Hamas spielt auf Zeit – und verspielt damit die Chance auf einen WaffenstillstandHamas spielt auf Zeit – und verspielt damit die Chance auf einen Waffenstillstand
Israel ist bereit für eine Lösung – doch die Terrororganisation hält die Geiseln fest wie Faustpfänder. Hinter den Kulissen droht der Dialog zu zerbrechen, weil Hamas eine zentrale Wahrheit nicht akzeptieren will: Die Zeit arbeitet nicht mehr für sie.
Es sind Tage der vorsichtigen Hoffnung – und wachsender Zweifel. In Doha, wo seit bald zwei Wochen intensiv über ein mögliches Geiselabkommen verhandelt wird, liegt seit Donnerstag eine neue Vermittler-Initiative auf dem Tisch. Sie berücksichtigt zentrale israelische Forderungen. Doch während Jerusalem ein Entgegenkommen signalisiert, blockiert Hamas die nächste Phase – und entlarvt sich dabei selbst.
Ein ranghoher israelischer Regierungsvertreter beschreibt es so: „Hamas zieht die Verhandlungen in die Länge, vermeidet jede Diskussion über die Freilassung von Gefangenen und erweckt damit den Eindruck, nicht wirklich an einem Deal interessiert zu sein.“ Diese Aussage ist kein rhetorischer Schachzug. Sie ist Ausdruck wachsender Frustration auf israelischer Seite – und ein Alarmsignal für die Weltgemeinschaft, die so gerne in Vermittlerrollen schlüpft, aber nur selten bereit ist, sich mit der eigentlichen Ursache des Scheiterns auseinanderzusetzen.
Denn trotz diplomatischer Fortschritte bei der Koordination humanitärer Hilfe und Sicherheitsfragen weigert sich Hamas hartnäckig, über die Namen der zu entlassenden Häftlinge zu sprechen. Dabei ist genau dies der entscheidende Hebel für die nächste Stufe: die Freilassung weiterer Geiseln – und letztlich das Zustandekommen eines Waffenstillstands.
Fortschritte, die ins Leere laufen?
Die israelische Delegation in Doha ist mit einem klaren Mandat des Premierministers unterwegs. Benjamin Netanjahu, der erst am Donnerstag in einem Gespräch mit Papst Leo XIV. von einem „nahezu fertigen Abkommen“ sprach, steht im ständigen Kontakt mit seinem Verhandlungsteam. Das Ziel: Bewegung in einen Prozess zu bringen, der zuletzt mehr symbolische Rhetorik als greifbare Resultate lieferte.
In Ägypten, so berichten Verhandler, gibt es sogar einen parallelen Gesprächskanal zu humanitären Fragen – ein seltenes Zeichen multilateraler Entschlossenheit. Und doch: Solange Hamas sich weigert, die Karten auf den Tisch zu legen, bleibt alles hypothetisch. Besonders kritisch sieht Israel die Tatsache, dass die Terrororganisation jede Verhandlung über die sogenannten „Schlüsselgefangenen“ blockiert – also jene Namen, die für sie strategisch oder symbolisch relevant sind.
Dabei geht es um mehr als Taktik. Es geht um Verantwortung. Hamas spielt hier nicht nur mit der Zeit – sondern mit Menschenleben.
Die Frage nach der Ernsthaftigkeit
Dass Zweifel an der Ernsthaftigkeit von Hamas wachsen, liegt auch an den jüngsten Tönen aus deren Reihen. In einem seltenen Videoauftritt erklärte der Sprecher des militärischen Arms, Abu Ubaida, man habe „wiederholt vorgeschlagen, alle Geiseln in einem einzigen Schritt freizulassen“ – doch Israel habe abgelehnt. Diese Aussage ist perfide. Denn sie ignoriert nicht nur die Komplexität der Lage, sondern verdreht Ursache und Wirkung. Israel hat mehrfach klargestellt, dass es nicht zu den Bedingungen einer früheren Feuerpause zurückkehren wird – und schon gar nicht unter Drohungen oder Ultimaten.
Es gibt keine Rückkehr zu den Linien von März oder Januar. Und genau das ist der Punkt: Wer wie Hamas glaubt, mit sturer Blockadehaltung alte Muster wiederbeleben zu können, hat den Ernst der Lage nicht begriffen. Der politische Spielraum ist kleiner geworden, nicht größer. Die Geduld der israelischen Öffentlichkeit ist am Ende. Und die Opfer – die Familien der Geiseln – haben kein Verständnis mehr für diplomatische Spitzfindigkeiten, hinter denen sich Feigheit verbirgt.
Die Stunde der Entscheidung
Dass Netanjahu mit dem Papst spricht, zeigt, wie weitreichend die Bemühungen Israels gehen, internationale Unterstützung für ein ehrliches Abkommen zu gewinnen. Die USA und Katar engagieren sich aktiv, auch Ägypten will vermitteln. Und doch hängt alles an einem Akteur, der keine Rechenschaft schuldet, keine Kompromisse kennt und seine Strategie seit Jahren auf den Schmerz anderer gründet.
Hamas steht nun an einem Scheideweg. Wird die Organisation auf die aktualisierte Vermittlerinitiative reagieren – oder die Verhandlungen endgültig sabotieren? Die israelische Einschätzung ist eindeutig: Wenn Hamas auf das neue Angebot positiv antwortet, ist ein Durchbruch möglich. Doch bleibt die Antwort aus, dürfte auch die letzte Gesprächsbereitschaft schwinden.
Was hier auf dem Spiel steht, ist nicht nur ein Waffenstillstand. Es ist die Glaubwürdigkeit jedes künftigen diplomatischen Prozesses im Nahen Osten. Israel hat signalisiert, dass es zu echten Kompromissen bereit ist – ohne sich zu erpressen zu lassen. Es ist nun an Hamas, zu beweisen, dass sie mehr ist als eine Terrororganisation im Schützengraben der Vergangenheit. Doch bisher sieht es nicht danach aus.
Autor: Redaktion
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Freitag, 18 Juli 2025