US-Botschafter Huckabee besucht christliches Taybeh – und attackiert Israels Umgang mit Siedlergewalt

US-Botschafter Huckabee besucht christliches Taybeh – und attackiert Israels Umgang mit Siedlergewalt


Nach Brandanschlägen auf eine historische Kirche in Judäa erhebt der US-Botschafter schwere Vorwürfe gegen israelische Behörden. Washington fordert Konsequenzen – auch für die Tötung eines US-Bürgers.

US-Botschafter Huckabee besucht christliches Taybeh – und attackiert Israels Umgang mit Siedlergewalt

Der Ton ist scharf, die Botschaft eindeutig. Mike Huckabee, Trumps Botschafter in Israel, hat sich am Samstag demonstrativ an die Seite palästinensischer Christen gestellt – und Israels Regierung für die jüngste Welle mutmaßlich extremistischer Siedlergewalt ungewöhnlich hart kritisiert. Im Mittelpunkt seiner Visite: das christlich geprägte Dorf Taybeh südöstlich von Ramallah, das in den vergangenen Wochen gleich mehrfach Ziel von Angriffen geworden sein soll. Darunter: ein offenbar gezielter Brandanschlag nahe der historischen St.-Georgs-Kirche aus dem 5. Jahrhundert.

„Das ist Terror – und ein Verbrechen“, erklärte Huckabee bei seinem Besuch. „Wer solche Taten verübt, muss gefunden und vor Gericht gestellt werden. Ein bloßes Tadeln reicht nicht.“

Taybeh ist einer der wenigen noch verbliebenen christlichen Orte in der Region, viele Bewohner haben amerikanische Staatsbürgerschaft. Für Huckabee ist die Sache daher auch ein innenpolitisches Anliegen: „Ich arbeite für alle Amerikaner in Israel – egal ob jüdisch, muslimisch oder christlich. Wenn sie terrorisiert werden oder Opfer von Verbrechen sind, werde ich Konsequenzen fordern.“

Der Besuch kommt zu einem brisanten Zeitpunkt: Erst vergangene Woche hatte der US-Botschafter die israelische Regierung zu einer „entschlossenen Aufklärung“ des mutmaßlichen Mordes an dem 20-jährigen US-Bürger Sayafollah Musallet aufgerufen. Der junge Mann aus Florida war in Sinjil, unweit von Taybeh, zu Besuch bei seiner Familie – und wurde laut Zeugenaussagen am Abend des 12. Juli von einer Gruppe israelischer Siedler zu Tode geprügelt. Erst nach Stunden hätten Rettungskräfte ihn erreicht. Er starb auf dem Weg ins Krankenhaus.

Huckabee nannte die Tat ein „Verbrechen und einen Terrorakt“ – und forderte öffentlich die „aggressive Aufklärung“ durch Israel. Noch auffälliger: In Taybeh sprach er mit Bewohnern, lokalen Kirchenvertretern und internationalen Diplomaten – ohne israelische Repräsentanten an seiner Seite. In einem emotionalen Statement erklärte er: „Das Entweihen einer Kirche, Moschee oder Synagoge ist ein Verbrechen gegen Gott und die Menschlichkeit.“

Auch Theophilos III., griechisch-orthodoxer Patriarch von Jerusalem, war vor Ort und bestätigte, dass es letzte Woche in Taybeh einen Brandanschlag auf ein antikes Kirchenareal und ein benachbartes christliches Friedhofsgelände gegeben habe. Häuser seien attackiert worden, Anwohner hätten mehrfach vergeblich Notrufe bei der israelischen Polizei abgesetzt. „Diese Angriffe richten sich direkt gegen unsere Gemeinschaft – und gegen das religiöse Erbe dieser Region“, sagte der Patriarch. Warum israelische Sicherheitskräfte nicht eingriffen, müsse sofort aufgeklärt werden. „Die internationale Gemeinschaft muss handeln.“

Israels Regierung reagierte bisher nicht offiziell auf die Vorwürfe. Hinter den Kulissen jedoch wächst der Druck. Dass ein enger Trump-Vertrauter wie Huckabee öffentlich von „Terror“ spricht – und sich demonstrativ an die Seite palästinensischer Christen stellt –, markiert einen diplomatischen Einschnitt. Selbst unter Präsident Trump, der als Israelfreund gilt, könnte das politische Kapital Jerusalems Schaden nehmen, wenn Angriffe durch radikale Siedler nicht gestoppt und aufgeklärt werden.

In den letzten Monaten hatte die israelische Regierung unter Premierminister Netanjahu mehrfach versichert, „die Gewalt radikaler Randalierer“ werde konsequent verfolgt. Menschenrechtsorganisationen und auch hochrangige Militärs hatten jedoch beklagt, dass Täter in vielen Fällen nicht angeklagt werden – oder Ermittlungen ganz ausbleiben. Die US-Botschaft fordert nun erstmals öffentlich eine Wende.

Taybeh, einst als „biblisches Ephraim“ bekannt, ist Symbol für das fragile Gefüge christlichen Lebens in der Region. Wer hier Kirchen anzündet oder Gräber schändet, attackiert nicht nur Steine und Symbole, sondern das Fundament des religiösen Pluralismus im Heiligen Land. Dass sich nun sogar die US-Botschaft schützend vor diesen Ort stellt, ist ein diplomatischer Warnschuss – und ein Weckruf an die israelische Politik, die allzu oft zwischen Solidarität und Schweigen schwankt.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot X


Montag, 21 Juli 2025

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