Der Himmel über Teheran: Was Israel aus dem letzten Krieg gegen den Iran gelernt hat

Der Himmel über Teheran: Was Israel aus dem letzten Krieg gegen den Iran gelernt hat


Neue Verteidigung, alte Bedrohung – Wie die jüngste Konfrontation Israels mit dem Iran die Sicherheitsstrategie des jüdischen Staates verändert hat.

Der Himmel über Teheran: Was Israel aus dem letzten Krieg gegen den Iran gelernt hat

Der Krieg war kurz, intensiv – und dennoch strategisch prägend: Zwölf Tage dauerte der jüngste militärische Schlagabtausch zwischen Israel und dem Iran, ein Konflikt, der nicht nur durch seine Reichweite, sondern vor allem durch seine technologischen Konsequenzen in die Geschichte eingehen dürfte. Am 17. Juli, keine vier Wochen nach dem Ende von „Operation Am K’Lavi“ (Rising Lion), verkündete Israels Verteidigungsministerium die beschleunigte Anschaffung zusätzlicher Arrow-Abfangraketen – eine direkte Reaktion auf die neuen Bedrohungslagen, aber auch Ausdruck eines langfristig gereiften Verteidigungskonzepts.

Der 12-Tage-Krieg: Schnell, gezielt, lehrreich

Zwischen dem 13. und 24. Juni feuerte die Islamische Republik etwa 550 ballistische Raketen auf israelisches Territorium. Der Großteil dieser Angriffe erfolgte in den ersten Kriegstagen – eine Überrumpelungsstrategie, wie sie bereits in früheren iranischen Operationen sichtbar war. Doch im Unterschied zu früheren Jahren wurde Teheran diesmal selbst überrascht: Israels Luftwaffe hatte tief in iranisches Gebiet geschlagen, Startplattformen zerstört und die Fähigkeit der Revolutionsgarden zur Massensalve empfindlich eingeschränkt.

Während im Oktober und April 2024 die iranischen Angriffe minutiös vorbereitet worden waren, offenbarte sich nun, wie schwer sich Teheran mit einem dynamischen Gegenschlag tut. Israels Strategie zielte nicht nur auf Verteidigung, sondern auf präventive Lähmung – ein Ansatz, der bereits im Vorfeld durch Angriffe auf Huthi-Ziele im Jemen und auf iranische Infrastruktur geprobt wurde.

Abwehrsysteme mit Geschichte – und Zukunft

Die technologischen Erfolge dieser Tage sind nicht vom Himmel gefallen. Israels Luftabwehr ist das Ergebnis jahrzehntelanger Investitionen, die bereits in den 1980er Jahren mit dem Arrow-Programm begannen. Der Schock des Golfkriegs 1991, als Saddam Husseins Scud-Raketen in israelische Städte einschlugen und das US-Patriot-System enttäuschte, war der Weckruf für eine eigenständige Luftverteidigungsarchitektur.

Seitdem wurde ausgebaut, geschichtet und getestet: Iron Dome für Kurzstrecken, David’s Sling für mittlere Distanzen, Arrow 2 und 3 für den Hochbereich. Diese Systeme haben sich nun bewährt – und zwar in beispielloser Präzision: 99 Prozent der iranischen Drohnen wurden im Juni abgefangen oder versagten technisch. Eine solche Quote ist im militärischen Kontext nahezu beispiellos. Selbst ballistische Raketen konnten zu 86 Prozent neutralisiert werden – ein beeindruckender, wenn auch nicht vollständiger Schutz, wie die über 30 Todesopfer zeigen.

Teherans Dilemma: Präzision ohne Wirkung

Die iranische Militärdoktrin setzt seit Jahren auf asymmetrische Kriegsführung, unterstützt durch Proxys wie Hisbollah, die Huthis oder irakische Milizen. Raketen, Marschflugkörper und Drohnen gelten als das Rückgrat dieser Strategie. Und doch zeigt der vergangene Krieg: Die Grenze des technisch Möglichen ist erreicht – und mit ihr die Illusion der Unbesiegbarkeit.

Der viel propagierte „hypersonische Durchbruch“ Irans blieb wirkungslos, da Geschwindigkeit allein nicht ausreicht, wenn die Zielsteuerung fehlt. Ein Marschflugkörper, der nicht manövrieren kann, bleibt ein Projektil – kein Gamechanger. Die Geschichte erinnert: Weder Hitlers V-2-Raketen noch Saddams Scuds konnten Kriege gewinnen, wohl aber Terror verbreiten. Auch heute gilt: Technologie kann Schrecken auslösen, aber keinen Sieg garantieren.

Israels Luftwaffe: Präzision im Schatten

Was in der Öffentlichkeit oft unter dem Radar bleibt, sind die Luftoperationen, mit denen Israel Teherans militärische Ambitionen unterdrückt hat. Dutzende Angriffe auf nukleare Anlagen und Kommandozentralen im iranischen Kernland, ausgeführt mit F-16, F-15 und F-35 Kampfjets, Drohnen und Tankflugzeugen – eine logistische und operative Meisterleistung. Besonders bemerkenswert: Die eingesetzten Flugzeuge waren mit Abwehrsystemen von Elbit Systems ausgestattet, die erstmals in Echtzeit gegen iranische Bedrohungen getestet wurden – mit offenbar durchschlagendem Erfolg.

Diese Fähigkeiten waren nicht zuletzt das Resultat jahrelanger Erfahrungen im südlichen und nördlichen Kriegsbogen: Gaza, Libanon, Jemen. Die Luftwaffe hatte Zeit zu lernen – und hat dieses Wissen nun gezielt gegen den Hauptfeind Iran eingesetzt.

Die Gefahr bleibt – nur anders

So beeindruckend die Bilanz Israels aus diesem Krieg auch ist – sie darf nicht zur Selbstzufriedenheit führen. Der Iran wird reagieren. Teheran wird weiter auf Rüstung setzen, neue Raketenmodelle entwickeln, vielleicht auch mit Hyperschalltechnologien experimentieren. Die Spannungen in der Region werden durch jeden Angriff auf Huthi-Positionen oder Hisbollah-Stellungen neu entfacht. Auch verdeckte Operationen und Cyberangriffe bleiben realistische Bedrohungen. Und: Israels Gegner lernen mit.

Doch die jüngste Auseinandersetzung hat gezeigt, dass technologische Überlegenheit gepaart mit strategischer Weitsicht Wirkung zeigt. Die Fähigkeit, Bedrohungen nicht nur zu parieren, sondern an ihrer Wurzel zu bekämpfen, macht den Unterschied. Wer Israels Entschlossenheit unterschätzt, irrt sich – militärisch, politisch und historisch.


Autor: Bernd Geiger
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Montag, 21 Juli 2025

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