Netanjahu und Trump vereint – Washingtons neue Achse für Gaza, Geiseln und IranNetanjahu und Trump vereint – Washingtons neue Achse für Gaza, Geiseln und Iran
Die USA und Israel gehen wieder auf Koordinierungskurs – mit drastischen Konsequenzen für Gaza und Teheran
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu ist zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage im Weißen Haus empfangen worden, diesmal erneut von US-Präsident Donald Trump. Der Besuch markiert eine Rückkehr zur engen strategischen Abstimmung beider Länder – und weist weit über das Tagesgeschehen hinaus. Im Mittelpunkt der Gespräche standen ein möglicher Geisel-Deal mit der Hamas, die langfristige Strategie in Gaza und der Fortgang des Konflikts mit dem Iran.
Trump hat deutlich gemacht, dass Israel in dieser Phase auf unbedingte Unterstützung zählen kann. Netanjahu erklärte nach dem Treffen: „Wir sind entschlossen, alle unsere Ziele zu erreichen: die Freilassung aller Geiseln, die Zerschlagung der militärischen und politischen Infrastruktur der Hamas und die langfristige Sicherung Israels gegenüber der Bedrohung aus Gaza.“ Doch auch strategisch wird neu gedacht – nicht nur militärisch, sondern auch diplomatisch.
Geiseln, Gaza, GHF: Neue Ordnung im Anmarsch
Die Gespräche in Washington waren Teil eines größeren diplomatischen Pakets, an dem neben Trump auch sein Sondergesandter für den Nahen Osten, Steve Witkoff, und der US-Botschafter in Israel, Mike Huckabee, beteiligt waren. Bei einem Abendessen im Weißen Haus überreichte Netanjahu dem US-Präsidenten ein persönliches Nominierungsschreiben für den Friedensnobelpreis – ein symbolischer Akt, der den Schulterschluss zwischen beiden Regierungen unterstreicht.
Konkret geht es um einen umfassenden Geisel-Deal, der laut israelischen Quellen in wenigen Tagen abgeschlossen werden könnte. Die Verhandlungen laufen unter Einbeziehung Katars, dessen Vertreter ebenfalls im Weißen Haus zu Gesprächen erschienen. Doch ein Knackpunkt bleibt: Wer kontrolliert die humanitäre Hilfe in jenen Gebieten, aus denen sich die israelische Armee vorübergehend zurückziehen soll?
Die von westlichen Medien zuletzt auffällig oft genannte „Gaza Humanitarian Foundation“ (GHF) wird keine Rolle in diesen Gebieten spielen – das wurde nun offiziell bestätigt. Stattdessen soll ein neutraler Dritter, ohne Verbindung zu Hamas oder Israel, die Verteilung der Hilfe organisieren. Eine klare Absage an jede Form indirekter Hamas-Legitimation.
Vollständige Koordination – auch im Iran-Dossier
Während sich der Fokus nach außen auf Gaza richtet, läuft hinter verschlossenen Türen eine enge Abstimmung zum Iran. Netanjahus Gespräche mit US-Außenminister Marco Rubio und Sonderberater Witkoff zielten vor allem darauf ab, Trump auf das weitere Vorgehen im Iran einzustimmen. Und dort wurde Klartext gesprochen: „Wie man Irans Atomprogramm stoppt? Mit Bomben“, sagte ein israelischer Regierungsvertreter unmissverständlich.
Der politische Konsens ist klar: Die militärischen Erfolge der letzten Wochen – insbesondere die Zerstörung iranischer Atomanlagen durch israelisch-amerikanische Luftangriffe – dürfen nicht verspielt werden. Laut israelischer Quelle gebe es kein amerikanisches Veto gegen gezielte Schläge – selbst nicht gegen Ayatollah Khamenei persönlich. Symbolträchtig ließ Trump nach dem Iran-Angriff ein Porträt von Präsident Harry S. Truman – dem Mann, der den Abwurf der Atombomben auf Japan anordnete – am Eingang des Weißen Hauses aufhängen.
Die Botschaft: Die USA unter Trump sind bereit, militärisch an Israels Seite zu stehen – ohne Wenn und Aber.
Gaza nach der Hamas – Netanjahu denkt weiter
Ein möglicher Deal mit der Hamas wird aus israelischer Sicht nur dann zustande kommen, wenn klar ist, dass die Terrororganisation keine Kontrolle mehr über Gaza ausüben darf. Wer dann die Kontrolle übernimmt? Netanjahu denkt offenbar auch an eine temporäre israelische Verwaltung: „Vielleicht wird Israel Gaza für eine gewisse Zeit kontrollieren. Der Premierminister fürchtet sich nicht davor.“
Damit stellt sich Netanjahu bewusst gegen internationale Erwartungen. Während Europa und Teile der UNO eine Rückkehr der Palästinensischen Autonomiebehörde fordern, zeichnet sich in Washington eine andere Vision ab: Gaza soll entmilitarisiert, von Terror befreit und unter internationalem Einfluss neu geordnet werden – mit Sicherheitsgarantien, aber ohne eine Rückkehr zu alten Fehlern.
Abraham-Abkommen 2.0?
Neben Geiselfragen und Iran wurde in Washington auch über neue diplomatische Optionen gesprochen. Netanjahu betonte, dass sich derzeit „Gelegenheiten zur Erweiterung des Friedenskreises“ ergäben – eine Anspielung auf die mögliche Aufnahme weiterer arabischer Staaten in die Abraham-Abkommen. Im Gespräch sind aktuell Oman, Mauretanien und Niger – Länder, in denen die USA ihren Einfluss geltend machen könnten.
Trump macht klar: Wer Frieden mit Israel schließt, kann auf wirtschaftliche und militärische Vorteile zählen. Und Israel wiederum wäre bereit, sich im Gegenzug für konkrete Normalisierungsschritte diplomatisch zu bewegen – wenn die Sicherheitslage es erlaubt.
Personalpolitik, Vertrauen, Kritik
Trotz des demonstrativen Schulterschlusses mit Trump: Innerhalb der israelischen Regierung herrscht nicht überall Harmonie. Insbesondere die hitzigen Debatten zwischen Ministern und IDF-Generalstabschef Eyal Zamir über Hilfslieferungen nach Gaza sind ein Thema. Netanjahu stellt sich dabei schützend vor den Militärchef: „Er vertraut Zamirs Führung“, so ein Regierungsvertreter. Die Kritik betreffe Stilfragen, nicht die Strategie. Ein Appell ging auch an die Minister: Sie sollen ihre Kritik „respektvoller“ äußern.
Und auch in Sachen Justiz drückt Trump seine Unterstützung deutlich aus. Immer wieder bringt er Netanjahus laufenden Korruptionsprozess ins Gespräch – mit der Botschaft: Der Fall ist politisch, nicht juristisch. „Dieser Prozess ist tot,“ sagte ein israelischer Beamter. Für Trump ein weiterer Beweis dafür, dass er und Netanjahu im selben politischen Boot sitzen.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: GPO
Mittwoch, 09 Juli 2025