Trumps Sondergesandter plant Treffen mit al-Sharaa und SDF-Chef

Trumps Sondergesandter plant Treffen mit al-Sharaa und SDF-Chef


Die USA vermitteln zwischen Damaskus und kurdischen Kräften – Einigung über Verwaltung, Sicherheitsfragen und Ölreserven könnte den Weg in ein postrevolutionäres Syrien ebnen.

Trumps Sondergesandter plant Treffen mit al-Sharaa und SDF-Chef

Tom Barrack, enger Vertrauter von Donald Trump und derzeit US-Sondergesandter für Syrien, plant laut Medienberichten ein neues Treffen mit Syriens Präsident Ahmed al-Sharaa sowie dem Oberkommandierenden der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), Mazloum Abdi. Der Ort ist noch geheim, doch die Absicht ist klar: Das historische Abkommen vom 10. März 2025 zwischen Damaskus und der SDF soll in die Praxis überführt werden – möglicherweise mit Änderungen.

Das Treffen wäre bereits das zweite zwischen al-Sharaa und Abdi, seit der technokratisch auftretende syrische Präsident sich daran macht, das zersplitterte Land institutionell zu vereinen. Barracks Reisepläne, so heißt es, knüpfen direkt an seine jüngsten Gespräche im Libanon an, bei denen es unter anderem um die Rolle der Hisbollah ging. Dass nun auch das SDF-Dossier auf den Tisch kommt, deutet auf einen größeren diplomatischen Vorstoß Washingtons hin – mit französischer Unterstützung, wie der Sender Syria TV meldet.

Von der Autonomie zur Integration?

Im Mittelpunkt steht ein Balanceakt: Die SDF, einst mit US-Unterstützung gegen den Islamischen Staat aufgebaut, verwaltet weite Teile Nordostsyriens autonom. Das Abkommen vom März sieht vor, dass diese Parallelstrukturen – zivile Verwaltungen, Grenzposten, Flughäfen, Öl- und Gasressourcen, sogar militärische Einheiten – nach und nach in die Institutionen der Zentralregierung eingegliedert werden. Ein Schritt, der sowohl politisch als auch militärisch heikel ist.

Denn einerseits wünscht sich Damaskus die Rückkehr der Kontrolle über die rohstoffreiche Region. Andererseits hat die SDF keinerlei Interesse daran, als bloßes Anhängsel der alten Strukturen zu enden. Genau an diesen Punkten soll laut Kurdistan24 nachverhandelt werden – einzelne Vertragsklauseln stehen zur Disposition.

Gerüchte, Einflusszonen, Interessen

Die Gerüchteküche brodelt bereits: Auf sozialen Medien kursierten Berichte, dass Abdi mithilfe US-amerikanischer Kräfte nach Damaskus gebracht worden sei. Eine offizielle Bestätigung dafür fehlt. Sicher ist jedoch: Der politische Symbolwert dieser Begegnung wäre immens.

Die SDF, einst revolutionärer Gegenentwurf zum syrischen Staatsapparat, würde – sofern die Gespräche erfolgreich verlaufen – de facto zu einem Teil eines neuen syrischen Gesamtgebildes. Präsident al-Sharaa, der 2023 als Nachfolger von Bashar al-Assad an die Macht kam, verfolgt offenkundig eine Strategie der innerstaatlichen Einbindung statt Konfrontation. Ein Kurswechsel, der nicht nur in Paris, sondern offenbar auch im Weißen Haus Unterstützung findet.

Israelisches Interesse – diplomatisches Schweigen

Besonders bemerkenswert ist ein Detail, das zwar nicht offiziell bestätigt wurde, aber in den arabischen Medien die Runde macht: Angeblich soll al-Sharaa im Juni in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit einem israelischen Vertreter zusammengetroffen sein. Sollte sich dies bewahrheiten, wäre es ein außenpolitischer Paukenschlag – insbesondere angesichts der israelischen Sicherheitsinteressen im syrischen Raum, etwa in Bezug auf iranische Milizen und Waffenlieferungen an die Hisbollah.

Dass Israel nicht protestiert, sondern auffällig still bleibt, könnte ein Hinweis darauf sein, dass die neuen syrischen Machthaber auch in Jerusalem nicht mehr als bloße Assad-Erben wahrgenommen werden. Ein geeintes Syrien, das sich vom iranischen Einfluss emanzipiert, wäre aus israelischer Sicht zweifellos ein Gewinn.

Frankreich mischt mit

Frankreich, historisch eng mit dem syrischen Raum verbunden, wird laut mehreren Berichten eine aktive Rolle bei der Ausgestaltung des Abkommens spielen. Paris hat bereits mehrfach seine Unterstützung für eine "gestufte Integration" der SDF in den Staatsapparat signalisiert – unter der Bedingung, dass Minderheitenrechte gewahrt bleiben.

Es ist also kein Zufall, dass Barrack sich auch mit französischen Diplomaten abstimmt. Es geht längst nicht mehr nur um Syrien – sondern um den gesamten Nahen Osten nach dem Iran-Krieg.

Die bevorstehenden Gespräche könnten ein Wendepunkt sein: Das Assad-Regime ist Geschichte – nun geht es darum, ob unter al-Sharaa ein neues Syrien entsteht, das nicht nur die territorialen Bruchlinien überwindet, sondern auch die geopolitischen. Die USA, Frankreich und womöglich auch Israel scheinen bereit zu sein, diesem Prozess – vorsichtig, aber konstruktiv – eine Chance zu geben.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Presidency of the Syrian Arab Republic - Presidency of the Syrian Arab Republic, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=168234900


Donnerstag, 10 Juli 2025

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