Israel und die USA kurz vor neuem Handelsabkommen Israel und die USA kurz vor neuem Handelsabkommen
Frische Einigung bei Agrarprodukten, deutliche Zollsenkung für israelische Exporte, doch die neue US-Linie bleibt spürbar – Jerusalem sieht Fortschritt, aber kein Freibrief.
Während viele Länder unter dem neuen Zollregime der Vereinigten Staaten leiden, scheint Israel kurz davor zu stehen, mit Washington ein neues Handelsabkommen zu schließen. Ein Abkommen, das nicht frei von Zugeständnissen ist – aber aus israelischer Sicht doch ein bedeutender Fortschritt sein könnte. Nach Wochen intensiver Verhandlungen meldet das israelische Wirtschaftsministerium nun, dass entscheidende Streitpunkte, etwa rund um Agrarprodukte, beigelegt wurden. Auch wenn die Zölle nicht gänzlich verschwinden werden, ist zumindest eine drastische Reduktion der bisherigen US-Maßnahmen in Sicht.
Die Chefunterhändlerin Yifat Alon-Perl vom israelischen Außenhandelsdirektorat zeigt sich vorsichtig optimistisch: Die Gespräche stünden kurz vor dem Abschluss. Nach derzeitigem Stand soll der bisher geltende Strafzollsatz von 17 % auf israelische Exporte in die USA deutlich gesenkt werden – auf einen Satz von mindestens 10 %, was dem aktuellen Basiszoll der USA für alle Partnerstaaten entspricht. Eine vollständige Rücknahme sei allerdings nicht vorgesehen. Israel profitiert damit zwar im Vergleich zu anderen Ländern, bleibt aber Teil eines neuen US-Handelskurses, der deutlich härter geworden ist.
Landwirtschaftseinigung als Wendepunkt
Ein Durchbruch wurde insbesondere bei einem hochsensiblen Thema erzielt: der Ausfuhr von frischen und verarbeiteten Agrarprodukten. Hier wurde ein separater Teilvertrag vereinbart, der bereits in Kürze unterzeichnet werden soll. Die Differenzen galten bis zuletzt als Hindernis für ein umfassendes Abkommen. Dass diese nun beigelegt sind, werten Beteiligte als klares Signal für die Kompromissbereitschaft beider Seiten.
Dennoch ist der Weg zur endgültigen Einigung nicht abgeschlossen. Zwar ist die formelle Ankündigung eines Rahmenabkommens in den nächsten Tagen geplant, doch der Feinschliff soll sich noch über Monate hinziehen. Israel strebt laut Alon-Perl weitere Zollsenkungen an, will aber auch sicherstellen, dass künftige US-Präsidenten nicht erneut willkürlich bestehende Vereinbarungen aufkündigen.
Trump setzt die Welt unter Druck – mit Erfolg?
Die Initiative zu den Gesprächen kam ursprünglich aus Washington – besser gesagt, aus der Hand des ehemaligen und nun erneut amtierenden US-Präsidenten Donald Trump. Im April hatte er Strafzölle gegen Dutzende Staaten verhängt, mit der klaren Ansage: Wer keinen Handelsvertrag unterschreibt, zahlt. Die Basislinie liegt seither bei 10 %, für Israel galt ein erhöhter Satz von 17 %. Für andere Länder – etwa Brasilien – wurden inzwischen Sätze von bis zu 50 % angedroht oder verhängt.
Die Wirtschaftswelt reagierte irritiert, manche Märkte wurden erschüttert. Doch Trumps Strategie zeigt Wirkung: Großbritannien und Vietnam haben bereits eigene Abkommen ausgehandelt, weitere Staaten bemühen sich fieberhaft um vergleichbare Regelungen – mit Blick auf die neue Frist, die Trump bis zum 1. August gesetzt hat.
Auch Israel war früh unter Druck geraten. Bei einem Besuch im Weißen Haus im April hatte Premierminister Benjamin Netanjahu persönlich zugesagt, das Handelsbilanzdefizit mit den USA zu reduzieren – ein Signal, das in Jerusalem als politischer Startschuss für das jetzige Abkommen verstanden wurde.
Israels Blick nach vorn
Jerusalem sieht in dem bevorstehenden Vertrag eine strategische Chance: Als eines der ersten Länder überhaupt würde Israel ein belastbares Handelsabkommen mit den USA unter den neuen Bedingungen schließen. Dies verschafft Spielraum in einer von Unsicherheit geprägten globalen Handelslandschaft. Noch sind nicht alle Details geklärt, und niemand in Jerusalem spricht von einem „Durchbruch“ – aber vom greifbaren Fortschritt.
Dass Israel mit einem reduzierten Zollsatz von 10 % davonzukommen scheint, ist das Resultat diplomatischer Anstrengungen und wirtschaftspolitischer Kompromissbereitschaft. Doch klar ist auch: Die Spielregeln im Welthandel haben sich verändert. Israel passt sich an – nicht bedingungslos, aber entschieden.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: GPO
Donnerstag, 10 Juli 2025