Vor Trumps Treffen mit Katars Premier: Neue Karten, kaum Fortschritte – und die Angst vor dem nächsten Scheitern

Vor Trumps Treffen mit Katars Premier: Neue Karten, kaum Fortschritte – und die Angst vor dem nächsten Scheitern


Zähe Gespräche, stille Zugeständnisse: Israel rückt im Ringen um eine Feuerpause in Gaza erneut vor – politisch, nicht militärisch. Doch was hinter verschlossenen Türen verhandelt wird, geht an die Substanz.

Vor Trumps Treffen mit Katars Premier: Neue Karten, kaum Fortschritte – und die Angst vor dem nächsten Scheitern

Ein neues Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Katars Regierungschef in Washington könnte nun entscheidend werden – für Israels Sicherheit, für das Schicksal der Geiseln und für die Zukunft des Nahen Ostens.

Die USA erhöhen den Druck. Donald Trump empfängt heute Katars Premierminister Mohammed bin Abdulrahman Al-Thani zum Arbeitsessen im Weißen Haus – offiziell geht es um bilaterale Beziehungen. In Wahrheit aber steht nur ein Thema im Raum: der Geisel-Deal zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas. Katar gilt als wichtigster Vermittler in den Verhandlungen, die derzeit unter strengster Geheimhaltung in Doha geführt werden. Und Israel hat in den letzten Tagen deutlich gemacht, dass es bereit ist, erneut strategische Zugeständnisse zu machen – nicht, weil es schwächelt, sondern weil es handeln will, bevor es zu spät ist.

Israel zieht sich zurück – aber nur taktisch

Wie aus israelischen Regierungskreisen verlautet, hat das Kriegskabinett um Premierminister Benjamin Netanjahu neue Rückzugspläne der Armee aus Gaza abgesegnet. Die aktualisierten Karten, die jetzt erstmals in diplomatischen Gesprächen mit Ägypten, Katar und den USA auf dem Tisch liegen, zeigen einen deutlich kleineren Radius der IDF-Präsenz rund um Rafah: weniger als zwei Kilometer Tiefe entlang der Nordseite des Philadelphi-Korridors, der Grenze zu Ägypten.

Zum Vergleich: Noch vor wenigen Wochen lag die israelische Ausgangsposition bei fünf Kilometern. Es ist ein erhebliches Entgegenkommen – ohne dass Israel militärisch geschwächt wird. Vielmehr geht es darum, der Hamas den letzten Vorwand für Blockaden zu nehmen.

Ein hochrangiger israelischer Sicherheitsbeamter sagte dem Sender N12: „Wir sind viele Schritte gegangen. Jetzt ist es an der Hamas, sich zu bewegen. Ohne klaren Druck der USA wird nichts passieren.“

Trump als Joker: Was Washington jetzt vorhat

Hinter den Kulissen arbeiten die Amerikaner an einer doppelten Linie: Einerseits will Trump eine Einigung zwischen Israel und der Hamas über einen mehrstufigen Geisel- und Waffenstillstandsdeal erzwingen. Andererseits, und das ist neu, will Washington offenbar den Gesprächsfaden mit dem Iran wieder aufnehmen – mit dem Ziel eines neuen Atomabkommens. Die Hoffnung: Wenn Teheran weniger aggressiv auftritt, lässt auch der Druck auf Hamas und Hisbollah nach.

Trump hatte bereits Anfang der Woche mit Katars Emir Tamim bin Hamad telefoniert. Heute folgt das persönliche Treffen mit dem Premierminister – und es ist kein Zufall, dass dies in enger zeitlicher Nähe zum Besuch von Netanjahu in Washington geschieht. Schon in der Vorwoche hatte es ein geheimes Dreiergespräch gegeben zwischen Trumps Nahost-Beauftragtem Steve Witkoff, Israels Minister Ron Dermer und einem Gesandten Katars. Dabei ging es um das zentrale Streitthema: den Umfang des israelischen Rückzugs als Gegenleistung für die Freilassung der Geiseln.

Die Uhr tickt – für die Geiseln und für Israels Sicherheit

In Israel wächst die Ungeduld. Der Druck der Geisel-Familien, die täglich vor dem Regierungssitz in Jerusalem protestieren, wird stärker. Die Hamas, so der Vorwurf vieler Angehöriger, spiele auf Zeit, während ihre Verwandten in Tunneln leiden oder bereits tot seien. Gleichzeitig verstärken sich die sicherheitspolitischen Risiken: Sollte es zu keinem Deal kommen, droht eine Wiederaufflammung der Kämpfe – mit noch größerer Intensität.

Die IDF ist einsatzbereit, aber niemand in Jerusalem will eine Eskalation nur um der Härte willen. „Wir stehen an einem kritischen Punkt“, sagt ein Regierungsberater. „Die Chance auf einen Deal ist da – aber sie wird nicht ewig bestehen.“

Die eigentliche Frage: Ist die Hamas überhaupt verhandlungsbereit?

Bisher hat die Terrororganisation jede Bewegung vermissen lassen. Obwohl Israel inzwischen bereit ist, neben dem Rückzug auch Haftentlassungen zu prüfen, beharrt die Hamas auf Maximalforderungen. Die USA wissen das – und deshalb liegt jetzt so viel Hoffnung auf Donald Trump. Denn wenn der Präsident Katars Führungsriege nicht zum Einlenken bringt, könnte die diplomatische Option endgültig scheitern.

Für Israel wäre das fatal – militärisch lösbar, aber menschlich tragisch. Noch gibt es Hoffnung. Aber die Geduld wird nicht unbegrenzt sein.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By The White House - https://www.flickr.com/photos/202101414@N05/54522106573/, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=165337471


Mittwoch, 16 Juli 2025

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