Bewegung im Geiseldeal: Israel legt neue Vorschläge vor, Hamas zeigt Bereitschaft zur Feuerpause

Bewegung im Geiseldeal: Israel legt neue Vorschläge vor, Hamas zeigt Bereitschaft zur Feuerpause


Erstmals seit Monaten deuten israelische Rückzugsangebote und Anzeichen von Bewegung bei der Hamas auf Fortschritte bei den indirekten Verhandlungen hin – auch die Achse Morag steht zur Disposition.

Bewegung im Geiseldeal: Israel legt neue Vorschläge vor, Hamas zeigt Bereitschaft zur Feuerpause

Nach monatelangem Stillstand in den indirekten Verhandlungen über eine mögliche Geiselvereinbarung zwischen Israel und der Hamas zeichnet sich ein potenzieller Wendepunkt ab. Laut einem Bericht des israelischen Senders N12 hat Israel den Vermittlern neue Rückzugskarten vorgelegt – darunter erstmals auch mit einem Vorschlag, sich aus der strategisch wichtigen Achse „Zir Morag“ im südlichen Gazastreifen zurückzuziehen.

Dieser Schritt erfolgt vor dem Hintergrund intensiver Gespräche innerhalb des israelischen Sicherheitskabinetts. Regierungsnahe Quellen berichten, dass Premierminister Benjamin Netanjahu sich in vertraulichen Beratungen offen für eine begrenzte Feuerpause und operative Veränderungen in der Truppenpräsenz gezeigt habe. Ziel sei es, einen substantiellen Fortschritt bei den Gesprächen zu ermöglichen, ohne sicherheitsrelevante Grundprinzipien aufzugeben.

Hamas weicht erstmals von zentraler Forderung ab

Auch auf Seiten der Hamas, die weiterhin Dutzende Geiseln festhält, zeichnet sich eine gewisse Bewegung ab. Vermittler aus Katar und Ägypten berichten, dass die Organisation bereit sein könnte, einen etwa 60-tägigen Waffenstillstand zu akzeptieren – und dies ohne die bisherige Voraussetzung eines vollständigen israelischen Rückzugs oder einer Garantie zur Beendigung der militärischen Operation.

Ein solcher Schritt wäre ein bemerkenswerter taktischer Kurswechsel der Terrororganisation, die bislang auf ihrer Maximalforderung eines „dauerhaften Waffenstillstands“ bestand. Offenkundig wächst der Druck auf die Hamas – sowohl von Teilen der eigenen Bevölkerung in Gaza, als auch aus dem Ausland. Die Lage im südlichen Gazastreifen ist katastrophal, Versorgungslinien sind unterbrochen, Hilfslieferungen unzureichend.

Achse Morag als Schlüsselpunkt

Nach Einschätzung israelischer Sicherheitskreise könnte ein Abzug aus der Achse Morag der entscheidende Hebel für einen Durchbruch sein. Dieses Gebiet, das zwischen Khan Yunis und Rafah liegt, hat hohe operative Bedeutung für Israel, wird jedoch von der Gegenseite als zentrales Hindernis für eine Einigung betrachtet. Sollte Israel sich in einem koordinierten Rahmen von dort zurückziehen, wäre dies nach Meinung von Vermittlern ein „sichtbares Signal“, auf das die Hamas reagieren könnte.

Ein israelischer Beamter sagte gegenüber N12: „Das Ziel ist klar – wir wollen die Rückkehr der Geiseln. Dafür sind operative Anpassungen möglich, sofern sie mit unseren Sicherheitsinteressen vereinbar bleiben.“ Auch ein Verzicht auf den Bau der geplanten humanitären Stadt in Rafah steht offenbar im Raum, falls dies den Weg zu einer Lösung erleichtert.

Verhalten optimistische Signale aus Washington

Auch von amerikanischer Seite gibt es Hinweise auf Bewegung. US-Diplomaten, die in ständigem Kontakt mit der israelischen Regierung stehen, sehen in den neuen Rückzugsplänen „eine ernsthafte Grundlage für weitere Gespräche“, wie es in vertraulichen Gesprächen heißt. Sollte eine Vereinbarung in greifbare Nähe rücken, wird mit einer intensiveren Vermittlungsrolle Washingtons gerechnet.

Der israelische Minister Ron Dermer koordiniert derzeit die Abstimmungen mit der US-Regierung, während Premier Netanjahu die Entwicklungen mit hoher Aufmerksamkeit verfolgt. Im Sicherheitskabinett wurde nach Angaben von N12 zuletzt betont, dass „dieser Moment nicht ungenutzt verstreichen“ dürfe.

Vorsichtige Einschätzungen, keine Durchbruchsprognose

Trotz der neuen Bewegung bleiben viele Unsicherheiten. Auf israelischer Seite besteht die Sorge, dass die Hamas mögliche Zugeständnisse erneut als taktisches Mittel nutzt, um Zeit zu gewinnen und sich militärisch zu reorganisieren. Andererseits ist klar: Ohne ein Minimum an Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten sind weitere Monate der Eskalation wahrscheinlich – mit verheerenden humanitären und politischen Folgen.

Ein hoher israelischer Sicherheitsbeamter formulierte es so: „Es gibt ein kleines Zeitfenster. Wir wissen nicht, wie lange es offenbleibt. Aber wir wissen, was auf dem Spiel steht.“

Ob es zu einer Vereinbarung kommt, hängt nun maßgeblich vom Verhalten der Hamas ab – und davon, ob die Organisation bereit ist, tatsächlich auf die Vermittler zuzugehen. Israel hat seine Karten offengelegt. Jetzt liegt der Ball bei der Gegenseite.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot


Dienstag, 15 Juli 2025

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