine Frontlinie, sondern ein Abstieg in einen unsichtbaren Abgrund.

Die Operation in Beit Hanoun ist Teil eines umfassenderen Vorstoßes der IDF im nördlichen Gazastreifen. Bereits zum vierten Mal agiert Division 99 dort – mit gezielten Schlägen gegen Terrorzellen, die aus unterirdischen Verstecken heraus agieren. Mit an Bord: Soldaten des Bataillons Netzach Jehuda, deren Aufgabe nicht nur der Kampf, sondern vor allem die Neutralisierung dieser Tunnelnetze ist. Es ist eine Mission, die Präzision, Geduld – und ein Maximum an persönlichem Risiko verlangt.

In den vergangenen Tagen wurden die Angriffe auf Beit Hanoun verstärkt – mit Hilfe der Luftwaffe, mit präzisen Einsätzen und technischer Aufklärung. Doch der Preis bleibt hoch. Die Hamas agiert aus einer Umgebung, die sie kennt, die sie manipuliert hat und die sie gezielt mit Sprengfallen und Hinterhalten versieht. Das Terrain ist ihr größter Verbündeter.

Die Frage, die sich mit jeder neuen Attacke stellt: Wie lange kann Israel in einem Terrain kämpfen, das nicht mehr als Stadt, sondern als Falle existiert? Wie lange, bevor jeder Meter Fortschritt mit Blut bezahlt wird?

Die Antwort ist unbequem: Solange die Hamas dort operiert, solange es Tunnel gibt, Sprengsätze und Kämpfer in Ruinen – wird die IDF weitergehen. Aber der Preis ist sichtbar. In Gesichtern junger Soldaten. In der Angst vor der nächsten Detonation. Und in der Erkenntnis, dass es keinen sauberen Weg gibt, einen asymmetrischen Feind zu besiegen, der sich unter Trümmern verschanzt.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild IDF


Mittwoch, 09 Juli 2025

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