Gaza bleibt das letzte Hindernis: Saudischer Journalist fordert historischen Frieden – und warnt Israel eindringlichGaza bleibt das letzte Hindernis: Saudischer Journalist fordert historischen Frieden – und warnt Israel eindringlich
Ein saudischer Journalist spricht im israelischen Parlament Klartext: Gaza sei das Haupthindernis für Frieden, aber das Zeitfenster für eine historische Wende stehe weit offen – noch.
Was auf den ersten Blick wie eine diplomatische Randnotiz wirken könnte, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als politisches Erdbeben: Ein führender saudischer Journalist, Abdulaziz AlKhamis, hat in der Knesset offen erklärt, dass Gaza das zentrale Hindernis auf dem Weg zu einem umfassenden regionalen Friedensabkommen darstellt – und dass der Schlüssel zur Lösung in Israels Händen liegt. Die Worte fielen nicht zufällig, sondern im Rahmen einer Konferenz zur Zukunft des Nahen Ostens nach dem Iran-Krieg und dem andauernden Gaza-Konflikt. Was AlKhamis sagte, war mehr als nur ein Appell – es war eine historische Mahnung.
„Wenn Gaza fällt, fällt der Widerstand gegen Frieden“
AlKhamis brachte es auf den Punkt: Wenn es eine stabile Lösung für Gaza gebe, sei der Weg für einen regionalen Friedensschluss frei – auch mit saudischer Beteiligung. Der Journalist, der in den Vereinigten Arabischen Emiraten lebt und für SkyNews Arabia arbeitet, sprach von einer „letzten Gelegenheit in dieser Generation“, einen dauerhaften Frieden im Nahen Osten zu etablieren. Doch dieser Frieden sei nicht zu haben, ohne dass Israel ernsthaft bereit sei, auf die arabische Welt zuzugehen – nicht nur sicherheitspolitisch, sondern auch moralisch und politisch.
Seine Worte hatten Gewicht – nicht nur, weil sie im israelischen Parlament fielen, sondern weil sie einen seltenen Moment widerspiegeln: das ehrliche Angebot einer arabischen Stimme, Israel nicht nur als faktischen Nachbarn, sondern als legitimen Partner in einem gemeinsamen regionalen Projekt zu akzeptieren.
Friedensplan mit Namen: „Abraham Shield“
Die Konferenz war der offizielle Startschuss für eine neue parlamentarische Initiative namens „Caucus zur Förderung eines regionalen Sicherheitsabkommens“, organisiert von der Coalition for Regional Security, einem Netzwerk aus ehemaligen Politikern, Sicherheitsexperten, Diplomaten und Unternehmern. Ihr Vorschlag: Der sogenannte „Abraham Shield Plan“, ein Konzept für Sicherheit, Stabilität und Wohlstand in der Region – mit Israel als integralem Bestandteil.
Doch dieser Plan ist an Bedingungen geknüpft. Gaza dürfe nicht weiter als „humanitäre Katastrophe“ verwaltet, sondern müsse als „strategisches Scheitern aller, die an einen friedlichen Nahen Osten glauben“ begriffen werden, so AlKhamis. Die Lösung: ein entmilitarisierter palästinensischer Staat mit technokratischer Übergangsregierung – unterstützt von regionalen Akteuren und begleitet von einem echten israelischen Bekenntnis zu Koexistenz.
Klare Worte an Jerusalem – und eine Warnung
„Israel hat heute eine militärische Dominanz wie nie zuvor“, sagte AlKhamis, „aber Macht, die nicht für Frieden genutzt wird, ist verschwendete Macht.“ Sollten Israel und seine Regierung – explizit nannte er Premierminister Netanyahu – dieses Zeitfenster ignorieren und Gaza weiter demütigen oder die Normalisierung nur als einseitigen Vorteil begreifen, dann werde nicht nur Saudi-Arabien verloren gehen, sondern auch „der neue Konsens der arabischen Welt“.
In einer ungewöhnlich eindringlichen Formulierung sagte er weiter: „Normalisierung ist keine Kapitulation. Sie ist der mutige Anspruch, dass die Zukunft den Baumeistern gehört, nicht den Bombenlegern.“
Syrische Stimmen in der Knesset – Ein Tabubruch
Neben AlKhamis sprach auch Shadi Martini, ein syrischer Aktivist und ehemaliger Klinikdirektor aus Aleppo. Er lobte die israelischen Erfolge gegen Hisbollah, kritisierte aber gleichsam die Unklarheit in Israels Syrienpolitik, etwa bei Angriffen nahe der Grenze, bei denen auch Zivilisten zu Schaden kamen.
Seine Botschaft: Auch Syrien suche einen Neubeginn – aber Israel müsse klar machen, ob es auf Partnerschaft oder Kontrolle setze. Martini zitierte ein Treffen mit Syriens Präsident A-Shaara, der sagte: „Diese Gelegenheit kommt nur alle hundert Jahre.“ Martini plädierte für eine Zukunft der Kinder im Nahen Osten „in Würde und Wohlstand“ – ein Satz, der in der Knesset lange nicht so viel Echo gefunden haben dürfte wie an diesem Tag.
Ein regionaler Konsens – noch greifbar, aber nicht garantiert
Auch israelische Stimmen wurden laut. Knessetabgeordnete wie Gilad Kariv (Arbeitspartei), Ram Ben-Barak (Yesh Atid) und Alon Shuster (Nationale Einheitspartei) stellten klar: Die Lehre aus dem 7. Oktober müsse eine tiefgreifende regionale Neuordnung sein – nicht nur militärisch, sondern vor allem diplomatisch.
Oppositionsführer Yair Lapid ging noch weiter: Ein Frieden mit Syrien sei möglich – wenn Syrien das Thema der Golanhöhen fallen lasse. Der ehemalige General Udi Dekel warnte jedoch vor Zeitverschwendung: „Gelegenheiten fallen nicht vom Himmel – und sie verschwinden auch wieder.“ Die arabischen Staaten hätten einen Plan für Gaza vorgelegt – doch Israel habe bislang abgelehnt.
Militärischer Sieg reicht nicht – jetzt muss Diplomatie folgen
Die Mitorganisatorin Lian Pollak-David, ehemalige Beraterin im Büro des Premierministers, sprach unmissverständlich: „Seit dem Massaker vom 7. Oktober hat Israel tektonische Veränderungen angestoßen – aber militärische Stärke allein reicht nicht mehr aus.“ Die Herausforderung der Zukunft heiße Diplomatie, Normalisierung, regionale Partnerschaften – und der Wille, Frieden nicht nur zu verwalten, sondern zu gestalten.
Ein Moment der Entscheidung
Am Ende bleibt die klare Erkenntnis: Israel hat eine historische Chance. Der Nahostkonflikt steht an einer Schwelle – entweder zu einer neuen Phase der Integration oder zum Rückfall in altes Misstrauen. Die arabische Welt signalisiert, vielleicht zum ersten Mal so deutlich: Wir sind bereit. Aber auch nur dann, wenn Israel sich nicht weiter hinter seiner militärischen Überlegenheit verschanzt, sondern die ausgestreckte Hand wirklich ergreift.
Es ist ein Moment, der in Erinnerung bleiben könnte – als der Tag, an dem in Jerusalem nicht über Krieg, sondern über Frieden gesprochen wurde. Und zwar ehrlich, direkt, menschlich.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Chris Yunker from St. Louis, United States - Knesset Building, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39497253
Donnerstag, 10 Juli 2025