Von Teheran zurück in den Tunnelkrieg: Warum Israels Kampf in Gaza nie Pause hatte

Von Teheran zurück in den Tunnelkrieg: Warum Israels Kampf in Gaza nie Pause hatte


Zwei Wochen nach dem wohl kühnsten Schlag gegen Irans Atomprogramm kehrt Israels Premier Benjamin Netanjahu mit voller Wucht zurück in die Realität: Der Krieg, der Israel wirklich erschüttert, tobt nicht in der iranischen Wüste, sondern in den staubigen, blutgetränkten Ruinen von Gaza.

Von Teheran zurück in den Tunnelkrieg: Warum Israels Kampf in Gaza nie Pause hatte

Die Operation „Am K’Lavi“ – der Angriff auf Irans Atomanlagen – war ein Geniestreich militärischer Planung, ein Symbol nationaler Entschlossenheit. Es war ein Moment, in dem Israel der Welt zeigte: Wir sind nicht wehrlos. Wir sind nicht allein. Und wir haben nicht vergessen. Benjamin Netanjahu stand auf der Höhe seiner Macht, gefeiert im In- und Ausland, getragen vom Momentum.

Doch der Ruhm war flüchtig. Denn während Teheran brannte, glühten auch die Tunnel von Gaza weiter – voller Terror, Geiseln und tödlicher Gefahren für israelische Soldaten. Der Premier, der im Weißen Haus von einer neuen Nahost-Architektur hätte träumen können, wurde wieder hineingezogen in den alten Albtraum: Hamas, Geiseln, Tote.

Und es ist diese unausweichliche Rückkehr ins Herz der Finsternis, die das politische Jerusalem derzeit dominiert.

Der bittere Preis der Realität

Am Montag kamen erneut fünf Soldaten im Kampf in Gaza ums Leben – nach dem Ende der Iran-Operation sind es nun siebzehn. Diese Zahl ist mehr als Statistik. Sie ist Erinnerung, Mahnung, Schmerz. Die toten Namen werden verlesen, die Familien trauern – und eine Nation wird wieder daran erinnert, dass der Krieg nie pausierte.

Gaza, nicht Iran, ist das Schlachtfeld, das die israelische Seele zerreißt. Während die Zentrifugen Irans zerstört wurden, laufen die Zentrifugen des Hasses in Gaza weiter. Fünfzig Geiseln sind dort noch, mindestens zwanzig vermutlich am Leben. Und mit jedem Tag wächst der Druck auf Netanjahu, endlich zu liefern – nicht nur Siege auf dem Radarbildschirm, sondern Heimkehrer in die Wohnzimmer ihrer Familien.

Die israelische Öffentlichkeit ist nicht blind. Sie hat den Erfolg im Iran registriert – aber sie lebt mit dem Versagen, das bisherige Unvermögen, Hamas zu brechen, Geiseln zu retten, Gaza zu befrieden. Netanjahu hat das verstanden. Deshalb verlegte sich auch der Fokus seiner USA-Reise nicht auf Atomabkommen, sondern auf Gaza. Zwei Treffen mit Donald Trump innerhalb von 24 Stunden – beide ganz im Zeichen der Fragen: Gibt es eine Feuerpause? Kommen die Geiseln frei? Wird Hamas zerschlagen?

Der Spagat des Premierministers

Netanjahu steht vor einem Dilemma. Jeder Kompromiss, jedes Abweichen vom erklärten Ziel der totalen Vernichtung von Hamas könnte seine rechtsradikalen Koalitionspartner vertreiben – und die Regierung zu Fall bringen. Gleichzeitig wird der Druck der Familien, der Gesellschaft und der IDF größer: Holt die Geiseln zurück.

Deshalb wird verhandelt – heimlich, vorsichtig, ohne Versprechen. Der Premier weiß: Ein Deal, der zu früh öffentlich wird, könnte ihn politisch vernichten. Und doch: Die Stimmung im Land kippt. Immer mehr Israelis fragen sich, ob der Krieg überhaupt noch zu gewinnen ist, ob nicht ein geregelter Waffenstillstand – mit Rückkehr der Geiseln – das kleinere Übel wäre.

Aber genau hier liegt das Dilemma: Was, wenn der Preis für die Rückkehr der Geiseln Hamas an der Macht lässt? Was, wenn Trump eine Vereinbarung vermittelt, die der Premier als Niederlage verkaufen müsste? Netanjahu spricht in Washington von einer Strategie, „die ich hier nicht im Detail erläutern werde“ – und deutet gleichzeitig an, dass neue, harte Schritte gegen Hamas bevorstehen. Aber es ist eine Strategie, deren Zeitfenster schrumpft.

Die Öffentlichkeit hat kein Geduldskonto mehr

Israels Geduld ist endlich. Die Bilder aus Rafah, Beit Hanun, Khan Yunis – sie wirken längst nicht mehr wie Szenen aus einem gerechten Krieg, sondern wie endlose Schleifen aus Leid und Tod. Und obwohl das Ziel klar bleibt – „Es darf kein Hamas mehr geben“ –, ist der Weg dorthin zunehmend unklar.

Der Schmerz über gefallene Soldaten ist realer als jede geopolitische Rede. Die Angst der Geiselfamilien dringlicher als jede strategische Vision. Und das Land wacht jeden Morgen mit der bangen Frage auf: Wer ist diesmal gefallen?

Die Operation im Iran mag ein Meilenstein gewesen sein. Aber sie hat eines nicht getan: den Krieg in Gaza beenden. Der emotionale Schwerpunkt Israels ist nicht Teheran. Er liegt tief in den Trümmern von Gaza, in den Tunneln, in den Händen der Terroristen, die Menschen als Schutzschilde missbrauchen.

Netanjahu weiß das. Deshalb kehrte er zurück – innerlich und politisch. Und deshalb ist dieser Krieg noch lange nicht vorbei.


Autor: Redaktion
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Donnerstag, 10 Juli 2025

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